Von: ka
Vermiglio/Presena – Die von einer Drohne aufgezeichneten Bilder und Videos offenbaren das Leiden des Presena-Gletschers, dessen Schnee- und Eismassen in der Sommersonne dahinschmelzen. Nur lange Planen, die seit dem Jahr 2008 über den größten Teil des Gletschers gespannt werden, ermöglichen es dem Gletscher noch, die warmen Monate zu überleben. Die Aufnahmen lassen keine Zweifel aufkommen. Dort wo die Schutzplanen lagen, konnte sich der Schnee und der Firn halten, während außerhalb davon von den einstigen Eismassen nur mehr kümmerliche Reste übrig sind.
Wie jedes Jahr begannen vor den ersten Schneefällen Anfang September Angestellte des Wintersportkonsortiums Pontedilegno-Tonale damit, die Schutzplanen, die einen Großteil des Presena-Gletschers bedecken, wieder einzurollen. Dabei wurden zuerst die „Nähte“, die die Planen auf dem Eis zusammenhalten, geöffnet und dann die langen „Tücher“ mithilfe einer Schneekatze eingerollt.
Die Planen sind Teil eines Gletscherschutzprojekts, das im Jahr 2008 ins Leben gerufen worden war. Nach dem Ende der Skisaison und rechtzeitig vor Beginn der warmen Sommermonate waren die fünf Meter breiten und 70 Meter langen thermischen Schutzplanen ausgerollt worden. Um zu verhindern, dass der ganze, übrig gebliebene Schnee schmilzt, waren im Juni im Rahmen der sich über mehrere Tage hinziehenden Arbeit beginnend von der Bergstation des Gletscherskigebietes in 3.000 Meter Seehöhe rund 100.000 Quadratmeter des Gletschers mit Planen bedeckt worden.
Die Bilder und Videos der Drohnen, die die Arbeiter beim Einziehen der Seile und Einrollen der Schutzplanen filmten, lassen keinen Zweifel über die Richtigkeit der Maßnahme aufkommen. Nur dort, wo er unter den Planen lag, konnte sich der Schnee und der Firn gut halten, während außerhalb der gigantischen Schutzfolien vom vormals riesigen Gletscher nur kümmerliche, nackte Reste den Sommer überlebten. Erste Messungen ergaben, dass nicht zuletzt dank der Planen an der Bergstation drei Meter dickes Eis die warmen Monate überdauern konnte.
Die von der Drohne aufgezeichneten Bilder und Videos stimmten viele Leser und Kommentatoren nachdenklich. An kaum an einem anderen Ort werden die Folgen des Klimawandels so augenscheinlich gezeigt, wie auf einem Gletscher. Beim Presena-Gletscher ist die Entwicklung besonders dramatisch. Während der Gletscher noch in den Sechzigerjahren eine Fläche von mehr als 80 Hektar aufwies, sind heute davon kaum mehr als 20 Hektar übrig geblieben.
Wenn das so weitergeht – so diese Stimmen – wird der Presena-Gletscher eines Tages Geschichte sein.