Von: Ivd
Florenz – In der toskanischen Hauptstadt haben Aktivisten in der Nacht ein Zeichen gegen Kurzzeitvermietungen und den Massentourismus gesetzt. Die Aktion, die von der Bürgerinitiative Salviamo Firenze per viverci (Rettet Florenz zum Wohnen) organisiert wurde, ist Teil einer breiteren Protestbewegung in Italien. Sie beklebten Keyboxen und Türklingeln mit gelb-schwarzem Klebeband.
In rund zwanzig Straßen des historischen Zentrums wurden Keyboxen, die oft von Vermietern für den Zugang von Touristen genutzt werden, mit Absperrband und der Aufschrift „Rimozione forzata“ (Zwangsweise Entfernung) markiert. Hintergrund ist das Verbot der Keyboxen, die es Vermietern von Ferienapartments und Touristen einfacher macht, eine Schlüsselübergabe auch ohne Personal vor Ort durchzuführen. Diese wurden vor kurzem verboten, um den Massentourismus in Italien einzudämmen.
Massimo Torelli, Sprecher von Salviamo Firenze per viverci, kritisierte scharf, dass die Behörden trotz des Erlasses des Innenministeriums vom November keine Maßnahmen gegen die Nutzung dieser Keyboxen ergriffen hätten. „Es ist mehr als ein Monat vergangen, seit bestätigt wurde, dass diese Kästchen in italienischen Städten für Kurzzeitvermietungen nicht erlaubt sind. Dennoch bleiben die Versprechungen, sie aus dem Stadtbild zu entfernen, unerfüllt. Alles geht weiter wie zuvor“, erklärte Torelli gegenüber der Presse.
Neue Vorschriften ab Januar 2025
Der Protest fällt zeitlich mit dem Inkrafttreten neuer Vorschriften für Kurzzeitvermieter zusammen. Ab dem 01.01.2025 müssen Vermieter, die Wohnungen über Plattformen wie Airbnb anbieten, neben ihrer Klingel ein Identifikationskennzeichen (Codice Identificativo Nazionale, CIN) anbringen. Zudem sind sie verpflichtet, Sicherheitsauflagen wie die Installation von Feuerlöschern, Gas- und Kohlenmonoxidmeldern sowie die Einhaltung baurechtlicher Vorgaben zu erfüllen. Laut Angaben der Aktivisten seien jedoch 95 Prozent der Anbieter nicht vorbereitet.
„Ab Januar drohen Bußgelder – aber nur, wenn tatsächlich kontrolliert wird“, so Torelli. Gleichzeitig kündigte die Initiative an, ihre Proteste im kommenden Jahr fortzusetzen, um gegen die „immobilienspekulative Blase“ vorzugehen, die Florenz zunehmend in ein Eldorado für internationalen Luxustourismus verwandle.
Die Verdrängung schreitet voran
Die Auswirkungen der Kurzzeitvermietungen auf die Stadt seien gravierend: „Täglich verschwindet eine lokale Gewerbefläche und macht Platz für ein weiteres Restaurant oder Café, das auf den Massentourismus ausgerichtet ist“, so die Aktivisten. Wohnungen, die früher Einheimischen zur Verfügung standen, würden stattdessen auf Plattformen für Touristen angeboten.
In einer Stadt wie Florenz, die für ihre Kultur und Geschichte bekannt ist, steht die Balance zwischen Bewahrung und wirtschaftlicher Ausbeutung auf der Kippe. Während die Protestierenden gegen die Kommerzialisierung kämpfen, bleibt abzuwarten, ob die neuen Gesetze tatsächlich zu einer Entlastung beitragen können. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich Florenz seine Seele zurückerkämpfen kann.
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