Touristenflut zu Spitzenzeiten sorgt immer mehr für Unmut

Provokante Äußerung zur UNESCO-Auszeichnung der Dolomiten

Mittwoch, 28. August 2024 | 10:40 Uhr

Von: luk

Auronzo – Die Dolomiten, ein UNESCO-Weltnaturerbe, stehen angesichts des zunehmenden Touristenandrangs unter Druck. Antonio Montani, der nationale Präsident des italienischen Alpenvereins (CAI), hat in einer provokanten Äußerung angedeutet, dass die Dolomiten möglicherweise aus der UNESCO-Liste gestrichen werden sollten, wenn der Touristenstrom weiterhin unkontrolliert anwachse. Diese Bemerkung sei nicht als ernsthafte Forderung zu verstehen, sondern als Anstoß zu einer breiten Diskussion über den Umgang mit Übertourismus in dieser einzigartigen Gebirgsregion, so der CAI-Chef.

Montani schilderte seine eigenen Erfahrungen: Letzte Woche benötigte er für eine 50 Kilometer lange Autofahrt von Auronzo nach Falzarego zwei Stunden – ein Zustand, der ihn an das Verkehrschaos im Zentrum von Mailand erinnerte. Diese Situation, so Montani, ist symptomatisch für das zunehmende Problem des Übertourismus in den Dolomiten, insbesondere in Spitzenzeiten.

Um diesem Problem zu begegnen, plant Montani, bei der nationalen Wanderwoche Mitte September in Pieve di Cadore, konkrete Vorschläge zur Regulierung des Tourismus zu unterbreiten. Im November wird er in Venedig an einem Treffen teilnehmen, bei dem Vertreter des „sanften Tourismus“ und des Outdoor-Tourismus zusammenkommen, um nachhaltige Lösungen zu diskutieren.

Montani betonte, dass das Problem des Übertourismus nicht allein durch den UNESCO-Status verursacht wird, sondern auch durch intensive touristische Werbekampagnen. Diese haben zweifellos zur Attraktivität der Dolomiten beigetragen, gleichzeitig aber auch zu einem unkontrollierten Anstieg der Besucherzahlen. Eine Reduzierung der Besucherströme in den Hochsaisonmonaten könnte durch eine bessere Verteilung auf weniger frequentierte, aber ebenso schöne Gebiete erreicht werden.

Der Begriff „Übertourismus“ beschreibt das Phänomen, bei dem beliebte Reiseziele unter der Last zu vieler Touristen leiden. Die negativen Folgen reichen von Umweltzerstörungen über Verkehrsprobleme bis hin zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität der Einheimischen. In den Dolomiten äußert sich dies unter anderem durch überfüllte Wanderwege, Verkehrsstaus und Schäden an der empfindlichen Berglandschaft.

Gleichzeitig darf man jedoch nicht vergessen, dass der Tourismus für Südtirol eine der wichtigsten wirtschaftlichen Stützen darstellt. Die Region lebt von den Besuchern, die Jahr für Jahr aus aller Welt anreisen, um die atemberaubende Schönheit der Dolomiten zu erleben. Es gilt daher, einen Weg zu finden, der sowohl den Schutz der Natur als auch die wirtschaftlichen Interessen der lokalen Bevölkerung berücksichtigt. Eine Lösung könnte darin bestehen, den Tourismus über das ganze Jahr hinweg gleichmäßiger zu verteilen und nachhaltigere Reiseformen zu fördern.

Montani sieht die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes: „Unser Ziel muss es sein, die Besucher zufriedenzustellen, ohne dabei die Umwelt zu schädigen und denjenigen, die von der Bergwelt leben, ihre Lebensgrundlage zu entziehen.“ Das Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit der Natur und die Förderung eines nachhaltigeren Tourismus könnten langfristig dazu beitragen, die Dolomiten in ihrer Einzigartigkeit zu bewahren und gleichzeitig die wirtschaftliche Zukunft der Region zu sichern.

Auch ORF-Südtirol Heute hat sich zuletzt mit diesem Thema befasst und einige interessante Stimmen eingeholt. Unter anderem meint der Thomas Benedikter vom Heimatpflegeverein, dass es irgendwann in Südtirol – wenn nicht ein erträgliches Maß gefunden werde – durchaus soweit kommen könnte, dass es Demonstrationen gegen den Tourismus gibt, wie wir sie gerade auf Mallorca oder den Kanaren gesehen haben.

 

Kommentare

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17 Kommentare auf "Provokante Äußerung zur UNESCO-Auszeichnung der Dolomiten"


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Techno Guy
Techno Guy
Tratscher
4 h 51 Min

Südtirol ein Land der Gäste-Hasser und Neider! Viele ähneln schon den Klimaklebern in Deutschland.

Roby74
Roby74
Universalgelehrter
4 h 26 Min

@Techno Guy
Keinesfalls Touristen- und Gästehasser☝🏻,aber wenn durch diesen ganzen Overtourismus die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung,darunter leiden muss(nur weil so manche HGV Mitglieder den “Hals” nie voll genug bekommen🙄😤🤦🏼‍♂️)da habe ich strikt was dagegen….und ich bin bestimmt nicht alleine oder der Einzige❗😉

RealistischerIdealist
4 h 20 Min

@Techno guy es gibt einen breiten Rahmen zwischen Gast und der hier betriebenen „angebeteten Gottheit“ – touristenpass zum Bus, bahn und Museenbesuch, amscheinend sogsr Schwimmbad… und wehe es wird etwas gegen den Tourismus gesagt, aber was hätten wie ohne ihn? Sicher geht es uns gut, aber eigentlich nicht so viel bessere als anderen im selben Breitengrad, nur bei uns wandert das Geld m zu den richtigen…

@
@
Kinig
4 h 1 Min

Die größten Gästehasser sind oft die Hoteliere selbst. Sie lieben nur das Geld der Touristen. Pifke Saga lässt Grüßen.

Sag mal
Sag mal
Kinig
3 h 32 Min

Techno Guy Dem ist nicht so. Die ST lassen Sich das alles gefallen. Was Wer einnimmt ist mir Sch….egal solange ich m Ruhe hab davon. Das ist aber eben nicht der Fall!

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
2 h 57 Min

Roby74@ do bine zi 110% ba dir..👍 und bol die Preise ibro horrend steigen, seis Lebesmittel, Mieten usw… ein gesunder Tourismus ist gut, aber gesund ist das schon lang nicht mehr…i sog jo olbm, die 2. Schweiz, la ba die Gehälter happert es noch gewaltig…

krokodilstraene
8 h 56 Sek

Ich finde das nicht unbedingt als provokante Äußerung sondern als einzig vernünftige Schlussfolgerung in Anbetracht der Tatsache, dass die Dolomiten – speziell eben die von der UNESCO geschützten Gebiete – inzwischen derart überlaufen sind.

Stolzz
Stolzz
Tratscher
7 h 7 Min

Wir brauchen uns nur alle selbst an der Nase zu fassen: Wir “Einheimische” fahren auch jedes Wochenende irgendwohin zum Wandern oder Kurzurlauben. Wenn das “Andere” auch machen, kommt es dann halt mal zum “Übertourismus”. Sollten sich also nur die “Anderen” einschränken oder “wir” auch?

Trumpfherz
Trumpfherz
Neuling
1 h 25 Min

@Stolz Wir schränken uns schon seit längerem ein und das im eigenem Land. Der Gast hat vielfach (noch) Vortritt. Wenn der Gast zum “Touri” wird….

Doolin
Doolin
Kinig
7 h 56 Min

…bald haben alle die Schnauze voll…Einheimische schon lang, Touris auch und kommen nicht mehr, und zuletzt entdecken dann die Hoteliere, dass man übertrieben hat…

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
7 h 54 Min

Gefällt mir immer, wenn steht: Unesco Heritage…. und dann wird alles in Massen zertrampelt… aber Geld regiert die Welt, nicht das Naturerbe…

So ist das
8 h 10 Min

…dass die Dolomiten möglicherweise aus der UNESCO-Liste gestrichen werden sollten, wenn der Touristenstrom weiterhin unkontrolliert anwachse…

Passt alles, Hauptsache die Kassen des Tourismussektors füllen sich immer mehr 🤔

info
info
Universalgelehrter
7 h 22 Min

Die Medienschelte der Touristiker scheint ja genutzt zu haben, wenn jetzt auch in einem Artikel über die Nachbarregionen eigens auf die Wichtigkeit des Tourismus für Südtirols Wirtschaft hingewiesen wird.
Um genau zu sein, liegt sein Beitrag (inklusive Indukt, also die Bäcker, Modegeschäfte, Handwerker usw. mit
eingerechnet), je nach Berechnungen, bei 12 – 14% des BIP von Südtirol.
Die Frage ist wie viele Prozent Lebensqualität das alle kostet (nächste Generationen inklusive)

ebbi
ebbi
Kinig
7 h 11 Min

Ich finde es gut, dass Herr Montani sich genau zu Ferragosto nun selbst ein Bild zur Situation hier in Südtirol machen konnte und auch selbst betroffen war. Es ist höchste Zeit, dass sich etwas ändert. Ich bin aber zuversichtlich, dass dies von alleine geschieht, da den Hoteliers einfach das Personal ausgeht.

marher
marher
Kinig
6 h 23 Min

Wenn die Gier nach immer mehr schreit, dann kommen solche Zustände auf dem Tisch, wo dann schlussendlich sich keiner mehr traut Verantwortung zu übernehmen. Einen Dank an die Politik, der IDM die über Jahre mit Sreuergeldern die Dolomiten gepriesen abet es versäumt haben das Naturerbe zu schützen.

Kuno
Kuno
Grünschnabel
3 h 34 Min

Ich mache seit ca. 20 Jahren Wander und Kletterurlaub in Südtirol. Das mit dem UNECO Erbe hat mich noch nie interessiert.

Sag mal
Sag mal
Kinig
3 h 36 Min

Erst mal jedliche Werbung für ST einstellen! Dann müssen so viel Camper sein?

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