Von: ka
Castelfidardo – Sechs Jahre nach den angeblichen Vorkommnissen wurde der 64-jährige Mittelschullehrer Giovanni Di Presa vom Vorwurf der sexuellen Nötigung und der Misshandlung freigesprochen. Der ursprünglich aus Apulien stammende Lehrer, der an der Mittelschule Soprani von Castelfidardo in der Provinz Ancona in den Marken als Aushilfs- und Stützlehrer unterrichtet hatte, war im Jahr 2018 von vier Schülerinnen wegen sexueller Gewalt angezeigt worden.
Sie hatten ihn beschuldigt, dass er sie sexuell belästigt, sich an ihnen vergangen und eine weitere Schülerin geschlagen hätte. Nachdem er bereits im Jahr 2021 in erster Instanz vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden war, befand das Berufungsgericht, dass der 64-Jährige beide Straftaten nicht begangen hatte. Den Richtern des Berufungsgerichts zufolge hatten die vier Minderjährigen die schweren Anschuldigungen erfunden, um sich für die Beschlagnahme eines Smartphones durch den Lehrer zu rächen.
Bis zum Freispruch musste Giovanni Di Presa einen langen Leidensweg durchleben. Er verlor seine Arbeit und magerte stark ab. In der Öffentlichkeit wurde mit dem Finger auf ihn gezeigt. Nach dem letzten Freispruch will Giovanni Di Presa aber nicht mit seinem Schicksal hadern. Vielmehr möchte er die vier Schülerinnen treffen und wieder an der gleichen Mittelschule unterrichten.
„Mein Leidensweg begann im November 2018, als ich von der Klassenlehrerin und der Schuldirektorin zu einem Gespräch eingeladen wurde. Mir wurde gesagt, dass ich von einigen Schülerinnen beschuldigt werde, ihren Hintern angefasst zu haben. Leider war das aber nur einer der Vorwürfe“, so Giovanni Di Presa gegenüber dem Corriere della Sera.
Der ursprünglich aus Apulien stammende Lehrer, der an der Mittelschule Soprani in Castelfidardo in der Provinz Ancona in den Marken als Aushilfs- und Stützlehrer unterrichtete, erinnert sich daran, dass die schweren Vorwürfe erhoben wurden, nachdem er einer Schülerin ihr Smartphone beschlagnahmt hatte. „Wenn ein Schüler es übertreibt, kann das passieren, aber in diesem Fall haben sich vier Jugendliche gegen mich verschworen“, erzählt der 64-jährige Mittelschullehrer.
„Ich habe immer versucht, zu den Schülern ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Ich ließ mich von ihnen „Gianni“ nennen und sorgte dafür, dass zwischen mir und ihnen keine Grenze entstand. Ich war für sie fast ein Freund. Wenn ich heute darüber nachdenke, wäre es vielleicht besser gewesen, mich anders zu verhalten“, erzählt der Lehrer.
Nach der Beschlagnahme des Telefons verhielten sich manche Schülerinnen völlig anders. „Wenn ich das wunde Knie eines Jungen berührte, der sich am Wochenende beim Fußballspielen verletzt hatte, wurde ich böse angeschaut. Aber ich tat es, weil ich auch ausgebildeter Physiotherapeut bin und dem Verletzten helfen wollte. Diese Jugendlichen hingegen meinten, ich hätte in der Öffentlichkeit sexuelle Gewalttaten begangen. Niemand erstattete Anzeige, weil ich mich mit meinen angeblichen Opfern an einem versteckten Ort getroffen hätte. Das allein hätte schon deutlich machen müssen, dass ich unschuldig bin. Ich schließe nicht aus, dass ich in der Hoffnung angezeigt wurde, eine Entschädigung zu kassieren“, fährt Giovanni Di Presa fort.
Nachdem er im Dezember 2018 seine Stelle an der Mittelschule verloren hatte, arbeitete Giovanni Di Presa in der Tat als Physiotherapeut. „Ich war über die gegen mich gerichteten Anschuldigungen dermaßen schockiert, dass ich bei Hausbesuchen immer darauf achtete, dass bei Behandlungen von weiblichen Patienten immer einer ihrer Angehörigen anwesend war. Für mich und meine Familie war es eine schlimme Zeit, aber meine Frau und meine Tochter haben immer an meine Unschuld geglaubt“, so der Mittelschullehrer. Die schweren Vorwürfe führten auch dazu, dass Giovanni Di Presa viel Gewicht verlor und seither sehr mager ist.
Vor Gericht brachen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe in sich zusammen. Das berührte Gesäß „war das Knie, das ich benutzte, um die Schultaschen anzuheben und die Schüler dazu zu bringen, mit geradem Rücken zu stehen“. Die berührte Brust hingegen „war nichts anderes als die Begutachtung des Nackens einer Schülerin, die über Nackenschmerzen geklagt hatte“. Die Richter des Berufungsgerichts befanden, dass die vier Minderjährigen die Anschuldigungen erfunden hatten, um sich für die Beschlagnahme des Smartphones zu rächen.
Für den Mittelschullehrer wäre es jetzt ein Leichtes, den Spieß umzudrehen und die Anklägerinnen wegen Verleumdung anzuzeigen und deren Eltern auf Schadenersatz zu verklagen. Aber Giovanni Di Presa hegt keinen Groll. Vielmehr möchte er die vier Schülerinnen treffen und wieder an der gleichen Mittelschule unterrichten.
„Ich denke, dass es an den Familien liegt. Meiner Meinung nach wird die Schule der ihr übertragenen Aufgabe immer noch gerecht, aber leider sind es immer öfter die Familien, die ihrer Rolle nicht gewachsen zu sein scheinen. Aber ich würde gerne wieder unterrichten, gerne auch in derselben Schule, ohne Groll“, blickt Giovanni Di Presa zuversichtlich auf die kommende Zeit.