Von: ka
Civita – Die vom plötzlichen Anschwellen eines Gebirgsbaches verursachte Hochwasserkatastrophe in der Raganello-Schlucht, bei der insgesamt zehn Menschen ums Leben kamen, nahm bei aller Tragik wenigstens für ein kleines Mädchen kein tödliches Ende. Die nur acht Jahre alte Chiara konnte von den Rettern am Ufer des reißenden Gebirgsbaches vermutlich gerade noch rechtzeitig geborgen werden. Neben dem lebenden Mädchen lag die Leiche eines Erwachsenen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um ihren Vater oder ihre Mutter.
In der von sportlichen Abenteuerurlaubern und Naturfreunden gerne besuchten Raganello-Schlucht im Pollino-Gebirge im Norden der süditalienischen Region Kalabrien wurden am Montag zwei Besuchergruppen mitten in der Schlucht vom plötzlichen Anschwellen des reißenden Gebirgsbaches überrascht. Die Flut, welche von einem massiven Regenfall verursacht worden war, riss viele der Ausflügler mit sich. Für insgesamt zehn Menschen kam jede Hilfe zu spät. Für sie wurde die enge Schlucht zur tödlichen Falle. Ihre Leichen konnten teilweise erst kilometerweit flussabwärts aus dem Wasser geborgen werden.
Einem kleinen Mädchen hingegen, der achtjährigen Chiara, gelang es mit letzten Kräften diesem schrecklichen Schicksal zu entrinnen. Ihre Retter fanden sie unterkühlt, unter Schock stehend und von oben bis unten von Schlamm bedeckt auf einer Sandbank am Ufer des Raganello vor. Neben dem lebenden Mädchen lag die Leiche eines Erwachsenen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um ihren Vater oder ihre Mutter. Laut ersten Erkenntnissen hatten Chiara und ihre Eltern zu einer der beiden Besuchergruppen der Schlucht gehört, aber bis zum Mittwoch konnte dies noch nicht mit endgültiger Sicherheit bestätigt werden.
„Sie war halb bewusstlos und stand offensichtlich unter Schock. Wir fanden sie neben einem Leichnam. Wie ich später erfuhr, gehören ihre beiden Eltern fast sicher zu den Todesopfern“, so einer der Retter der kleinen Chiara, Pasquale Gagliardi, Chefarzt der Flugrettung der Region Kalabrien. Kurz, nachdem sie von der kalabresischen Bergrettung geborgen worden war, wurde die Achtjährige aufgrund ihres dramatischen Gesundheitszustandes – das kleine Mädchen hatte sehr viel Sand und Schlamm geschluckt – mittels Hubschrauber in die Poliklinik Gemelli von Rom überführt. Das Mädchen wurde in künstlichen Tiefschlaf versetzt und wird seither wegen ihrer vom verschluckten Schlamm hervorgerufenen Respirationsprobleme künstlich beatmet. Die Ärzte der pädiatrischen Intensivmedizin enthalten sich der Prognose. Sie sind aber zuversichtlich, dass es die Kleine schaffen wird.
Torrente #Raganello loc. Civita di #Castrovillari (CS): 14 escursionisti salvati dai #vigilidelfuoco, recuperati alcuni corpi purtroppo senza vita. Impegnati nelle operazioni nuclei speleo-alpino-fluviali, soccorritori acquatici, sommozzatori ed elicottero #dragovf pic.twitter.com/k3xHRjia25
— Vigili del Fuoco (@emergenzavvf) August 20, 2018
„Du wirst es schaffen, Kleine“, so Pasquale Gagliardi auf seiner Facebook-Seite. Das Foto – die kleine, schlammbedeckte Hand des Mädchens auf der Schulter ihres Retters – das der Chefarzt der Flugrettung der Region Kalabrien zusammen mit dem Eintrag postete, wurde zum Sinnbild des Desasters.
„Seit heute ist das das Foto meines Lebens. Danke Lieber Gott für ihr Leben…hier hat meine Verhandlung mit Dir ein gutes Ende genommen“, so der überglückliche Pasquale Gagliardi.
Aber die Geschichte hat eine zutiefst traurige Seite. Wer wird nach dem Tiefschlaf der kleinen Chiara sagen, dass sie Vollwaise ist?
https://www.facebook.com/pasquale.gagliardi.33/posts/10211510943225353