Von: ka
Brescia – In der Lombardei ist die dritte Corona-Welle schon Realität.
Nachdem in der Provinz Brescia aufgrund der immer häufiger auftretenden Corona-Varianten in den letzten Tagen die Anzahl der Neuinfektionen rasant angestiegen war, zog die Regionalregierung der Lombardei im Einvernehmen mit den zuständigen römischen Behörden die Handbremse. Am Dienstag erließ der Präsident der Region Lombardei, Attilio Fontana, eine Verordnung, die die gesamte Provinz Brescia, acht in der Provinz Bergamo gelegene benachbarte Gemeinden sowie eine Gemeinde, die zur Provinz Cremona gehört, zu einer „verschärften orangen Zone“ erklären.
Mit rund 700 Neuinfektionen am Tag und 780 stationär aufgenommenen SARS-CoV-2-Patienten, von denen ein Zehntel intensivmedizinisch betreut werden muss, halten die lombardischen Gesundheitsbehörden die Corona-Lage in der Provinz Brescia nicht mehr länger für tragbar.
Zudem zeigen weitergehende Laboruntersuchungen, dass die dritte Welle hauptsächlich auf die Corona-Varianten zurückzuführen ist. Laut den Analysen sind für bis zu 39 Prozent der Neuansteckungen Viren verschiedener Corona-Varianten – vor allem der englischen Variante – verantwortlich. Im Lichte der letzten Zahlen kann zusammengefasst werden, dass das Infektionsgeschehen gegenüber dem Rest der Lombardei in der Provinz Brescia praktisch doppelt so stark ist.
Zuletzt meldeten sich auch die Ärzte von Brescia zu Wort. „Mit wachsender Sorge beobachten wir in den letzten Wochen in unserer Provinz einen stetigen Anstieg der Covid-19-Fälle. Trotz der Bemühungen der Hausärzte, viele Patienten zu Hause zu betreuen und ihre Kontakte zu verfolgen, haben unsere Krankenhäuser erneut große Schwierigkeiten, eine zunehmende Anzahl von Patienten aufzunehmen und zu versorgen. Schon jetzt sind wir gezwungen, Patienten in Krankenhäuser außerhalb der Provinz zu verlegen“, so die Ärzte der Provinz Brescia in einem offenen Brief.
In der Tat wurden bereits Corona-Patienten, für die es in den Krankenhäusern der Provinz Brescia keinen Platz mehr gibt, nach Mailand, Bergamo und Cremona verlegt. Die Ärzte stellten daher eine klare Forderung.
„Die Ärzte und Mitarbeiter des Gesundheitswesens, die von einem Jahr beispielloser physischer und psychischer Arbeitsbelastung erschöpft sind, stehen vor einer neuen, sehr harten Herausforderung. Wir bitten darum, dass diejenigen, die auf lokaler, regionaler, nationaler, sowohl auf der gesundheitlichen als auch auf der politischen Ebene die Verantwortung und die Pflicht tragen, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, sie jetzt zu treffen. Eine Verzögerung wäre unverzeihlich. Die dramatische und tragische Erfahrung des letzten Frühjahrs kann nicht vergessen werden“, so die Berufskammer der Mediziner der Provinz Brescia.
Um zu verhindern, dass wie im vergangenen Jahr in Bergamo die Lage außer Kontrolle gerät, stimmten die Verantwortlichen der Regionalregierung im Einvernehmen mit den Gesundheitsbehörden in Rom dem Ratschlag der Mediziner zu, außerordentliche Maßnahmen zu verhängen.
Am Dienstag erließ der Präsident der Region Lombardei, Attilio Fontana, eine Verordnung, die die gesamte Provinz Brescia, acht in der Provinz Bergamo gelegene benachbarte Gemeinden sowie eine Gemeinde, die zur Provinz Cremona gehört, zu einer „verschärften orangen Zone“ erklären. Seit Dienstag gelten in der Provinz von Brescia Regeln, die den derzeit in Südtirol herrschenden Corona-Einschränkungen ähneln. Zudem wurden für die bereits bestehenden „roten Gemeinden“ der Lombardei die Corona-Maßnahmen um zwei Wochen verlängert.
„In Brescia ist die dritte Welle Realität. Wir müssen sofort eingreifen“, so der Verantwortliche der Impfkampagne der Region Lombardei, Guido Bertolaso, anlässlich seiner Rede im Regionalrat der Lombardei.
Zugleich teilte die für das Gesundheitswesen zuständige Regionalassessorin, Letizia Moratti, mit, dass angefangen in jenen Gemeinden der Provinz Bergamo, die an die Provinz Brescia grenzen, die Impfkampagne verstärkt werden wird.
Mit den drastischen Maßnahmen hofft die im vergangenen Jahr von Covid-19 schwer getroffene Lombardei, der dritten Corona-Welle Herr zu werden. Ob die Maßnahmen Erfolg zeigen werden und ob der gefährdetste Teil der Bevölkerung rechtzeitig erfolgreich geimpft werden kann, steht aber in den Sternen.