Von: Ivd
Predappio – Am Sonntag haben sich rund 150 Rechtsextremisten in Predappio versammelt, dem Geburtsort des faschistischen Diktators Benito Mussolini, um anlässlich seines Todestages zu gedenken. Sie zogen vom Hauptplatz zum Friedhof, wo Gedenkreden gehalten wurden, gefolgt von einem privaten Besuch in der Gruft des “Duce” und einer Messe.
Die Organisatoren betonten, dass die Veranstaltung ohne Zwischenfälle verlaufen sei. Die Teilnehmenden wurden gebeten, den römischen Gruß zu unterlassen, um nicht gegen das italienische Gesetz zu verstoßen. Viele trugen schwarze Hemden in Anlehnung an die faschistische Tradition.
Benito Mussolini, Sohn eines sozialistischen Schmieds, wurde am 28. April 1945 von Partisanen am Comer See erschossen. Seine Leiche und die seiner Geliebten Clara Petacci wurden öffentlich in Mailand aufgehängt, bevor sie später in der Familienkrypta in Predappio beigesetzt wurden.
Noch heute lässt sich das Erbe des autokratischen Regimes deutlich spüren: Über 100 Jahre nach Mussolinis Machtübernahme hält eine Partei das Steuerrad der drittgrößten Wirtschaftsmacht Europas, die sich von ihrem postfaschistischen Erbe nie ganz losgesagt hat. Ihre Anführerin Giorgia Meloni hält Mussolini für eine „komplexe Persönlichkeit, die im historischen Kontext” gesehen werden müsse, wie sie einst in einem Interview erklärte. Der Eigentümer der Mussolini-Villa in Predappio sieht Mussolini noch unkritischer und versteht sich als „Hüter der italienischen Geschichte“.
Unter der Meloni-Regierung hat das höchste Gericht Italien den „saluto romano“, der mit dem Hitlergruß der Nazis vergleichbar ist, unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Zu Gedenkanlässen darf der rechte Arm gehoben werden, wenn keine Gefahr der Neubildung einer faschistischen Partei davon ausgeht.
Mit Blick auf Europa und einen fortschreitenden Rechtsruck sowie Krieg in der Ukraine bleibt die Frage: Haben wir aus unseren Fehlern gelernt oder wiederholt sich die Geschichte?