Von: ka
Rom – Es kommt seit jeher vor, dass nicht alle Geschenke den Beschenkten gefallen, aber im Gegensatz zu früher, als aus Höflichkeit selbst die „übelsten“ Geschenke wie die x-te Krawatte, das berüchtigte Paar Socken oder der Schal in ungewöhnlichen Farben lächelnd in Empfang genommen und behalten werden mussten, ist es heutzutage immer weniger verpönt, unerwünschte Geschenke weiterzuverschenken oder, noch gewinnbringender, weiterzuverkaufen.
Wie der Corriere della Sera berichtet, ist Regifting längst nicht nur mehr eine Mode, die in den angelsächsischen Ländern beheimatet ist, sondern ein Trend, an dem auch immer mehr Italiener Gefallen finden. Laut einer Schätzung verschenkt oder verkauft einer von drei Italienern unerwünschte Geschenke weiter. Die Gründe für die immer stärkere Beliebtheit von Regifting sind vielfältig. Dennoch finden nicht wenige, dass sich der Weiterverkauf von unerwünschten Geschenken nicht gehört.
Die Liste der Weihnachtsgeschenke, die unerwünscht sind und mit einem gequälten Lächeln nur aus Höflichkeit entgegengenommen werden, ist seit jeher lang. Sie reicht von der berühmten x-ten Krawatte, dem berüchtigten Paar Socken, dem Schal in ungewöhnlichen Farben oder dem nutzlosen digitalen Gerät bis hin zum Buch, das nicht den eigenen Geschmack trifft.
Bisher landeten sie meist in einer versteckten Ecke des Schranks oder im Keller, um nie wieder angerührt zu werden. Es gab zwar bereits seit jeher Beschenkte, die versuchten, unerwünschte Geschenke zu „recyceln“, aber da dies bei den meisten Mitbürgern als unhöflich und ungebildet galt, war diese Praxis verpönt. Im schlimmsten Fall stand der „Recycler“ sogar als Hungerleider da.
Aber seit dem Aufkommen von Secondhand- und Wiederverkaufsplattformen, die bei Wahrung der Anonymität bequem vom heimischen Computer aus die „Wiederverwertung“ unerwünschter Geschenke ermöglichen, wird der ursprünglich aus den angelsächsischen Ländern kommende Trend des Regiftings auch bei uns immer beliebter.
Laut einer vom Institut Ipsos im Auftrag von eBay durchgeführten Umfrage, bei der eine für die italienische Bevölkerung repräsentative Stichprobe von 1.800 Personen befragt wurde, hat sich der Anteil der Verbraucher, die unmittelbar nach Weihnachten ein oder mehrere unerwünschte Geschenke weiterverkauft haben, in den letzten fünf Jahren von sieben auf 15 Prozent verdoppelt. Aus derselben Untersuchung geht hervor, dass bereits jeder dritte Italiener mindestens einmal auf diese früher verpönte Praxis zurückgegriffen hat.
Zu den zwei Geschenkekategorien, die in der Zeit nach den Feiertagen am häufigsten „recycelt“ werden, gehören der Umfrage zufolge digitale Geräte wie Smartphones, Computer und Spielekonsolen sowie Bücher. Dicht dahinter folgen unpassende und unerwünschte Kleidungsstücke sowie Geschenke, die die Beschenkten als peinlich empfinden. Während sich digitale Geräte und Bücher leichter zu Geld machen lassen, gestaltet sich aufgrund der verschiedenen Größen der Verkauf von Bekleidung und Accessoires etwas schwieriger.
Natürlich ist der Erlös aus dem Verkauf unerwünschter Weihnachtsgeschenke relativ bescheiden. Der Untersuchung des Umfrageinstituts zufolge beträgt er im Durchschnitt lediglich 50 Euro. Die meisten Menschen verfolgen jedoch nicht das Ziel, Geld zu verdienen, sondern sind eher vom Wunsch beseelt, nichts zu verschwenden und Gegenständen, die sonst ungenutzt bleiben oder schlimmstenfalls entsorgt würden, eine „neue Chance“ zu geben.
Dem Institut Ipsos zufolge greifen von allen untersuchten Altersgruppen jene von 23 bis 34 und 35 bis 44 Jahren auf das sogenannte Regifting – auf den Weiterverkauf von unerwünschten Geschenken – zurück. Die Experten erklären sich dieses Ergebnis damit, dass in diesen beiden Alterskategorien zum einen eine größere Vertrautheit mit Online-Plattformen für den Weiterverkauf und zum anderen eine stärker auf Nachhaltigkeit und Recycling ausgerichtete Denkweise herrschen.
Dennoch geben nicht wenige an, dass der Weiterverkauf von unerwünschten Geschenken für sie aus verschiedenen Gründen nicht infrage kommt. Auch wenn laut der Umfrage in den letzten fünf Jahren der Prozentsatz jener Personen, die meinen, dass der Verkauf von Weihnachtsgeschenken „sich nicht gehört“, von 42 auf 34 Prozent gesunken ist, bedeutet dies im Umkehrschluss dennoch, dass ein Drittel unerwünschte Geschenke lieber behält. Der Anteil jener Befragten, die sich schämen und daher aus Angst vor Entdeckung keine unerwünschten Geschenke verkaufen würden, ist hingegen mit 16 Prozent konstant geblieben.
Da die jüngsten Altersgruppen, die bereits digital aufgewachsen sind, noch weniger Scheu zeigen dürften, unerwünschte Geschenke zu „recyceln“, rechnen die Experten damit, dass sich der Trend zum Regifting weiter verstärken dürfte.
Und wie halten es unsere Leser und Kommentatoren? Gehören sie zu jenen, die aus welchen Gründen auch immer unerwünschte Geschenke behalten, oder zu jenen, die sie auf Secondhand- und Wiederverkaufsplattformen lieber in bares Geld verwandeln?
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