Von: Ivd
Treviso – Seit der Verschärfung der italienischen Straßenverkehrsordnung am 14. Dezember 2024 erleben Restaurants in Venetien einen drastischen Rückgang im Konsum alkoholischer Getränke. Erste Berichte legen nahe, dass die Umsätze in einigen Betrieben um bis zu 40 Prozent eingebrochen sind. Die neuen Regelungen, die hohe Strafen für Alkoholkonsum am Steuer vorsehen, zeigen also Wirkung, zwingen die Gastronomen aber auch dazu, nach kreativen Lösungen zu suchen.
Mit der Gesetzesänderung bleibt der erlaubte Alkoholgrenzwert von 0,5 Gramm pro Liter Blut unverändert, jedoch wurden die Sanktionen für Verstöße erheblich verschärft. Das soll einerseits die Verkehrssicherheit verbessern, hat aber anderseits Auswirkungen auf das bisherige Konsumentenverhalten und trifft damit die Wirtschaft. Besonders stark betroffen sind Lokale in ländlichen Regionen. Corriere del Sarda führte dazu einige interessante Interviews mit Gastwirten vor Ort.
Geschäft mit dem Alkohol fehlt
„Wir haben einen merklichen Rückgang von etwa 30 bis 40 Prozent festgestellt“, berichtet Pierchristian Zanotto, Chef des renommierten Restaurants «Gambrinus» in San Polo di Piave. Er betont jedoch, dass die neuen Regeln auch ein Umdenken in Richtung „qualitätsbewusster Konsum“ bewirken könnten. Das Restaurant bietet zahlreiche hochwertige Weine aus eigener Produktion an. Bis zu zwei Gläser sind mit der nötigen Ruhezeit und einer entsprechenden Verträglichkeit (unter anderem abhängig von Statur, Grundlage, Genen und gegebenenfalls Medikamenten und genetischer Veranlagung) auch nach der neuen Regelung drin.
Rufe nach besserer Infrastruktur
Paolo Lai, Inhaber des Restaurants «Beccherie» in Treviso, unterstützt die neuen Vorschriften grundsätzlich, sieht jedoch Defizite bei der Verkehrsinfrastruktur. „Es fehlt an Taxis und öffentlichen Verkehrsmitteln, die den sicheren Heimweg nach einem Restaurantbesuch gewährleisten“, erklärt Lai. Er fordert gezielte Maßnahmen wie Kooperationen zwischen Restaurants und Verkehrsanbietern, um Gästen mehr Flexibilität zu bieten.
Einige Gastronomen reagieren mit innovativen Ansätzen. Alberto Stocco vom «Ca’ Del Poggio» in San Pietro di Feletto denkt über Möglichkeiten nach, Gästen eine Übernachtung direkt im Restaurant anzubieten. „Die Aufmerksamkeit für dieses Thema ist enorm gestiegen“, erklärt er. Bereits seit Jahren bietet das Lokal sogenannte «Wine Bags» an, um nicht konsumierte Flaschen mitzunehmen. Der Erfolg dieser Initiative blieb bislang jedoch begrenzt.
Der nächste Einschnitt könnte zu viel sein
Die Gastwirte setzen ihre Hoffnung nun auf einen Wechsel im Konsumverhalten ihrer Gäste von Quantität zu Qualität. Ein Geschäft mit der Unvernunft ihrer Gäste schien für keinen der Gastwirte denkbar. Allerdings haben viele Gastwirte die Corona-Pandemie gerade einmal überstanden und erleben nun den nächsten heftigen Kosteneinschnitt. Ob sich die Verkaufsrückgänge dadurch tatsächlich stabilisieren wird, bleibt abzuwarten.
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