Bären im Trentino

Richter archiviert Verfahren gegen LH Fugatti nach Tod von Andrea Papi

Dienstag, 18. Februar 2025 | 10:32 Uhr

Von: mk

Trient – Der Untersuchungsrichter in Trient hat die Archivierung der Klage wegen fahrlässiger Tötung gegen Landeshauptmann Maurizio Fugatti und gegen den Bürgermeister von Caldes, Antonio Maini, veranlasst. Wie berichtet, hatte die Familie von Andrea Papi die beiden Volksvertreter angezeigt, nachdem der 26-jährige Bergläufer am 5. April 2023 im Wald im Val di Sole von der Bärin JJ4 getötet worden war.

Der Vorfall hat im Tal tiefe Wunden aufgerissen und weiter Öl ins Feuer in die bereits aufgeheizte Debatte um die Präsenz von Großraubtieren im Trentino gegossen.

Auch die Staatsanwaltschaft hatte vor der Entscheidung des Untersuchungsrichters nach Abschluss der Ermittlungen eine Archivierung des Falls beantragt. Papis Angehörige haben sich dagegen jedoch im Rahmen einer Anhörung am 4. Februar daegen gewehrt, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa.

Die Familie beanstandete unter anderem, dass die von der Landesverwaltung angeordneten Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung nicht umsetzbar gewesen seien. Die Richter wies dieses Argument allerdings zurück. Demnach liege insgesamt kein nachlässiges Unterlassen vor.

Der Anwalt der Verteidigung, Alessandro Meregalli, zeigt sich über die richterliche Entscheidung zufrieden. Ihm zufolge werde ein korrekter Schlussstrich unter einem Rechtsstreit gezogen, die die Tragik des Todes von Andrea Papi zwar nicht verringere, allerdings die korrekte Vorgangsweise vom Landeshauptmann bestätige.

Der Richter unterstrich im Rahmen seiner Entscheidung eine Pattsituation, die sich einerseits aus erlassenen Verwaltungsmaßnahmen und andererseits aus Zuständigkeitskonflikten und Annullierungen von Beschlüssen vor Gericht ergeben habe. Außerdem habe sich die Einstufung der Bärin JJ4 als gefährliches Exemplar im Laufe der Zeit gewandelt.

Bis zum Tod von Andrea Papi habe ein reger Austausch zwischen der Trientner Landesverwaltung und der Umweltschutzbehörde ISPRA stattgefunden – allerdings mit unterschiedlichen technischen Bewertungen der Bärenpopulation im Trentino. Dazu seien gegensätzliche Urteile des Verwaltungsgerichts gekommen.

In Zusammenhang mit Funkhalsbändern erklärt der Richter, dass deren Einsatz in der Phase der Winterruhe aus einem spezifischen Grund ausgesetzt worden sei, nämlich wegen des Todes einer Bärin. Auch wenn ein solcher Einsatz im Winter technisch nicht unmöglich ist, hätte dies laut Richter zu zahlreichen weiteren Problematiken geführt.

Die Bärin JJ4 befindet sich derzeit in einem Gehege in Casteller bei Trient, soll aber nach Deutschland gebracht werden.

Kommentare

Aktuell sind 8 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen