Das italienische Anhaltezentrum in Albanien

Römer Gericht lehnt Migranteninternierung in Albanien ab

Freitag, 18. Oktober 2024 | 17:02 Uhr

Von: APA/dpa

Ein Gericht in Rom hat die Internierung von derzeit zwölf im italienischen Migrationszentrum in Gjadër in Albanien untergebrachten Asylwerbern abgelehnt. Sie gehören zu den 16 Migranten (zehn aus Bangladesch und sechs aus Ägypten), die am Mittwoch mit dem Schiff “Libra” der italienischen Marine nach Albanien gebracht wurden. Vier Migranten befinden sich bereits am Rückweg nach Italien. Entweder sind sie minderjährig oder haben erhebliche Gesundheitsprobleme.

Auch die zwölf verbliebenen Asylbewerber sollen laut dem Gerichtsbeschluss nun nach Italien zurückgebracht werden. Sie werden am Samstag an Bord eines Marineschiffes gehen und nach Bari gebracht werden, berichteten italienische Medien.

Aufgrund des Gerichtsbeschlusses können sie nicht in den albanischen Einrichtungen bleiben, aber auch nicht in Albanien freigelassen werden. “Die beiden Länder, aus denen die Migranten kommen, Bangladesch und Ägypten, sind auch im Lichte eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg vom vergangenen Oktober nicht sicher”, schrieben die Richter in Rom.

Der Entscheidung der Richter liegt ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) von Anfang Oktober dieses Jahres zugrunde. In diesem wird festgehalten, dass ein EU-Land einen Drittstaat im Asylrecht nur als sicheres Herkunftsland definieren kann, wenn die Bedingungen dafür im gesamten Hoheitsgebiet des Staates erfüllt sind, so der Europäische Gerichtshof. Der Beschluss des Gerichts in Rom stellt die Grundlage des gesamten albanischen Plans, für den die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni über fünf Jahre hinweg mehr als 600 Millionen ausgeben will, ernsthaft in Frage.

Die von der italienischen Regierung auf den Weg gebrachten Regelungen gehen davon aus, dass Rückführungen in einem beschleunigten Verfahren (vier Wochen) durchgeführt werden können, wenn sie Bürger aus einer Liste von Ländern betreffen, die als “sicher” für Migranten gelten. Der Europäische Gerichtshof hat jedoch festgestellt, dass diese Bedingung nur von Ländern erfüllt wird, in denen ausnahmslos alle Kategorien von Personen vor Diskriminierung sicher sind. Viele der 22 von Italien als “sicher” eingestuften Länder würden diesen Status nicht erreichen. Daher ist es nicht möglich, Ausländer in den für dieses “beschleunigte Verfahren” vorgesehenen Flüchtlingslager festzuhalten.

Der Richterbeschluss löste heftige Reaktionen aus. Innenminister Matteo Piantedosi kündigte Einspruch gegen den Richterbeschluss an. “Richter, die für Einwanderer sind, können bei den Wahlen kandidieren, aber sie sollten wissen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen”, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Lega, der Partei von Vizepremier Matteo Salvini. Die Regierungspartei “Fratelli d ́Italia” (FdI – Brüder Italiens) kritisierte die “von der Linken politisch beeinflussten Richter”. “Es ist unmöglich, diejenigen, die illegal einreisen, in Haft zu nehmen, und es ist verboten, illegale Einwanderer zurückzuschicken. Man will die Grenzen Italiens abschaffen, das werden wir nicht zulassen”, hieß es in einer Presseaussendung von FdI.

Oppositionschefin Elly Schlein, betonte, dass die beiden Migrationszentren, die Italien in Albanien eingerichtet hat und die rund 800 Millionen Euro kosteten, den Staatshaushalt belasten. Sie bestritt, dass das italienisch-albanische Migrantenprogramm ein Vorbild sein könnte, das andere EU-Länder nachahmen könnten. “Das Abkommen mit Albanien ist alles andere als ein Vorbild: Es ist ein illegales Abkommen, das gegen internationales Recht verstößt”, betonte Schlein. Die linke Oppositionspartei AVS meinte, wegen des Urteils sei der ganze Albanien-Plan der Regierung Meloni auf der Kippe.

Italien ist eines der Länder, die von der Fluchtbewegung aus Afrika nach Europa übers Mittelmeer besonders betroffen sind. Vor allem vergangenes Jahr waren die Zahlen hoch: Annähernd 160.000 Migranten erreichten Italiens Küsten auf Booten. Zurzeit kommen zwar weniger als halb so viele Menschen an als vor einem Jahr. Dennoch machen sich weiterhin Zehntausende mit oft kaum seetüchtigen Booten auf den Weg. Das italienische Experiment wird von anderen EU-Staaten aufmerksam verfolgt.

Kommentare

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14 Kommentare auf "Römer Gericht lehnt Migranteninternierung in Albanien ab"


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N. G.
N. G.
Kinig
1 h 44 Min

Herr Salvini und Frau Meloni : Die Gewaltenteilung besteht aus Gesetzgebung (Legislative), der vollziehenden Gewalt (Exekutive) und der Rechtsprechung (Judikative)!
Salvini :”Man lasse sich nicht einschüchtern”… untergräbt jedwedes Rechtsverständnis! Eines Ministers NICHTS würdig!

sophie
sophie
Kinig
1 h 54 Min

Das ist doch nicht normal, zuerst nach Albanien und am Tag danach wieder zurück nach Italien, weil Regelnoder Gesetzeswidrig!!!!
Man kann mit Menschen auch so nicht umgehen, das ist doch kein Viehhandel!!!!
Und schon beim Tierhandel geht es nicht immer mit richtigen Dingen zu.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
1 h 42 Min

Zrug in die Heimat war logisch es beste

N. G.
N. G.
Kinig
52 Min 11 Sek

Ganz einfach, Politiker glauben des öfteren sie wären mit ihrem Tun rechtlich in Ordnung. Sind sie manchmal nicht, was höchstrichterliche Entscheidungen manchmal bewiesen. Hatten wir im Landtag ja auch schon alles..!

N. G.
N. G.
Kinig
47 Min 5 Sek

Also, neulich beim ersten Bericht dazu, bekam ich richtig Gegenwind als ich behauptet hab, dass das alles rechtlich nicht so auf festen Füßen steht.
Nun, der erste Richterspruch dazu ist gefällt. Jetzt dürfen alle die gegen Ausländer sind ja auch Rekurse einreichen . Wobei, die Bauernjugend meinte man solle nicht und andere wiederum meinten, das gehört angeschafft …

Faktenchecker
1 h 54 Min

Ich habe genau dieses vorhergesehen.

“Ein italienisches Gericht hat die
umstrittene Inhaftierung von Migranten außerhalb der EU für unzulässig
erklärt. Konkret geht es in dem Verfahren um die seit Kurzem
praktizierte Unterbringung von Migranten in Lagern in Albanien, wo die Asylanträge der Betroffenen von den italienischen Behörden geprüft werden sollten.  

Das Gericht in Rom urteilte, dass zwölf betroffene Männer aus Bangladesch und Ägypten nach Italien
gebracht werden müssen, damit dort über ihre Asylanträge entschieden
werden kann. Zur Begründung führte das Gericht an, dass beide Länder
keine sicheren Herkunftsländer seien. ”

https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-10/italien-gericht-inhaftierung-migranten-albanien-unzulaessig

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
1 h 44 Min

Jo hel hosch, leider…

Faktenchecker
1 h 22 Min

Was ist ein Anhaltezentrum?

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
33 Min 16 Sek

Checka@ se isch a Bar, sebm gibs a gruaßis Forst Bier😂

Faktenchecker
1 h 20 Min
Stryker
Stryker
Superredner
49 Min 24 Sek

Zun Glück hobn mir do eigene Gsetzer…
Danke Quästor das sie uanfoch olle oschiabn ohne Probleme.(Wers glab…🙈😀😀😀)

N. G.
N. G.
Kinig
14 Min 32 Sek

Seit wann haben wir eigene Gesetze für Asylanten und illegal Eingewanderte?

Doolin
Doolin
Kinig
25 Min 39 Sek

…funktioniert ja toll, der teure Melone Spass…16 Hanseln werden hin und her geschippert während tausende ankommen…

Nico
Nico
Universalgelehrter
5 Min 43 Sek

Versteh immer noch nicht wieso sich Gerichte über Gesetze & internationale Abkommen stellen können, und daß deren Urteile sofort umgesetzt werden ! (wenn das nur immer so wäre 😅) Wahrscheinlich waren es die gleichen Richter die Salvini hinter Gittern sehen wollen! 😬

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