Eine Stadt am Limit

Rom ächzt unter Massentourismus – Mitarbeiter verklagen Vatikan

Samstag, 08. Juni 2024 | 08:09 Uhr

Von: Ivd

Rom – Roms einzigartige Schönheit zieht Jahr für Jahr Millionen von Besuchern an. Doch der Massentourismus bringt auch erhebliche Probleme mit sich. Die ewige Stadt, einst ein Symbol der kulturellen Pracht, ächzt unter der Last der Touristenströme. Nun wehren sich die Einheimischen und verklagen mitunter den Vatikan.

Die Situation spitzt sich weiter zu: Touristen kommen nicht mehr nur zur Hochsaison in voll beladenen Reisebussen, Zügen und Flugzeugen an. Für Einwohner wird selbst der Alltag schnell zur Herausforderung. Wer vom Kulturangebot der Millionenstadt profitieren will, muss oft lange warten und Freund großer Menschenmassen sein. Ohne monatelange Vorausbuchung geht nichts mehr und selbst dann ist Vorsicht geboten, um nicht auf teure Schwarzmarktangebote hereinzufallen.

APA/APA (AFP)/FILIPPO MONTEFORTE

Eine der Hauptattraktionen, das Kolosseum, wir jährlich von rund sieben Millionen Touristen aus aller Welt besucht und abgeknipst. Der Vatikan wird nur noch im Schweinsgalopp durchlaufen. Dagegen wehren sich nun die Mitarbeiter des Vatikans und haben Klage gegen den Vatikan eingereicht, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen einzufordern.

Klage gegen den Vatikan

Die Museumsmitarbeiter in Vatikanstadt haben genug von den miserablen Arbeitsbedingungen und den täglichen Besuchermassen, die die zulässigen 24.000 oft um mehrere Tausend überschreiten. Darum reichten sie in ihrer Verzweiflung die Klage ein. Trotz der mahnenden Worte von Papst Franziskus scheint jedoch kaum Besserung in Sicht. Stattdessen plant der Kirchenstaat eher Personalabbau, obwohl er über ein großes Immobilienvermögen verfügt.

Die Diskussionen über die Handhabung der Touristenmassen laufen auf Hochtouren, denn viele Einheimische sind genervt. Während die Gastronomie und Souvenirverkäufer profitieren, fühlen sich langjährige Bewohner in ihren eigenen Vierteln fremd und ziehen oft in entferntere Stadtteile um. Venedig hat derweil eine Eintrittsgebühr für Tagesgäste eingeführt, die entgegen der erhofften Entlastung noch mehr Touristen anzuziehen scheint. Angenehmer daran ist: Die Stadtkasse füllt sich.

Das heilige Jahr

Besonders besorgniserregend ist die Aussicht auf das Jahr 2025, das von Papst Franziskus zum Heiligen Jahr erklärt wurde. Bereits jetzt strömen jährlich rund 35 Millionen Besucher nach Rom, das Zehnfache der Einwohnerzahl. Mit den zusätzlichen Pilgern könnten es bald noch viel mehr werden – eine kaum vorstellbare Belastung für die Stadt.

Die Frage bleibt: Wie kann Rom den Spagat zwischen Tourismus und Lebensqualität schaffen? Eine Antwort darauf bleibt abzuwarten.