Von: Ivd
Kursk – Ein russisches Gericht in Kursk hat am Montag die Auslieferung der beiden italienischen Journalisten Simone Traini und Stefania Battistini angeordnet. Den Reportern des öffentlich-rechtlichen Senders RAI wird vorgeworfen, im August illegal die russische Grenze überquert zu haben, um aus der von der Ukraine kontrollierten Stadt Sudscha im Gebiet Kursk zu berichten.
Die Journalisten befinden sich derzeit nicht in Russland, weshalb das Gericht ihre Festnahme und die Auslieferung nach Russland anordnete. Der Forderung wird angesichts der diplomatischen Spannungen zwischen Moskau und Rom höchstwahrscheinlich nicht nachgegangen.
Illegaler Grenzgang
Hintergrund dieses Aufschreis ist ein Bericht der beiden Journalisten aus dem August, den den russischen Geheimdienst FSB auf den Plan rief. Damals hatten Traini und Battistini von der ukrainischen Offensive in der Region Kursk berichtet. In einem gepanzerten Fahrzeug sollen die beiden die russische Grenze illegal passiert haben und in die Grenzstadt Sudscha gefahren sein, wo sie als erstes Journalisten-Team die ukrainischen Soldaten vor Ort filmten und Anwohner interviewten.
@StefaniaBattis4 e @SimoneTraini sono stati la prima troupe internazionale a entrare nella zona dell'offensiva ucraina. Uno scoop di livello mondiale fatto nel rispetto delle norme di diritto internazionale. Ecco com’è nato 👇🏻 pic.twitter.com/LjCexdPr1k
— Tg1 (@Tg1Rai) August 17, 2024
Auf diplomatischer Ebene eskalierte der Vorfall, als die italienische Botschafterin Cecilia Piccioni ins russische Außenministerium einbestellt wurde. Russland machte seinen Unmut über das Verhalten der Journalisten deutlich und sprach von „kriminellen Terroranschlägen“ durch ukrainische Soldaten, über die in den Berichten berichtet worden sei.
Demokratische Werte außerhalb Russlands
Das italienische Außenministerium verteidigte die unabhängige Arbeit der Reporter und betonte, dass RAI ihre Berichterstattung autonom plane und umsetze. Doch die russischen Behörden beharren weiterhin auf eine Bestrafung von Traini und Battistini. Den Journalisten drohen im Falle einer Auslieferung bis zu fünf Jahre Haft.
Obwohl eine tatsächliche Auslieferung angesichts der aktuellen Beziehungen zwischen Russland und Italien unwahrscheinlich ist, erhöht die offizielle Anordnung des russischen Gerichts den Druck auf die beiden Reporter und verdeutlicht die gefährliche Lage, in der sich Kriegsberichterstatter zunehmend befinden. Ob die beiden Journalisten eine Strafe in Italien erwartet, bleibt abzuwarten.
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