Von: mho
Lesina/Rom – Fast zwei Jahrzehnte nach Abschaffung der Wehrpflicht in Italien denkt Vize-Premier Matteo Salvini nun darüber nach, diese wieder einzuführen. “Ich möchte, dass neben den (Bürger-)Rechten auch wieder die Pflichten zurückkehren.” Angesichts mangelhafter Bildung und Zivilbewusstsein, “tun wir gut daran, die Kosten, Wege und Zeiten zu untersuchen, ob, wie und wann man für ein paar Monate den Militärdienst bzw. den Zivildienst für unsere Jungen und Mädchen wieder einführen könnte, damit sie zumindest ein wenig von der ‘Erziehung’ erfahren, die Mama und Papa ihnen nicht beibringen können”, so der Innenminister bei einem Treffen in Lesina, Apulien.
Salvini setzte seine Forderung in Zusammenhang mit dem jüngsten Vorfall eines Mitarbeiters von Trenord, welcher einige mitreisende Nomanden auf harsche Weise zum Verlassen des Zuges aufgefordert hatte. “Jener Zugführer sollte dafür belohnt werden, dass er das Recht auf sicheres Reisen verteidigt hat”, so Salvini im Gespräch mit RaiNews24. “Vielleicht war das eine oder andere Wort des Zugführers fehl am Platz, aber das Konzept war, sicher zu reisen”, fügte er hinzu.
Entsetzte Reaktion des Südtiroler Heimatbundes
Der Südtiroler Heimatbund sprach sich in einer Aussendung entschieden gegen die Wiedereinführung eines Militärdienstes, auch für die Südtiroler deutscher und ladinischer Muttersprache, aus.
“Für die Südtiroler würde dies bedeuten, erneut wie vor 2014 in einem fremden Heer dienen zu müssen, fremde Hoheitszeichen ehren zu müssen und vor einer Hymne strammzustehen, in der das eigene Vaterland zutiefst beleidigt wird”, so SHB-Obmann Roland Lang.
Abgesehen davon seien in Europa in vielen Staaten Minderheiten vom Militärdienst befreit. “Wenn Italien glaubt, die italienische Jugend erziehen zu müssen, so ist das eine inneritalienische Angelegenheit. Das Hissen einer Trikolore im Kasernenhof überlassen wir daher gerne den Italienern”, so Roland Lang abschließend.
FH: „Nein zu Wiedereinführung“
Der freiheitliche Generalsekretär Florian von Ach meint: “Die von Innenminister Salvini ins Spiel gebrachte Wiedereinführung der Wehrpflicht kommt für uns nicht in Frage. Gerade für Südtiroler stellt dies nur einen Zwangsdienst für einen fremden Staat dar. Wir Freiheitliche lehnen diese Art von Bevormundung grundsätzlich ab. Wenn schon, dann sollte das freiwillige soziale Jahr wesentlich attraktiver gestaltet werden, indem man diesen Freiwilligen mehr Tätigkeiten zugesteht, sie besser ausbildet, sie fördert und fordert. Als konkrete Stärkung für das Ehrenamt soll das freiwillige soziale Jahr grundsätzlich bei allen ehrenamtlichen Vereinen abgeleistet werden sollen. Zudem sollen für das freiwillige soziale Jahr Zusatzpunkte für öffentliche Ausschreibungen zuerkannt werden. Hier gilt es anzusetzen, anstatt einen Zwangsdienst zu reaktivieren”.