Leiche des 39-Jährigen aus dem Fluss geborgen – VIDEO

Sara Buratin: Alberto Pittarellos eiskalt geplanter Mord

Freitag, 01. März 2024 | 08:00 Uhr

Von: ka

Bovolenta – Drei Tage nach der Ermordung von Sara Buratin, die am Dienstagvormittag von ihrem Lebenspartner Alberto Pittarello getötet wurde, erschüttern neue ans Licht gekommene Details der Bluttat die italienische Öffentlichkeit.

Viele Indizien deuten darauf hin, dass der 41-jährige Heizungstechniker, der sich mit dem Beziehungsaus offenbar nicht abfinden wollte, den Mord an der 41-Jährigen sorgfältig geplant hatte. Seit Donnerstag herrscht zudem Gewissheit, dass sich der Täter nicht mehr auf der Flucht befindet. Seine Leiche wurde aus dem Hochwasser führenden Fluss Bacchiglione geborgen.

ANSA/NICOLA FOSSELLA

Die 41-jährige Zahnarztassistentin Sara Buratin hatte nach 20 gemeinsam verbrachten Jahren vor mindestens zwei Wochen beschlossen, die in letzter Zeit in Krise geratene Beziehung zu beenden und mit der gemeinsamen 15-jährigen Tochter zu ihrer erst kürzlich verwitweten Mutter zu ziehen, die nur wenige Kilometer von ihrem früheren Haus entfernt wohnt. Nach dem Auszug seiner langjährigen Partnerin und seiner Tochter war der 39-jährige Heizungstechniker zwar niedergeschlagen, soll ersten Erkenntnissen zufolge im Gegensatz zu ähnlichen Fällen Sara Buratin weder bedroht noch sonderlich bedrängt haben.

Die Ermittler sind aufgrund vieler Hinweise aber dennoch davon überzeugt, dass er den Mord an der 41-Jährigen sorgfältig geplant hatte. Das erste Indiz für einen vorsätzlichen Mord ist, dass Alberto Pittarello am Dienstag in Urlaub war und dies seinem Arbeitgeber bereits eine Woche vorher mitgeteilt hatte. Der 39-Jährige wusste, dass Sara Buratin, die in Padua als Zahnarztassistentin arbeitete, jeden Dienstag freihatte.

Das zweite Indiz ist der Vorwand, mit dem Alberto sowohl Sara als auch ihre Mutter in Sicherheit wiegen konnte. Am Dienstagvormittag kurz vor 10.00 Uhr rief Alberto Mariagrazia Pasquetto, Saras Mutter, an und teilte ihr mit, er wolle bei ihr vorbeikommen, um den Scooter seiner Tochter bei ihr abzustellen. „Komm ruhig, ich werde kurz nicht hier sein, aber Sara ist im Haus“, antwortete ihm Mariagrazia Pasquetto. Auf diese Weise war Alberto sicher, dass er sein Opfer allein zu Hause antreffen würde.

Facebook/Sara Buratin

Viele am Tatort gesicherte Beweise lassen es zu, den Ablauf der Bluttat recht genau zu rekonstruieren. Das Video einer Überwachungskamera bezeugt, dass Alberto Pittarellos Kleinlieferwagen der Marke Nissan um 10.05 Uhr vor dem Haus von Saras Mutter auftauchte. Sara, die einen Trainingsanzug und Turnschuhe trug, half Alberto dabei, den Scooter bis zum Werkzeugschuppen, der sich hinter dem Haus befindet, zu schieben.

Als sie ihm den Rücken zuwandte, griff er sie an. Bereits die ersten beiden Stiche in den Hals und in den Nacken waren tödlich. Als sie zusammenbrach, stach der 39-Jährige wie rasend mindestens 20 weitere Male auf die am Boden liegende Frau ein. Anschließend warf Alberto die Tatwaffe, ein Messer mit einer 15 Zentimeter langen Klinge, weg und suchte das Weite. Ein Nachbar sah, wie sein Lieferwagen den Ort gegen 10.35 Uhr wieder verließ.

Twitter/Vigili del Fuoco

Ihre Mutter, die sich zum Tatzeitpunkt dennoch im Haus befand, aber nichts gehört hatte, begann nach einer gewissen Zeit nach Sara, die sie nicht mehr sehen konnte und die auf ihre Rufe nicht antwortete, zu suchen. Gegen 11.00 Uhr machte die ältere Frau die schreckliche Entdeckung: Im Geräteschuppen hinter dem Haus lag die blutüberströmte Leiche ihrer Tochter. Mariagrazia Pasquetto versuchte verzweifelt, Sara mit einer Herzmassage wiederzubeleben, aber sie war bereits tot.

Aufgrund der Vorgeschichte fiel der Verdacht der Carabinieri sofort auf Alberto. Der nächste Gedanke jagte selbst den erfahrensten Ermittlern einen Schauer über den Rücken: Was wäre, wenn Alberto seine 15-jährige Tochter von der Schule abholen und auch sie töten wollte? Ein Mann, der einen so abscheulichen Mord begehen konnte, könnte zu allem bereit sein. Wohlwissend, dass zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste, wo sich Alberto Pittarello aufhielt, wurde eine Gruppe von Carabinieri in Zivil sofort zur Oberschule geschickt. Zugleich wurde die Familie gebeten, den Schulleiter anzurufen.

Glücklicherweise war die 15-Jährige wohlauf. Unter dem Schutz der Carabinieri holten Angehörige sie von der Schule ab und brachten sie zu ihrer Großmutter in Terrassa Padovana, wo auch ihre Tante, Saras Schwester, wohnt. Dort wurde ihr jene schreckliche Nachricht überbracht, die ihr Leben für immer verändern wird.

Alberto Pittarello hingegen fuhr nur einen Kilometer vom Tatort entfernt mit seinem Kleinlieferwagen auf den Damm, der den Fluss Bacchiglione säumt. Wenige 100 Meter weiter steuerte er den Nissan mit hoher Geschwindigkeit direkt in den Fluss. Feuerwehrleute, die den Damm des Hochwasser führenden Flusses Bacchiglione bewachten, fanden noch am Dienstagnachmittag verdächtige Reifenspuren, die von der Straße kommend zum Flussdamm führten. Unweit der Spuren wurde auch das Smartphone des 39-Jährigen, der seit dem Vormittag nicht mehr erreichbar war, entdeckt.

Düstere Befürchtungen, dass der 39-jährige Heizungstechniker seine Verzweiflungstat nur inszeniert haben könnte, um sich einen Fluchtvorteil zu verschaffen, erwiesen sich als unbegründet. Das sinkende Hochwasser ließ es am Donnerstag zu, aus dem Fluss eine Männerleiche zu bergen. Der Tote wurde als Alberto Pittarello identifiziert.

ANSA/NICOLA FOSSELLA

Seit dem Bekanntwerden des dritten Femizids innerhalb von nur drei Monaten steht Venetien unter Schock. Erschreckend ist auch, dass es für dieses abscheuliche Gewaltverbrechen keine Vorzeichen gab. Laut ihren Aussagen habe Saras Mutter die beiden nie beim Streiten erlebt. Letzten Ermittlungsergebnissen zufolge hatte Sara Alberto nie wegen häuslicher Gewalt angezeigt.

Facebook/Sara Buratin

Selbst seine Mannschaftskollegen, mit denen er noch am Tag vor der Bluttat gespielt hatte, sagten später aus, dass Alberto aufgrund des sich anbahnenden Endes seiner Beziehung zwar niedergeschlagen war, aber gefasst wirkte. Alberto Pittarello ließ sich nichts anmerken, hatte aber bereits mindestens vor einer Woche entschieden, Sara ein schreckliches Ende zu bereiten.