Von: ka
Foggia – Die süditalienische Stadt Foggia in Apulien war Schauplatz eines verstörenden und schockierenden Vorfalls. Nachdem eine junge Frau während einer Operation gestorben war, stürmten rund 50 Angehörige der Toten das Krankenhaus Policlinico Riuniti in Foggia. Um sich vor dem wütenden Mob in Sicherheit zu bringen, mussten sich mehrere Ärzte und Krankenpfleger in einen Raum des Operationstraktes verbarrikadieren.
Ein Video, das von einem Krankenpfleger stammt und seit Tagen die italienische Öffentlichkeit schockiert, zeugt von den dramatischen Momenten, die sich im Policlinico Riuniti in Foggia abgespielt haben. Den Ärzten und Krankenpflegern, die sich, um dem gewalttätigen Mob zu entkommen, in ein Zimmer eingeschlossen haben, steht die Angst im Gesicht geschrieben.
Während mehrere Männer verzweifelt versuchen, die Türe zuzuhalten und sie mit Möbelstücken zu verrammeln, verständigen ihre Kollegen die Polizei. Blutspuren am Boden und eine weinende Ärztin zeugen vom gewaltsamen Angriff durch die Angehörigen und Freunde der 23-jährigen Natasha Pugliese aus Cerignola, die kurz zuvor während einer Operation gestorben ist.
Die 23-jährige Natasha Pugliese aus Cerignola, die am vergangenen 18. Juni in ihrer Heimatstadt auf einem Elektroroller unterwegs gewesen und von einem Auto angefahren worden war, war aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen mit dem Notarzthubschrauber in das Krankenhaus Policlinico Riuniti von Foggia geflogen worden.
Nachdem sie einer Rückenoperation unterzogen worden war und mehrere Wochen auf der Intensivstation verbracht hatte, ließ eine schwere Komplikation an der Luftröhre einen erneuten Eingriff notwendig werden. Soweit bekannt, handelte es sich bei der Operation, die am 4. September vorgenommen wurde, um einen letzten Versuch, ihr junges Leben zu retten. Der Eingriff scheiterte jedoch.
Non si può continuare a lavorare e a vivere nel terrore. Medici e Infermieri barricati in una stanza al Policlinico Riuniti di Foggia dopo l'aggressione ad una Dottoressa e ad alcuni Infermieri.Basta, basta, basta. Il Governo Meloni e le Opposizioni devono scendere in campo, basta con i gossip su Sangiuliano. Qui si rischia la vita giorno per giorno.E non lamentatevi più se nei Pronto Soccorso si creano file lunghissime, Medici e Infermieri sono costretti a difendersi da continui episodi di violenza, togliendo tempo e spazi alle cure e all'assistenza.#bastaviolenza #assocarenewsperimedici #assocarenewspergliinfermieri #medici #infermieri
Posted by Assocarenews.it on Thursday, September 5, 2024
Kurz nachdem die Chirurgen am Mittwochabend den wartenden Familienangehörigen die traurige Nachricht übermittelt hatten, dass Natasha Pugliese aufgrund der Verschlechterung ihres Zustands während der Operation gestorben war, drangen rund 50 Verwandte und Freunde der Toten in den Operationstrakt der Thoraxchirurgie ein und begannen, auf die Ärzte und Krankenpflegerinnen einzuprügeln. Um sich vor dem wütenden Mob in Sicherheit zu bringen, sahen sich mehrere Ärzte und Pflegekräfte dazu gezwungen, sich in einen Raum des Operationstraktes zu verbarrikadieren.
Von den Ärzten verständigt, trafen wenige Minuten später vor dem Krankenhaus mehrere Polizeistreifen ein. Selbst die Polizeibeamten hatten große Mühe, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Die Bilanz des Angriffs ist erschreckend und hätte ohne die Flucht der Mediziner und des Pflegepersonals auch noch schlimmer ausfallen können. Drei Chirurgen, die Faustschläge ins Gesicht erhalten hatten, erlitten Verletzungen verschiedenen Grades. Eine Ärztin hingegen, deren Hand in einer Tür eingeklemmt worden war, musste mit einer Handfraktur ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Staatsanwaltschaft von Foggia leitete zwei Ermittlungsverfahren ein. Während das erste den Tod von Natasha Pugliese betrifft, hat das zweite die Untersuchung des Angriffs auf das Krankenhauspersonal zum Inhalt. Die Polizeibeamten identifizierten die anwesenden Personen und beschlagnahmten die Krankenakte der Verstorbenen.
Der Generaldirektor des lokalen Gesundheitsbezirks, Antonio Nigri, sprach dem angegriffenen Gesundheitspersonal seine Solidarität aus. “Gegenüber den Medizinern und Pflegekräften, die hochkomplexe Gesundheitsdienstleistungen erbringen müssen, darf keine Form von Gewalt toleriert werden”, betont Antonio Nigri.
Der Generaldirektor drückte der Familie der jungen Frau sein Beileid aus und kündigte zur Rekonstruktion und Bewertung des gesamten Behandlungsprozesses die Einleitung einer eingehenden internen Untersuchung des Falles an. Um den Ärzten und Pflegekräften die Solidarität und Verbundenheit der Regierung zu bekunden, stattete der Staatssekretär für Gesundheit, Marcello Gemmato, dem Krankenhaus von Foggia einen Besuch ab.
Unter den Medizinern und Pflegern Italiens gehen aber die Wogen hoch. Da das Krankenhauspersonal tagtäglich Angriffen aller Art ausgesetzt werde – so der Tenor der Verbände des ärztlichen und nichtärztlichen Gesundheitspersonals –, handle es sich beim verstörenden und schockierenden Vorfall in Foggia nur um die Spitze des Eisbergs.
Der Präsident der italienischen Ärztekammer, Filippo Anelli, der die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zu einem dringenden Treffen einlädt, fordert die Regierung zur Verschärfung der herrschenden Gesetze auf. “Wie im Falle der Fußballhooligans” seien nach Ansicht von Filippo Anelli Personen, die Krankenhausabteilungen stürmen und das Gesundheitspersonal angreifen, sofort zu verhaften.
Hunderte von Ärzten und Pflegekräften aus ganz Italien, die in den sozialen Netzwerken ihre Solidarität mit ihren verprügelten Kollegen aus Foggia zum Ausdruck bringen, sind immer stärker davon überzeugt, dass ein Streik nunmehr der einzige Weg sei, die italienische Öffentlichkeit und Italiens politische Verantwortliche für diese Eskalation der Gewalt zu sensibilisieren.
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