Ehefrauen der Täter ohne Mitleid für Missbrauchsopfer – VIDEO

Schockierendes Telefongespräch: „Es ist ihre Schuld, sie hat sie provoziert“

Donnerstag, 18. April 2024 | 08:19 Uhr

Von: ka

Palermo – Die Ehefrauen von zwei Männern, die eine kanadische Touristin zuerst betrunken gemacht und dann sexuell missbraucht hatten, verloren keinen Moment lang auch nur einen Gedanken an das Opfer. „Sie hat es verdient, sie hat sie provoziert“, waren sich die beiden Frauen während eines Telefongesprächs schnell einig. Allerdings ahnten sie dabei nicht, dass sie abgehört wurden.

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Schauplatz der traurigen Geschichte ist die sizilianische Hafenstadt Palermo. Eine Frau aus Kanada hatte den Flug nach Palermo genommen, um ihren Freund, der nach einem Autounfall im Krankenhaus lag, zu besuchen. In der Stadt angekommen hatte die Kanadierin, die kein Wort Italienisch spricht, große Mühe, sich zurechtzufinden. Im Krankenhaus stieß sie zufällig auf den Hilfspfleger Agostino Romano. Sie bat ihn, ihr den Weg zur Bettenabteilung, wo ihr Freund betreut wurde, zu zeigen. „Er war sehr freundlich und hilfsbereit“, sollte sie später den Carabinieri schildern.

Nachdem sie ihren Freund besucht hatte, bot ihr Agostino Romano an, sie mit seinem Motorrad zur Frühstückspension zurückzubringen, wo die kanadische Touristin untergebracht war. Die Frau nahm das Angebot dankend an. Dort angekommen, aßen sie gemeinsam zu Abend. Daraufhin unternahmen sie noch eine Motorradspritztour, in deren Verlauf sie Agostino Romanos Cousin Giuseppe Romano trafen. Später am Abend kehrten sie zu dritt in das Urlaubszimmer der Kanadierin zurück. „Ich war glücklich und hatte Spaß, sodass ich nicht merkte, wie die Zeit verging. Er war sehr freundlich“, so das Opfer gegenüber den Carabinieri.

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Der Rekonstruktion der Carabinieri zufolge sollen die beiden Männer wenig später ihre wahren Absichten gezeigt haben. Die Frau erinnert sich noch, dass sie versucht habe, die „Avancen“ der beiden Männer abzuwehren. „Von diesem Moment an kann ich mich an nichts mehr erinnern“, so die Frau in ihrer Anzeige. Nachdem sie sie betrunken gemacht und zum Drogenkonsum angestiftet hätten – die Frau wurde später auch positiv auf Cannabis getestet – seien Agostino und Giuseppe Romano abwechselnd über die wehrlose Frau hergefallen.

Nach dem sexuellen Missbrauch erstattete die Kanadierin Anzeige. Da sie die Daten des Instagram-Profils des Hilfspflegers besaß, war es für die Carabinieri ein Leichtes, Agostino Romano aufzuspüren und in Gewahrsam zu nehmen. Nach der Auswertung des Inhalts des Smartphones des Mannes und der Überprüfung einiger Zeugenaussagen klickten auch für seinen Cousin Giuseppe die Handschellen.

Im Rahmen der Ermittlungen, die mit der Festnahme der beiden Cousins enden sollte, zeichneten die Carabinieri auch ein Gespräch auf, das die beiden Ehefrauen der mutmaßlichen Täter miteinander führten. Anstatt mit ihren Ehemännern hart ins Gericht zu gehen, ließen sich die beiden Frauen über die Kanadierin aus.

Ich bin mir sicher, dass sie ihn während der Motorradfahrt so lange provoziert hat, bis er nichts mehr verstanden hat. Der Motorradsitz ist ja sehr klein“, sagt eine Ehefrau zur anderen. „Vielleicht hat sie schon im Aufzug damit angefangen. Mir würde es schon reichen, wenn er mir sagen würde ‚Schau, sie hat mich im Aufzug angemacht und ich habe den Verstand verloren‘“, pflichtet ihr die andere Ehefrau bei, womit sie deutlich macht, dass sie sich damit zufriedengeben würde, dass ihr Mann ihren angeblichen Annäherungsversuchen nicht zu widerstehen vermochte. „Dieses nutzlose Ding, mit all den Männern, die es gibt, ist sie ausgerechnet zu ihm gegangen“, beklagt sich die Ehefrau über ihr „Pech“.

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Dann betont eine der beiden mehrmals, dass, wenn sie wirklich missbraucht worden wäre, die Kanadierin sich gewehrt hätte. „Eine, die vergewaltigt wird, versucht sich loszureißen, sich zu wehren, ihn zu kratzen und zu beißen. Unsere Ehemänner hingegen haben nicht einen einzigen Kratzer“, so die Frau, die hinzufügt, dass sie trotz ihrer Eifersucht „aus nachvollziehbaren Gründen“ sogar darauf verzichtet habe, ihrem Mann zumindest die verdiente Ohrfeige zu verpassen. „Wenn ich ihm eine schmiere und er einen blauen Flecken davonträgt, wird man sagen, dass sie es gewesen sei“, meint die Ehefrau zur anderen.

Bei den beiden Frauen kommt nie Mitleid mit der vergewaltigten Touristin auf. Die Wut über die „Untreue“ ihrer beiden Ehemänner ist zwar groß, aber diese weicht schnell dem Wunsch, wieder zu einem geregelten Familienleben zurückzukehren. „Er hat die Wohnung geputzt und aufgeräumt, die Party seiner Tochter organisiert und den Einkauf erledigt“, schwärmt die Ehefrau von der zur Schau getragenen „Reue“ ihres Mannes. Letzterer ahnte zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht, dass ihm bereits die Carabinieri auf den Fersen waren.

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Das unfassbare Telefonat öffnet einen Türspalt auf eine Gedankenwelt, die immer noch von Vorurteilen und unerträglichen Klischees geprägt ist. Solange selbst Frauen meinen, dass Frauen für durch Männer erlittene Gewalt selbst verantwortlich seien, besteht wenig Hoffnung, dass sich etwas ändert. Einige Nutzer hingegen nehmen es mit Humor. „Frauen, die mit solchen ‚Männern‘ verheiratet sind, sind bereits gestraft genug“, meint ein Leser.