Von: luk
Rom – Nach der Blaukrabbe bedroht eine weitere invasive Art das sensible ökologische Gleichgewicht im Mittelmeer: der Feuerwurm (Hermodice carunculata).
Der Name ist Programm. Denn wer mit den rund 30 Zentimeter langen Würmern in Kontakt kommt, kann sich dessen weiße Stacheln einfangen. Sie sind nur schwer wieder aus dem Gewebe zu entfernen. Brennende Schmerzen, Rötungen und Schwellungen sind die Folge. Einige Menschen reagieren noch drastischer auf die Borsten der Feuerwürmer. Sie leiden an Schwindelanfällen und Übelkeit.
salve a tutti, vi presento IL VERMOCANE pic.twitter.com/vkPjava7Mm
— fjd (@ffffjd) September 4, 2016
Derzeit vermehren sich die Feuerwürmer vor allem an den Küsten Siziliens, Kalabriens, Kampaniens und Apuliens. Dabei dürfte auch der Klimawandel eine entscheidende Rolle spielen. Denn die warmen Sommer der vergangenen Jahre hat ihre Ausbreitung laut italienischen Wissenschaftlern begünstigt. Hermodice carunculata mag es nämlich gerne warm. Steigt die Wassertemperatur über 19 Grad, gedeiht der Feuerwurm prächtig.
Das Getier ist im Mittelmeer besonders auf Hartböden und in Seegraswiesen anzutreffen. Auch auf Sand kann man dem Feuerwurm begegnen. Seine Borsten dringen bei Berührung mit der Haut ein. Insbesondere Fischer kommen beim Hochziehen ihrer Netze, immer wieder mit dem Mittelmeer-Eindringling in Kontakt. Auch Badegäste können beim Freizeitvergnügen auf den Feuerwurm treffen. Keinesfalls sollte man das Tier anfassen.
Was kann man im Ernstfall tun?
Sollte eine Berührung bereits stattgefunden haben, kann es ratsam sein, die schmerzenden Wunden mit Kortisonsalben zu behandeln. Als Notlösung sind auch Essig oder Alkohol empfehlenswert, um die betroffene Stelle zu desinfizieren. Es wird empfohlen, die Einstichstelle nicht zu reiben, auch nicht unter einem Wasserstrahl. Sonst brechen die Borsten ab, und lösen eine stärkere Entzündungsreaktion aus. In der medizinischen Fachliteratur wird empfohlen, die Borsten zu entfernen, ohne die Spitzen abzubrechen. Das ist aber kein leichtes Unterfangen. Dabei sollte man vorsichtig mit zusammengelegten Daumen und Zeigefinger an den Härchen ziehen, ohne dabei die Haut zu berühren. Auch ein Klebeband, das nicht zu fest auf die Haut geklebt wird, kann helfen, die vom Feuerwurm abgesonderten Borsten abzulösen.
Die Wissenschaft sucht nach Wegen, der Vermehrung der Feuerwürmer Herr zu werden und Heilmittel gegen die Stiche zu finden. Doch man steht hier noch am Anfang.
Gefahr für das ökologische Gleichgewicht
Problematisch ist die invasive Art auch wegen ihres Appetits: Feuerwürmer haben nämlich keine natürlichen Feinde, können sich sogar selbst regenerieren und fressen andere Meeresbewohner inklusive Korallen.
Das Phänomen ist dabei keineswegs neu: Bereits vor 20 Jahren hat man im Mittelmeer ab und an Feuerwürmer beobachtet. Doch in den vergangenen Jahren treten sie gehäuft auf. Fischer bemerken die Zunahme. Immer öfter wird ihr Fang noch in den ausgebrachten Netzen von den Fleischfressern angeknabbert. Liegt das Netz über Nacht im Wasser, kann es mitunter vorkommen, dass am Morgen nur mehr Skelette an Bord gehievt werden.