87-Jährige getötet, sieben Personen teils schwer verletzt – VIDEO

Schreckliche Gewalttat: Feiernde Nachbarn mit Auto überfahren

Montag, 03. September 2018 | 08:15 Uhr

Von: ka

Palagonia – Nachdem es erst wenige Tage vorher zu ähnlichen Tragödien gekommen war, artete am Freitagabend ein Nachbarschaftsstreit erneut in einen Amoklauf mit Todesfolge aus. In Palagonia, einer Kleinstadt in der Nähe von Catania auf Sizilien, wurden mehrere Personen, die vor ihren Häusern auf Tischen zu Abend aßen, von einem von ihrem Nachbarn gesteuerten Wagen absichtlich überfahren. Dabei wurde eine Frau getötet und sieben weitere Personen verletzt. Ein neunmonatiges Kind blieb wie durch ein Wunder fast unverletzt.

ANSA

Die Einwohner der Via Savona von Palagonia haben die Angewohnheit, in den lauen Sommerabenden Tische und Stühle aus ihren Wohnungen auf die Straße hinunterzubringen und dort gemeinsam zu Abend zu essen. Dabei stören sie eigentlich niemanden, weil es sich bei der Via Savona um eine wenig befahrene Sackgasse handelt. So war es auch am Freitagabend, den 31. August. In der Sackgasse wurden mehrere Tische zusammengestellt, an denen zwischen Anwohnern, Verwandten und Freunden rund 30 Personen essend und trinkend den letzten Augustabend genossen.

Aber dieser Abend sollte in einer schrecklichen Gewalttat enden. Kurz nach 22.00 Uhr bog mit quietschenden Reifen ein Fiat Punto in die Sackgasse ein und steuerte geradewegs auf die Tische zu. Ohne abzubremsen, überfuhr der Fahrer des Punto, der 52-jährige Nachbar, Gaetano Fagone, die gesamte Tafelgesellschaft, sodass – wie Augenzeugen später berichteten sollten – die kurze Zeit vorher noch fröhlich tafelnden Menschen wie Kegel durch die Luft flogen. Über die Absicht des Täters bestand kein Zweifel. Wie die Carabinieri später ermitteln konnten, legte der 52-Jährige den Rückgang ein, um weitere Personen anfahren zu können. Den herbeigerufenen Rettungskräften bot sich ein Bild des Grauens. Zwischen zerborstenen Teilen von Tischen und Stühlen mussten gleich mehrere Personen erstversorgt werden. Insgesamt zogen sich sieben Personen teilweise schwere Verletzungen zu. Für eine Frau hingegen, der 87-jährigen Maria Napoli, kam jede Hilfe zu spät. Sie erlag noch am Tatort ihren schweren Verletzungen. Ein neun Monate alter Bub, der in einem Kinderwagen schlief, blieb wie durch ein Wunder fast unverletzt. Sein Kinderwagen hingegen wurde vollkommen zerstört.

Nach der Amokfahrt suchte Gaetano Fagone mit dem Punto, der seinem Vater gehört, das Weite. Am Samstagvormittag fanden die Carabinieri das verlassene Fahrzeug in der ländlichen Umgebung von Palagonia. Nach Gaetano Fagone, von dem vermutet wird, dass er sich im weiteren Umland versteckt hält, wird intensiv gefahndet. Bei der Suche kommen neben mehreren Mannschaften der Carabinieri und des Heeres auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera und Hundestaffeln zum Einsatz. Bisher fehlt vom 52-Jährigen aber jegliche Spur.

Über das Motiv des Amoklaufs kann nur spekuliert werden. Der landwirtschaftliche Arbeiter Gaetano Fagone, der in der Vergangenheit seinen Vater wegen des Geldes der Pension angegriffen hat und aufgrund psychischer Probleme in einem Krankenhaus stationär aufgenommen worden ist, gilt Zeugen zufolge als psychisch krank und gewalttätig. Zwischen Gaetano Fagone und seinen Nachbarn ist es bereits öfters zu Streit gekommen, wobei auch Anzeige erstattet worden ist. Anwohner glauben, dass dem introvertierten und die absolute Ruhe liebenden Mann die von der Straße kommenden Geräusche der tafelnden Menschen gestört haben. Dieser Mutmaßung zufolge sollen die von der Straße kommenden Geräusche der feiernden Menschen in Gaetano Fagone einen blinden, tödlichen Anfall von Wut und Hass ausgelöst haben.

Am Wochenende nach der schrecklichen Tat steht die etwas mehr als 16.000 Menschen zählende Kleinstadt Palagonia unter Schock. Die Einwohner haben genug. Nachdem in den letzten zwei Jahren bereits sechs Menschen ermordet worden sind, muss die Gemeinschaft nun eine siebte Tote, die 87-jährige Maria Napoli, beklagen.