Von: ka
Vigonza – Mehrere Tage nach dem gewaltsamen Tod von Giada Zanola werden immer neue Details über die Vorgeschichte und dem mutmaßlichen Tathergang bekannt.
Das Grausamste ist, dass laut dem Ergebnis der Autopsie ihrer Leiche die 34-Jährige wahrscheinlich noch am Leben war, als sie in der Nähe von Vigonza bei Padua aus 15 Metern Höhe von einer Brücke auf die Autobahn A4 gestürzt wurde. Ihr Lebensgefährte, der 39-jährige Andrea Favero, sitzt seit Mittwoch wegen Mordes in Untersuchungshaft. Der 39-jährige Lkw-Fahrer wird beschuldigt, die 34-Jährige nach einer heftigen Auseinandersetzung geschlagen und von der Brücke geworfen zu haben.
Zwischen Giada Zanola und Andrea Favero lief es nicht mehr gut. Da sie die zerrüttete Beziehung mit dem 39-jährigen Lkw-Fahrer nicht mehr fortführen wollte, ließ sie die für diesen September geplante Hochzeit – der Termin stand bereits fest und die Vorbereitungen waren voll im Gange – platzen.
„Sie fühlte sich nicht mehr wohl dabei. Und sie hatte ihrem Partner bereits gesagt, dass sie die Beziehung beenden wollte. Andrea war sehr eifersüchtig und besitzergreifend, Giada hingegen war eine sonnige junge Frau“, so ein Freund von Andrea gegenüber einem Reporter der Rai1-Sendung La vita in diretta.
Wie sie ihren Freundinnen anvertraute, sei sie von Andrea Favero mehrmals geschlagen worden, habe aber aus Angst nie Anzeige gestattet. Um ihre Worte zu unterstreichen, schickte sie ihnen Bilder ihrer Abschürfungen und blauen Flecken, die ihr ihr Lebensgefährte und Vater des gemeinsamen dreijährigen Sohnes zugefügt haben soll. Giada und Andrea wohnten zusammen mit ihrem Sohn zwar noch im selben Haus, lebten aber seit Wochen so, als ob sie bereits ein getrenntes Paar wären. Andrea wollte sich aber offenbar nicht damit abfinden, dass es mit Giada vorbei war. Nachdem in Giadas Leben ein neuer Mann getreten war und sie dies auch Andrea mitgeteilt hatte, verschlimmerten sich die Auseinandersetzungen. Auch ihrem neuen Freund, zu dessen Arbeitsplatz in einem Geschäft einer Tankstelle sie wechseln wollte, erzählte sie, dass sie von Andrea misshandelt werde.
Zudem fürchtete Giada, dass Andrea vorhabe, sie mit heimlich gefilmten intimen Videos zu erpressen. Um diesen Sachverhalt zu klären, wird das Smartphone des 39-Jährigen derzeit einer forensischen Untersuchung unterzogen.
Einer Rekonstruktion des Tathergangs zufolge kam es in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch erneut zu einer schweren Auseinandersetzung, in dessen Verlauf die 34-Jährige das Haus mit ihrem Auto verließ. Sie kam aber nicht weit. Am frühen Mittwochmorgen gegen 3.30 Uhr holte sie Andrea Favero auf der in der Nähe ihres Hauses liegenden Autobahnbrücke ein. Nach einer erneuten gewalttätigen Auseinandersetzung – so die Anschuldigung – habe der 39-Jährige seine Lebensgefährtin über die rund zwei Meter hohe Brüstung gehoben und sie aus 15 Metern Höhe auf die Autobahn A4 Mailand-Venedig geworfen. Einem Autolenker gelang es noch, der mitten auf der Fahrbahn liegenden Frau auszuweichen, aber ein nachfolgender Lkw überfuhr das Opfer.
Zunächst sah es nach einem Suizid aus, aber erste Erhebungen der Straßenpolizei und der Polizeibeamten der Quästur von Padua erbrachten schnell, dass Giada Zanola vermutlich einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war. Als die Beamten nach der Identifizierung der Leiche ihren Lebensgefährten aufsuchten, erschien ihnen dessen Verhalten sofort als sehr verdächtig. Auffällig war insbesondere, dass der 39-Jährige am Hals und an seinen Armen und Händen Kratzspuren aufwies, die den Ermittlern zufolge vom letzten verzweifelten Überlebenskampf des Opfers stammen könnten.
Andrea Favero konnte den Polizeibeamten keine glaubwürdige Schilderung der Tatnacht liefern. Obwohl eine Überwachungskamera Giadas Auto gefilmt hatte, verschwieg der Mann zunächst, dass seine Lebensgefährtin mit dem Auto geflüchtet war. Erst mit diesem Beweis konfrontiert, gab der 39-Jährige zu, sich mit Giada auf der Autobahnbrücke gestritten zu haben. An den Rest der Tatnacht, so seine Aussage, erinnere er sich aber nicht mehr.
Dieses „halbe Geständnis“, Zeugenaussagen über die zerrüttete und von gewalttätigen Auseinandersetzungen geprägte „Beziehung“ zwischen den beiden sowie die Tatsache, dass der 39-Jährige keine Erklärung zum Verbleib des Smartphones der Frau vorweisen konnte, veranlassten die zuständige Staatsanwaltschaft von Padua schon einen Tag nach der Tat dazu, Andrea Favero wegen Mordes in Untersuchungshaft zu nehmen. Der 39-Jährige sagte nur aus, er habe Angst gehabt, dass Giada Zanola ihm nach der Trennung seinen Sohn nehmen werde, entschied aber dann, zu allen Vorwürfen zu schweigen.
Die Beteuerungen ihrer Freundinnen und Angehörigen, dass Giada lebensfroh war, sich darüber freute, mit ihrem neuen Lebenspartner zu arbeiten, und allein schon, um ihren geliebten Sohn nicht alleinzulassen, niemals eine Verzweiflungstat begangen hätte, erhärten die Vermutung der Ermittler, dass die 34-Jährige ermordet wurde. Dieser Verdacht wird auch vom Ergebnis der Autopsie ihrer Leiche gestützt, nach der Giada wahrscheinlich noch am Leben war, als sie in der Nähe von Vigonza bei Padua aus 15 Metern Höhe von der Brücke auf die Autobahn A4 geworfen wurde. Da das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung noch aussteht, ist nicht bekannt, ob das Opfer vor dem Sturz auf die Autobahn betäubt wurde.
Vor allem in Venetien sind Abscheu und Entsetzen groß. Wie bereits in der Vergangenheit fragen sich viele Italiener, wie diese schrecklichen Femizide verhindert werden könnten.