Von: ka
Montelibretti – Die Gemeinde Montelibretti nördlich von Rom ist Schauplatz einer abscheulichen Tragödie. Nachdem sie von ihrer Tochter ohne Wasser und Nahrung zurückgelassen worden war, starb eine 84 Jahre alte pflegebedürftige Frau einen grausamen Hungertod.
Die 49-jährige Frau, die zusammen mit ihren beiden Kindern in den Urlaub gefahren war, wurde zunächst „nur“ wegen Vernachlässigung einer hilfsbedürftigen Person festgenommen. Als Ermittlungen ergaben, dass die Frau ihre Flucht ins Ausland vorbereitet hatte, wurde sie wegen vorsätzlicher Tötung ins Gefängnis gebracht.
„Es war eine harmonische Familie. Bis zu seinem Tod während der Pandemie kümmerte sich ihr Mann Tommaso um alles. Seither lief es nicht mehr rund“, erklärt eine Nachbarin der 84-jährigen Margherita Battazza, die nicht glauben kann, dass eine solche Tragödie ausgerechnet in Tenuta, einem malerischen Dorf in der Umgebung von Montelibretti bei Rom, geschehen konnte.
Margherita Battazza, die sich nicht selbst versorgen konnte und zumindest bis vor einiger Zeit von den Sozialdiensten der Gemeinde Montelibretti betreut worden war, war der Pflege ihrer Tochter Antonella Marrella anvertraut. Die 84 Jahre alte Frau wurde am 12. Juni in ihrer Villa tot aufgefunden.
Carabinieri, die der 49-jährigen Antonella Marrella eine Vorladung zuzustellen wollten, sie aber nicht fanden, fiel auf, dass aus dem Haus Verwesungsgeruch drang. Als sie durch ein geöffnetes Fenster in die Villa gelangen konnten, entdeckten sie auf dem Boden die Leiche der älteren Frau. Vermutlich war die pflegebedürftige Frau aufgestanden, um Hilfe zu rufen, war aber im Gang gestürzt.
Die Tochter war einige Tage zuvor, möglicherweise am Todestag ihrer Mutter, mit ihren beiden Kindern im Alter von 15 und sieben Jahren zu einem Urlaub in den Abruzzen aufgebrochen. Wenige Stunden nach der Entdeckung der Leiche ihrer Mutter wurde Antonella Marrella an ihrem Urlaubsort ausfindig gemacht und wegen Vernachlässigung einer hilfsbedürftigen Person festgenommen. Antonella Marrella, die zusammen mit ihren Kindern und ihrer Mutter in der Villa lebte, konnte nicht erklären, warum sie ihre hilflose Mutter allein zurückgelassen hatte und in den Urlaub gefahren war.
Einige Indizien deuteten bald darauf hin, dass die 49-Jährige geplant hatte, sich von ihrem Urlaubsort aus ins Ausland abzusetzen. Zu diesem Zweck hatte sich Antonella Marrella nicht nur gefälschte Ausweispapiere, sondern auch eine Perücke besorgt. Im Lichte dieser Ermittlungsergebnisse ordnete der Voruntersuchungsrichter an, gegen Antonella Marrella wegen vorsätzlicher Tötung vorzugehen und sie aufgrund der offensichtlichen Fluchtgefahr ins Gefängnis zu überstellen.
Das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung könnte die rechtliche Lage der Beschuldigten weiter verschlechtern. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass ihre hilflose Mutter ohne Wasser und Nahrung zurückgelassen worden war und dadurch einen grausamen Tod gestorben war, riskiert die 49 Jahre alte Frau zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt zu werden.
Trotz dieser schwerwiegenden Vorwürfe stehen die Ermittlungen jedoch erst am Anfang. Der ehemalige Lebenspartner der Frau, der seit einem Monat nicht mehr gesehen worden war, dessen Fiat Panda aber noch vor der Villa parkt, konnte von den Carabinieri noch nicht vernommen werden. Auch alle Umstände um die Invalidenrente der Frau sowie um den Besitz der Villa – ersten Erkenntnissen zufolge soll sie dem Opfer gehört haben – müssen noch geklärt werden.
Der grausame Tod von Margherita Battazza lässt die Einwohner von Montelibretti ratlos zurück. Wie die Nachbarin des Opfers können auch sie nicht glauben, dass sich ausgerechnet innerhalb ihrer beschaulichen Gemeinschaft eine solche Tragödie ereignen konnte.