Von: ka
Gizzeria – Die Carabinieri von Gizzeria, einer Ortschaft in der süditalienischen Region Kalabrien, beendeten ein seit zehn Jahren währendes Martyrium einer 29-jährigen Frau aus Rumänien und befreiten sie und ihre zwei Kinder aus den Händen eines gewalttätigen 52-jährigen Mannes. Die Rumänin, welche für die inzwischen verstorbene Frau des 52-Jährigen als „Badante“ gearbeitet hatte, war vom Mann eingesperrt, versklavt und immer wieder vergewaltigt worden. Die 29-Jährige, die in einem vollkommen verwahrlosten Zustand leben musste, gebar im Laufe der Jahre ohne jegliche ärztliche Hilfe zwei Kinder.
Die Carabinieri von Gizzeria versahen ihren normalen Streifendienst, als sie bei einer Verkehrskontrolle den Dreiradler vom Typ MotoApe des 52-jährigen Aloisio Francesco Rosario Giordano anhielten. Bei der Untersuchung des Fahrzeugs von Aloisio Francesco Rosario Giordano, der bereits in der Vergangenheit wegen familiärer und sexueller Gewalt auffällig geworden war und daher für die Justiz kein Unbekannter war, fiel den Carabinieri sein neunjähriger Sohn auf. Der Bub hatte nur schmutzige Kleider an und schien sich offensichtlich in einem schlechten Ernährungs- und Gesundheitszustand zu befinden. Wegen des schlechten Zustands des Jungen und des auffälligen Verhaltens des Mannes begannen die Carabinieri, Verdacht zu schöpfen. Obwohl der 52-Jährige angab, keinen festen Wohnsitz zu besitzen, wollten sich die Carabinieribeamten Klarheit über seine familiäre Situation verschaffen. Sie ließen sich von ihm zu seinem derzeitigen „Wohnsitz“, einer aus verschiedenen zusammengetragenen Materialien zusammengebauten Baracke, welche sich mitten auf dem Land befindet, bringen.
Was sie in der Baracke vorfanden, verschlug ihnen nicht nur wegen des Gestanks – die Carabinieri waren gezwungen, sich Schutzmasken anzuziehen – den Atem. Auf einem nur aus einem Eisengestell und mehreren Kartons bestehendem „Bett“ war eine Frau, die 29-jährige Rumänin, angekettet. Auf dem nur mit einer dreckigen Decke bedeckten Körper der unterernährten und scheinbar gelähmten Frau befanden sich mehrere Blutergüsse. Neben ihr saß ein dreijähriges, unterernährtes, nur mit einem Hemdchen bekleidetes Mädchen, das – vermutlich, weil es Hunger hatte – unentwegt weinte. Im vor Schmutz starrenden Innenraum der Baracke waren auch einige Kübel aufgestellt, die der gefangenen Mutter und ihren Kindern offensichtlich als Notdurft dienten. In einem anderen Kübel hingegen war fauliges Wasser. Die Frau gab den Beamten an, dass sie mit der Außenwelt keinen Kontakt habe und seit zehn Jahren in diesem Zustand leben müsse. In dieser Zeit hatte die Frau vielerlei Formen der Gewalt erlitten und ohne jegliche medizinische Unterstützung die zwei Kinder zur Welt gebracht.
Aloisio Francesco Rosario Giordano wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft von Lamezia Terme wegen Misshandlung und mehrfacher sexueller Gewalt festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt. Die 29-jährige Mutter und ihre zwei Kinder wurden den Sozialdiensten übergeben.
„In 30 Arbeitsjahren habe ich noch nie so etwas gesehen“, so der Oberstaatsanwalt von Lamezia, Salvatore Curcio.
In Kalabrien werden inzwischen Fragen laut, warum es dem 52-jährigen Gewalttäter so lange gelungen war, seine Verbrechen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Wer hat versagt?