Von: ka
Annone Brianza – Bereits in der Vergangenheit führten in Italien Baumängel und schlechte Wartung zu Einstürzen von Brücken und Viadukten. Bisher gingen diese Unglücke meist glimpflich davon, aber am frühen Freitagabend hatte ein Autofahrer, der auf der Schnellstraße Mailand-Lecco in der Lombardei unterwegs war, weit weniger Glück.
Schon kurz nach Freitagmittag hatte ein Autofahrer die Straßenpolizei darauf hingewiesen, dass von einem Viadukt, wo eine Landesstraße die Schnellstraße überquerte, Putzteile und andere Bruchstücke auf die vierspurige Straße gestürzt waren. Daraufhin – so erste Ermittlungserkenntnisse – sollen die Techniker des Straßendienstes Anas, die für die Schnellstraße zuständig sind, mit ihren Kollegen der Provinz Lecco, in deren Kompetenzbereich die Landesstraße fällt, über Stunden diskutiert haben, was zu tun sei. Leider fiel keinem ein, die Landesstraße und die Schnellstraße für den öffentlichen Verehr zu schließen.
Ein böser Zufall wollte es, dass am Freitag gegen 17.23 Uhr ein insgesamt 108 Tonnen schwerer Spezialtransporter, der für 70 Tonnen Eisenbehälter geladen hatte, genau auf dieses Viadukt fuhr. Unter der Last des schweren Lkws brach die marode Betonkonstruktion in sich zusammen und stürzte samt dem Spezialtransporter und anderer sich gerade auf der Brücke befindlicher Autos auf die darunterliegende Schnellstraße.
Der 50-jährige Claudio Bertini aus Civate bei Lecco, der sich mit seinem weißen Audi unglücklicherweise genau in diesem Moment auf der Schnellstraße unter dem Viadukt befand, hatte keine Chance. Er starb noch auf der Unfallstelle in dem von den Betonteilen zusammengedrückten Wrack.
Der Fahrer des Spezialtransporters – ein ebenfalls 50-jähriger Bulgare – erlitt schwere Brustkorbverletzungen. Ein Mann, eine Frau und ein zwölfjähriger Bub wurden beim Einsturz des Viadukts ebenfalls erheblich verletzt. Unglaubliches Glück hatten hingegen andere Fahrer, die auf der zu dieser Zeit stark befahrenen Straße von den herabstürzenden Betonträgern nur gestreift wurden. Der Fahrer eines Toyota, der sich hinter dem Lkw befand, konnte gerade noch rechtzeitig stehen bleiben. Er blieb mit seinem Pkw mit dem Hinterteil gerade noch auf der Brücke, während die vorderen zwei Räder über dem Abgrund schwebten.
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Das Unglück löste in den Medien und im Netz eine rege Diskussion über Sicherheit und Wartung des italienischen Straßennetzes aus. Der Spezialtransporter soll – so die Ermittler – über eine reguläre, behördliche Erlaubnis für seine Fahrt verfügt haben.
Die Staatsanwaltschaft von Lecco hat ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung und Auslösens eines Desasters eröffnet und hat bereits mit ersten Zeugeneinvernahmen begonnen. So wie es heute aussieht, sind vor allem Kompetenzgerangel und mangelnde Wartung Schuld am schweren Unglück.