Von: mk
Caldes – Um 15.00 Uhr wird am heutigen Mittwoch im Val di Sole nach dem Tod von Andrea Papi eine Schweigeminute abgehalten. Ein ganzes Tal steht praktisch still. Der 26-Jährige ist vor rund einer Woche beim Joggen im Wald oberhalb von Caldes von einem Bären getötet worden.
Heute um 15.00 Uhr erklingen die Glocken der Kirchtürme, um seiner zu gedenken. Genau zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die Begräbnisfeier. Wie der Bürgermeister von Caldes, Antonio Maini, erklärt, werden zahlreiche Personen erwartet, die im Freien der Trauerfeier mittels Lautsprecher folgen können. In der Kirche selbst befinden sich nur die Familienangehörigen und die Freunde von Andrea Papi – um den familiären Charakter der Zeremonie zu wahren.
Das Haus der Familie befindet sich nur wenige Meter von der Kirche entfernt. Auch die Fahnen werden in der Gegend als Zeichen der Trauer auf Halbmast gehisst. Die Schweigeminute soll an Arbeitsplätzen, in öffentlichen Einrichtungen und in Privatunternehmen sowie von politischen, sozialen, kulturellen und sportlichen Organisationen abgehalten werden.
„Das Tal ist erschüttert und es macht sich Wut breit. Die Worte der Mutter von Andrea sind die Worte von uns allen“, erklärt der Bürgermeister laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige. Wütend sei man deshalb, weil ein Bär für den Tod des 26-Jährigen verantwortlich sei. So etwas dürfe nicht passieren.
Der Bürgermeister versucht auch jenen Menschen aus der Stadt die Umstände zu erklären, die sich womöglich Urteile erlauben, ohne die Situation zu kennen. „Der Bär ist im Dorf. Wer die Umgebung nicht kennt, denkt vielleicht, dass Andrea an einem abgelegenen und unwegsamen Ort gejoggt hat. Doch er war auf einem Forstweg in einem Gebiet unterwegs, das von vielen Menschen aufgesucht und ‚bearbeitet‘ wird“, so Maini. Es handle sich zwar um Berggebiet, doch es sei kein verstecktes oder isoliertes Gelände. „Man hat von mir verlangt, dass ich eine Verordnung erlasse. Doch was sollte ich schreiben? Geht nicht vom Haus raus? Denn der Bär ist gleich vor dem Haus“, betont der Bürgermeister.
Bärin JJ4 für tödlichen Angriff verantwortlich
Unterdessen konnte nachgewiesen werden, dass die Bärin JJ4 für den tödlichen Angriff auf Andrea Papi am 5. April verantwortlich ist. Die Trientner Staatsanwaltschaft hat dies aufgrund von Genanalysen bestätigt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Die wissenschaftlichen Untersuchungen waren nach der Attacke in den Labors der Stiftung Edmund Mach durchgeführt worden.
Die Bärin ist 17 Jahre alt. Das Tier ist eine Nachkommin zweier Bären, die aus Slowenien stammen und zwischen 2000 und 2001 im Rahmen des Life Ursus-Projekts ins Trentino gebracht worden waren.
Die Bärin hat bereits in der Vergangenheit Menschen attackiert: Am 22. Juni 2020 wurden auf dem auf dem Monte Peller ein Vater und sein Sohn angegriffen. Die Trientner Landesregierung hat damals den Abschuss der Bärin verlangt. Der Beschluss wurde allerdings vom Verwaltungsgericht annulliert.