Düsterer Wortwechsel zwischen Krankenpflegern - VIDEO

Schwerer Verdacht: Tod von Corona-Patienten bewusst herbeigeführt

Dienstag, 26. Januar 2021 | 06:59 Uhr

Von: ka

Montichiari – Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft von Brescia wurde am Montag der geschäftsführende Primar der Ersten Hilfe des Krankenhauses von Montichiari bei Brescia, Carlo Mosca, festgenommen.

Carlo Mosca wird beschuldigt, im März letzten Jahres zwei Covid-19-Patienten absichtlich Anästhetika sowie Nerven- und Muskelfunktion hemmende Medikamente verabreicht und auf diese Weise ihren Tod herbeigeführt zu haben. Es steht der schwere Verdacht im Raum, dass es das Ziel dieser Vorgangsweise gewesen sei, Betten freizubekommen.

ANSA/SIMONE VENEZIA

Am Montag wurde der geschäftsführende Primar der Ersten Hilfe des Krankenhauses von Montichiari, Carlo Mosca, von den Carabinieri der Sondereinheit NAS verhaftet. Dem 47-jährigen Primararzt wird zur Last gelegt, im März 2020 einem 61-jährigen sowie einem 80-jährigen Corona-Patienten absichtlich Medikamente – Anästhetika sowie die Nerven- und Muskelfunktion hemmende Pharmaka, die normalerweise nur bei der Intubation verwendet werden – verabreicht und auf diese Weise ihren Tod verursacht zu haben.

Die mutmaßlichen Straftaten ereigneten sich im März des vergangenen Jahres, als sich die Krankenhäuser der Provinz Brescia im Corona-Notstand befanden. Nachdem bei den Carabinieri der Sondereinheit NAS Hinweise auf die Möglichkeit eingegangen waren, dass in der Ersten Hilfe des Krankenhauses von Montechiari der Tod einiger Covid-19-Patienten durch von einem Arzt bewusst angewandte medizinische Praktiken herbeigeführt worden wäre, kamen zwei Monate später die Ermittlungen ins Rollen. In Absprache und unter der Leitung der Staatsanwaltschaft von Brescia wurde sofort eine Untersuchung der verdächtigen Fälle eingeleitet.

ANSA/Carlo Mosca

Gegenstand dieser Ermittlungen war auch ein Chat zwischen zwei Krankenpflegern. „Hat er auch euch darum gebeten, ihnen die Medikamente zu verabreichen, ohne sie zu intubieren? Ich mache nicht dabei mit, die umzubringen, nur weil er die Betten freibekommen will“, so der düstere Wortwechsel zwischen den beiden Krankenpflegern, der auch in den Haftbefehl Eingang fand.

In Rahmen der Ermittlungen wurde auch eine Vielzahl von Krankenakten der in diesem Zeitraum an Corona verstorbenen Patienten einer minutiösen Untersuchung unterzogen. Den Experten fiel in einigen Fällen auf, dass sich der Gesundheitszustand der betreffenden Covid-19-Patienten vor ihrem Tod auf unerklärliche Weise schlagartig verschlechtert hatte. Um sie einer genauen autoptischen und toxikologischen Untersuchung unterziehen zu können, wurden die Leichen dreier Verstorbener exhumiert.

Im Gewebe einer der exhumierten Leichen wurden Spuren eines betäubenden und muskelerschlaffenden Medikaments entdeckt. Dieses Medikament, das normalerweise nur während der Intubation und während der Sedierung von Patienten zum Einsatz kommt, kann außerhalb dieser Anwendungsbereiche ihrem Tode führen. Während bei den Patienten, die intubiert werden, die Gabe dieses Medikaments in der Krankenakte vermerkt wird, stellten die Ermittler fest, dass im Falle der untersuchten verstorbenen Corona-Patienten der Einsatz dieses betäubenden und muskelerschlaffenden Pharmakums in ihrer Krankenakte nicht angegeben worden war. Aufgrund dieser Tatsache wird dem Beschuldigten auch die mutmaßlich begangene Straftat der Urkundenfälschung angelastet.

ANSA/FILIPPO VENEZIA

Die Schwere der Anschuldigungen, die Wiederholungsgefahr der Straftat, das Risiko einer Manipulation von Beweismitteln sowie die verschiedenen gesammelten Beweise, die das kriminelle Verhalten des Beschuldigten belegen sollen, das im Wesentlichen daraus bestanden hätte, den Covid-19-Patienten Medikamente zu verabreichen, die dazu geeignet gewesen waren, eine tödliche Atemdepression zu verursachen, bewogen den Untersuchungsrichter dazu, Carlo Mosca nach seiner Festnahme in den Hausarrest zu überstellen.

Die Verhaftung des Primars der Ersten Hilfe des Krankenhauses von Montichiari und die Schwere der Vorwürfe sorgen in der italienischen Öffentlichkeit für erhebliches Aufsehen.