Von: ka
Novi Ligure – Die piemontesische Kleinstadt Novi Ligure ist am Dienstagvormittag Schauplatz einer fast unglaublichen Heldentat geworden. Als ein pensionierter Carabiniere, der 71-jährige Carlo Pulcino, Zeuge des Versuchs eines Mannes wurde, seine Ex-Partnerin zu ermorden, zögerte er keinen Moment.
Der Täter, der zunächst versucht hatte, die Frau mit seinem Auto zu überfahren, wurde nach seinem zweiten Angriff auf das Opfer vom 71-Jährigen überwältigt und von diesem bis zum Eintreffen seiner Kollegen festgehalten. In der Folge wollten einige Passanten den Täter lynchen, was aber von den Ordnungskräften noch rechtzeitig verhindert werden konnte.
Einer ersten Rekonstruktion durch die Carabinieri zufolge hatte die Frau, eine 41-jährige Albanerin, vor rund einer Woche ihren langjährigen Partner, einen 50-jährigen, ebenfalls aus Albanien stammenden Mann, verlassen. Offenbar wollte sich der 50-Jährige aber nicht mit dem Beziehungsaus abfinden. Am Dienstagvormittag tauchte er vor dem Haus seiner ehemaligen Lebensgefährtin auf und wartete darauf, dass die 41-Jährige ihre Wohnung verließ. Als die Frau erschien, forderte er sie dazu auf, in sein Auto zu steigen. Aber seine Ex-Partnerin weigerte sich und rannte auf dem Gehsteig davon. Der Täter jedoch kehrte in sein Auto zurück und verfolgte die Frau, indem er in eine Parallelstraße einbog. Als er die flüchtende Frau erneut sah, riss er das Steuer herum und versuchte, die Frau zu überfahren.
Der unglaubliche Mordversuch wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie die Frau dem Tod knapp entrann. Das Auto des Täters hingegen zerstörte zuerst die Stützen eines Verkehrszeichens und prallte dann gegen einen Baum. Der 50-Jährige ließ aber nicht von seinem Opfer ab. Er stieg aus seinem Auto und begann, auf die wehrlos am Boden liegende Frau einzuprügeln.
Allerdings hatte er nicht mit dem Eingreifen eines pensionierten Carabiniere gerechnet. Als der 71-jährige Carlo Pulcino Zeuge des Versuchs des Mannes wurde, seine Ex-Partnerin zu ermorden, zögerte er keinen Moment.
Carlo, un brigadiere capo in congedo dai Ros dei carabinieri, 71 anni, ha salvato una donna di origini albanesi di 41 anni che ha rischiato di essere investita da suv alla cui guida c'era un suo connazionale di 50 anni, a Novi Ligure (Alessandria). #ANSA https://t.co/vTyoNN0h14 pic.twitter.com/wJRR3vMzMO
— Agenzia ANSA (@Agenzia_Ansa) March 14, 2024
„Die Frau hatte ein verzweifeltes Gesicht. Sie lief die Straße hinunter. Unmittelbar danach sah ich, wie aus dem Gegenverkehr ein Auto auf sie zuraste und sie überfahren wollte. Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie die Frau wie durch ein Wunder dem Auto ausweichen konnte. Das Fahrzeug hingegen prallte gegen einen Baum. Der Mann am Steuer stieg aus und schlug der jungen Frau ins Gesicht, sodass sie zu Boden fiel. Dann prügelte er nochmals auf sie ein. Nach dem ersten Fausthieb beschloss ich, einzugreifen. Ich überwältigte ihn und hielt ihn so lange fest, bis kurze Zeit später meine Kollegen erschienen und ihm die Handschellen anlegten“, erklärt der 71-jährige Carlo Pulcino.
Dabei kam dem mutigen Carabiniere zugute, dass er lange Jahre in der Sondereinheit der Carabinieri ROS gedient hatte. „Ich bin kein Held, aber als ich sah, wie diese Frau an den Haaren gezogen und geschlagen wurde, konnte ich nicht anders, als einzugreifen. Nicht auszudenken, was mit dieser Frau passiert wäre, wenn ich ihr nicht geholfen hätte“, so Carlo Pulcino gegenüber dem Corriere della Sera.
Parla a #Ore14 il brigadiere capo carabinieri Ros in congedo che ha difeso la donna dall’aggressione dell’ex a Novi Ligure. In diretta con l’inviato Fabio Giuffrida. Rivedi lo spazio su #Raiplay ↘️https://t.co/05kA8C4eeU pic.twitter.com/USADrP3MKJ
— ore14rai2 (@ore14rai2) March 13, 2024
„Ich war am Vormittag unterwegs, um einige Besorgungen zu erledigen, als ich diese unglaubliche Szene sah. Es war gefährlich. Kurz zuvor waren in der gleichen Allee Kinder einer Schulklasse samt ihren Lehrern unterwegs gewesen. Einige Passanten filmten das Geschehen mit ihren Smartphones. Der Angreifer riskierte am Ende sogar, gelyncht zu werden. Wir müssen alle lernen, einzugreifen und nicht wegzuschauen“, meint der pensionierte Carabiniere.
„Er hätte sie getötet, aber ich bin kein Held. Ich habe nur getan, was ich tun musste. Wenn ich nicht eingegriffen hätte, hätte ich mir das nie verziehen“, so Carlo Pulcino, der aber betont, dass ein Carabiniere auch im Ruhestand immer ein Carabiniere bleibt. Der 50-jährige Albaner wurde von den Carabinieri wegen versuchten Mordes festgenommen und nach einem ersten Verhör ins Gefängnis überstellt.