Von: ka
Oderzo – Azzurra Carnelos aus Oderzo in Venetien wurde nur 33 Jahre alt. Die junge Mutter glaubte bis zum Schluss das Krebsleiden besiegen zu können, aber am Ende gab es keine Hoffnung mehr. Azzurra, die bereits im Jahr 2019 ein erstes Mal an Brustkrebs erkrankt war, hegte nach dem zunächst erfolgversprechenden Verlauf der Therapie die Hoffnung, den Brusttumor besiegt zu haben. Während ihrer Schwangerschaft musste sie jedoch erfahren, dass das bösartige Leiden zurückgekehrt war. Die mutige Frau entschied sich dazu, das Leben des Ungeborenen ihrem eigenen vorzuziehen.
Ihre Angehörigen erinnern sich daran, dass Azzurra Carnelos immer wieder von einem Traum erzählte. Vor fünf Jahren sei sie eines Nachts plötzlich aufgewacht. In ihrem Traum habe sie eine Stimme gehört, die wie die ihrer an Brustkrebs verstorbenen Großmutter Nori geklungen habe. Diese Stimme soll ihr gesagt haben, sie solle sofort einen Arzt aufsuchen, weil etwas mit ihr nicht stimme. Azzurra verschwendete keine Zeit und vereinbarte sofort einen Arzttermin. In der Tat wurde in ihrer Brust ein bösartiger Knoten entdeckt. Entschlossen, so bald als möglich wieder gesund zu werden, nahm die junge Krebspatientin eine langwierige Behandlung auf sich. Lange Zeit schien es so, als ob der Tumor besiegt sei.
Die tüchtige junge Frau, die im Jahr 2015 ihr Studium der Bankwirtschaft und des Finanzwesens mit Bestnoten abgeschlossen hatte, nahm ihr Leben wieder in die Hand und heiratete vor zwei Jahren Francesco Favero, den sie acht Jahre zuvor an der Universität kennengelernt hatte. Auch ihre Furcht, dass die Krebsbehandlungen ihrer Fruchtbarkeit Schaden zugefügt hätten, erwies sich als unbegründet.
Als das Paar im Februar des letzten Jahres erfuhr, dass Azzurra schwanger war, schien dem Elternglück nichts mehr im Wege zu stehen. Leider dauerte die ungetrübte Freude des Paars, bald Eltern eines kleinen Buben zu werden, nur wenige Monate. Anlässlich einer Kontrollvisite wurde Azzurra Carnelos mitgeteilt, dass das fast schon vergessene Krebsleiden nicht nur zurückgekehrt war, sondern auch, dass der Tumor aggressiver als beim ersten Mal war. Azzurras erster Gedanke galt dem ungeborenen Leben. „Sein Leben wichtiger als meins“, so Azzurras Wille.
Da sie befürchtete, dass die Therapien die Gesundheit des Fötus beeinträchtigen könnten, entschied Azzurra Carnelos, die chemotherapeutischen Behandlungszyklen so lange wie möglich hinauszuzögern. Trotz der Sorge um ihr eigenes Leben setzte sie die Schwangerschaft bis zur 32. Woche fort. Um der jungen Frau die Möglichkeit zu geben, sich der notwendigen Chemotherapie zu unterziehen, beschlossen die Ärzte der neonatologischen Abteilung des Krankenhauses Ca’ Foncello in Treviso in Abstimmung mit der Schwangeren die Geburt des kleinen Antonio einzuleiten.
Wie es sich nicht einmal ein Jahr später herausstellen sollte, war es zu diesem Zeitpunkt aber bereits zu spät. Azzurra Carnelos war es nur acht Monate lang vergönnt, ihr Mutterglück zu genießen. „Mach dir keine Sorgen, Mama, alles wird gut“, rief sie am Freitag das letzte Mal ihre Mutter an. Sie schlief ein und wachte nicht mehr auf. „Sie war eine großartige Mutter und Ehefrau. Antonio, der Sohn, den sie sich so sehr gewünscht hat, ist kerngesund“, so der Mann der Verstorbenen. Untersuchungen ergaben, dass die erbliche Veranlagung, leichter als andere an Krebs zu erkranken, nicht von der Mutter auf das Kind übertragen wurde.
Ihre Familie dankt der neonatologischen Abteilung des Krankenhauses Ca’ Foncello in Treviso, der die Spenden, die während der Beerdigung, die am Mittwoch in ihrem Heimartort in Oderzo stattfinden wird, gesammelt werden, zugutekommen werden.