Von: ka
San Colombano al Lambro/Mailand – Ein mysteriöser Todesfall beschäftigt seit letztem Donnerstag die Ermittler. Gegen 4.00 Uhr in der Früh wurden die Besitzer einer Frühstückspension in San Colombano al Lambro, einem Ort in der Nähe von Mailand, von lautstarkem Streit aufgeweckt. Die Schreie kamen aus dem Zimmer, das sie einem Paar, dem 33-jährigen Giuseppe Spinelli und der 42-jährigen Marcella Ninni, vermietet hatten. Kurz darauf verließ Giuseppe Spinelli das Zimmer, torkelte blutüberströmt nur mit einer Hose und einem kurzen Leibchen bekleidet über die Veranda in den Park und brach dort leblos zusammen. Für den 33-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Die von den Besitzern und Marcella Ninni verständigten Rettungskräfte konnten nach einem vergeblichen Wiederbelebungsversuch nur mehr den Tod durch Verbluten – der Mann starb an einer klaffenden Halswunde – feststellen.
Was war in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag passiert? Marcella Ninni gab den ermittelnden Carabinieri an, dass Giuseppe Spinelli nach einer wilden Nacht mit stundenlangem Sex, Kokainkonsum und Streit im Delirium zuerst die ganze Zimmereinrichtung zerstört, dann eine Glasscherbe ergriffen und kurz darauf sich selbst die tödliche Schnittwunde am Hals zugefügt habe. Die Version der Frau, die zur Tatzeit selbst nur mit einem Morgenrock voller Blutflecken bekleidet war, wirft aber mehrere Fragen auf. Besonderes Augenmerk richten die Ermittler auf einen blutigen Stein, von dem vermutlich eine Wunde auf dem Kopf des 33-Jährigen herrührt. War Giuseppe Spinelli, wie seine 42-jährige Liebhaberin behauptet, nachdem er sich in den Hals geschnitten hatte, auf den Stein gestürzt oder wurde ihm die Kopfwunde vorher zugefügt? Welche Rolle spielte die Frau in der Tatnacht? Will sie die Wahrheit verschleiern oder trifft sie gar eine Schuld?
Das Verhältnis zwischen dem getrennt lebenden Giuseppe Spinelli und der verheirateten Marcella Ninni – beide sind Arbeitskollegen und Angestellte eines Telekommunikationsunternehmens – begann vor einem Jahr in der Firma. Die beiden, die ihr Liebesverhältnis „geheim“ hielten, nutzten gerne gemeinsame Dienstreisen, um sich etwas Zweisamkeit zu gönnen. So war es auch am letzten Mittwoch, als das Liebespaar einer Dienstfahrt nach Piacenza noch eine „heiße“ Nacht in der Frühstückspension anhängen wollte.
Aber was löste den Streit aus? Die Ermittler vermuten, dass ihnen die 42-Jährige nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Sie mutmaßen, dass Giuseppe Spinelli Marcella Ninni zum wiederholten Male gebeten habe, ihren Ehemann zu verlassen, so dass er sie nicht weiter mit ihm „teilen“ müsse und er endlich seine Liebe zu ihr in aller Öffentlichkeit leben könne. Auf ihre Ablehnung hin seien beim 33-Jährigen dann alle Sicherungen durchgebrannt.
Auch diesen Schlüssen zufolge bleibt die Rolle der 42-Jährigen unklar. Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die Carabinieri und die Staatsanwaltschaft von den Blutuntersuchungen und besonders von der Autopsie mit der Yao Chen, Pathologe der Abteilung für Rechtsmedizin von Pavia, beauftragt wurde.