Von: ka
Preganziol – Fast eine Woche nach dem Auffinden der Leiche der 50-jährigen Vincenza Saracino scheint sich der Kreis um ihren Mörder immer enger zu ziehen. Die Ermittler gingen von Anfang an davon aus, dass der Mörder der 50-jährigen Frau, die zusammen mit ihrem Mann eine Kette von Sexshops betrieben und in den letzten Jahren mehrere Fetisch- und Bondage-Veranstaltungen organisiert hatte, in diesem Ambiente zu suchen sei. Mehrere Indizien deuten darauf hin, dass das Opfer ihren Mörder gekannt und sich mit ihm verabredet hatte.
Auf dem kurzen Nachhauseweg von ihrem Sexshop De Sade in Preganziol bei Treviso, den sie am späten Nachmittag des 2. Juli verlassen hatte, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, verschwand die 50 Jahre alte Vincenza Saracino spurlos. Als ihre Tochter, die ihre Mutter zum Abendessen erwartete, sah, dass sie nicht nach Hause kam, schlug sie Alarm. Nach der Vermisstenmeldung machten sich mehrere Suchmannschaften der Ordnungskräfte und des Zivilschutzes auf, um nach Vincenza Saracino zu suchen. Als Tags darauf in einem verlassenen Bauernhaus in der ländlichen Umgebung von Preganziol von einer Streife der Carabinieri eine Frauenleiche entdeckt wurde, war es bald traurige Gewissheit, dass die 50-Jährige einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war.
Wie der von der ermittelnden Staatsanwaltschaft beauftragte Gerichtsmediziner feststellte, hatte der Mörder Vincenza Saracino zuerst mehrere Male mit der Faust ins Gesicht geschlagen, wodurch es zu Brüchen des Kiefers und des Jochbeins gekommen war. Anschließend hatte er sie mit fünf Messerstichen ermordet, wobei jener, der dem Opfer die Halsschlagader durchtrennt hatte, zu ihrem Tod geführt hatte.
Das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung zeugt davon, dass das Verbrechen mit äußerster Brutalität verübt worden war, aber der ganze Tatortbereich wies aber auch deutliche Hinweise auf, dass der Täter sich wenig darum bemüht hatte, sein Verbrechen so lange wie möglich zu verbergen und so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Da er das Elektrorad des Opfers nur ins nahe Buschwerk geworfen hatte, war es für die Ermittler leicht, es zu finden. Unweit der Leiche stellten die Carabinieri auch die Handtasche mit den persönlichen Gegenständen des Opfers samt Vincenza Saracinos Smartphone sicher. Lediglich die Tatwaffe selbst war unauffindbar.
Da sich zwischen dem Sexshop De Sade in Preganziol und dem Haus des Mordopfers mehrere Überwachungskameras befinden, werteten die Carabinieri im Laufe der letzten Tage Videomaterial von Hunderten Stunden Länge aus. Die Untersuchung, wer in den Tagen und Stunden vor dem Mord mit der 50-jährigen Frau telefoniert und gechattet hatte, lieferte den Ermittlern weitere wertvolle Hinweise. Bald stand für die Ermittler fest, dass weder ihr Ehemann Fabio Stefanato noch sonstige Verwandte mit dem Gewaltverbrechen in Verbindung gebracht werden können.
Nach der Auswertung der Videos mehrerer Überwachungskameras und der forensischen Untersuchung des Smartphones zeichnete sich immer deutlicher der Anfangsverdacht der Ermittler ab, dass der Mörder der 50-jährigen Frau, die zusammen mit ihrem Mann eine Kette von Sexshops betrieben und in den letzten Jahren in mehreren Städten Venetiens Fetisch- und Bondage-Veranstaltungen organisiert hatte, in diesem Ambiente unkonventioneller sexueller Vorlieben und Neigungen zu suchen sei.
Die Tatsache, dass Vincenza Saracino nach dem Verlassen ihres Geschäfts in einem Supermarkt eine Flasche Wein und etwas Gebäck gekauft hatte und in einem Gasthaus, wo sie Zigaretten erworben hatte, durch ihre elegante Kleidung – unter anderem durch eine Bluse mit Leopardenmuster – aufgefallen war, ließ die Ermittler vermuten, dass das Opfer den Täter gekannt hatte und auf dem Weg zu einer Verabredung gewesen war.
Die Carabinieri und die Staatsanwaltschaft hüllen sich weiterhin ins Schweigen, aber am Montag sickerte durch, dass sich ein ganz bestimmter Mann, der dem Milieu der Fetisch- und Bondage-Treffen zugerechnet werden kann, im Visier der Ermittler befindet und ihrem Dafürhalten nach als der wahrscheinliche Täter gilt.
Die Verhaftung des mutmaßlichen Mörders soll offenbar unmittelbar bevorstehen. Über das mögliche Motiv herrscht Stillschweigen, aber der Tathergang lässt darauf schließen, dass es sich um eine aus Leidenschaft verübte Bluttat handeln könnte.