Von: ka
Campolongo di Eboli – Am Tag nach dem schrecklichen Tod des erst 13 Monate alten Francesco Pio d’Amaro, der im Vorgarten eines Hauses in der ländlichen Umgebung von Campolongo di Eboli bei Salerno von zwei Pitbulls angegriffen wurde, sitzt der Schock tief.
Einer ersten Rekonstruktion zufolge geschah die Tragödie, weil die Gefahr, die von den beiden Kampfhunden ausging, unterschätzt worden war. Entgegen der ursprünglichen Meldung, dass die beiden Hunde nie auffällig geworden wären, wurde am Dienstag bekannt, dass die Tiere schon einen anderen Hund, wahrscheinlich ihren Vater, zerfleischt hatten.
Einer ersten Rekonstruktion durch die Carabinieri zufolge befand sich das Kind zum Zeitpunkt des Angriffs in den Armen seines Onkels Simone. Simone war mit dem kleinen Buben im Arm gerade in Begriff, das Haus zu verlassen, als die beiden Hunde, die im Hof vor dem Haus frei herumliefen, den Lärm der sich öffnenden Tür hörten und sich auf den erst 13 Monate alten Francesco Pio d’Amaro stürzten. „Sie griffen ihn an und ließen ihn nicht mehr los“, so ein Onkel des Opfers.
Die Schreie Simones und der Mutter des Buben, Paola Santoro, weckten den zweiten Onkel des Opfers, Giuseppe, auf, der sich ebenfalls im Haus befand. Beide versuchten, das Kind aus dem Griff der Hunde zu befreien, wurden aber ihrerseits von den Pitbulls angefallen, wodurch sie an Händen und Beinen verschiedene Verletzungen erlitten. In einem verzweifelten Versuch, sie zu zwingen, vom Kleinkind abzulassen, prügelte Giuseppe mit einem Stock auf die beiden Hunde ein, aber auch dies erwies sich als vergeblich.
Als die Rettungskräfte eintrafen, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Während die Erwachsenen aus Verzweiflung schrien, lag der kleine Bub in einer Decke gehüllt auf einem Tisch. Für Francesco Pio d’Amaro kam jede Hilfe zu spät. Er erlag noch am Ort der Tragödie seinen schweren Bissverletzungen. Während die Verletzten erstversorgt und in das Krankenhaus begleitet wurden, wurden die beiden Hunde eingefangen und in einen Zwinger eingesperrt.
Auf Anordnung der Gesundheitsbehörden und der Staatsanwaltschaft wurden die beiden Tiere beschlagnahmt. Um festzustellen, ob sie an Tollwut leiden, werden sie zehn Tage lang beobachtet. Sollte dies der Fall sein, werden sie sofort eingeschläfert. Allerdings kann auch bei nachgewiesener Gefährlichkeit die Einschläferung gefährlicher Hunde vorgenommen werden. Entgegen der ursprünglichen Meldung, dass die beiden Hunde vor dem Angriff auf den Buben nie auffällig geworden wären, sagte ein Onkel des Opfers aus, dass die Tiere schon einen anderen Hund, wahrscheinlich ihren Vater, zerfleischt hatten.
Die beiden Hunde sollen einer Freundin der Mutter und deren Ex-Mann gehören. Nach dem tödlichen Angriff ihrer Hunde auf das Kleinkind erlitt die Frau einen Schwächeanfall. Erst am Tag nach der Tragödie befand sich die Frau wieder in einer Verfassung, von den Ermittlern angehört werden zu können.
Francesco Pio d’Amaro entstammte einer Beziehung zwischen seiner Mutter Paola Santoro und einem marokkanischen Staatsbürger. Der frühere Lebenspartner der Frau, mit dem sie bereits zwei andere Kinder hat, hatte ihn anerkannt. Paola Santoro, die aus Montecorvino Rovella kommt, arbeitet in einer Bar im nahen Battipaglia. Nach der Trennung von ihrem ersten Partner hatte Paola Santoro im Haus ihrer Freundin, die auch Besitzerin der beiden Pitbulls ist, eine Wohnung gemietet.
Laut dem Bürgermeister von Eboli, Mario Conte, konnten die beiden Hunde immer frei auf dem Platz vor dem Haus herumlaufen, womit er der Aussage der Schwester von Paola Santoro, Milena, nach der die Hunde beim Erscheinen des Kleinen angeblich immer weggescheucht worden seien, widerspricht. Mario Conte fügt hinzu, dass die Gemeinde die Beerdigungsspesen übernehmen wird.
Der Präsident der Vereinigung der italienischen Tierärzte (ANVI), Marco Melosi, fordert den Gesetzgeber zur Einführung eines „Hundeführerscheins“ auf. „Wir bräuchten eine Regelung, wie sie in 80 Prozent der europäischen Länder gilt. Dort werden Personen, die Hunde wie Pitbulls, argentinische Dogos und ähnliche Hunde potenziell gefährlicher Rassen besitzen, strenge Regeln auferlegt. Um zu lernen, wie man sie erzieht und wie man mit ihnen umgeht, sind die Hundehalter dazu verpflichtet, einen Kurs bei einem Tierarzt zu belegen. Erst danach erhalten sie die Erlaubnis, einen solchen Hund zu sich mit nach Hause zu nehmen“, betont Marco Melosi.
Marco Melosi erklärt, dass es sich beim Pitbull um keine vom ENCI anerkannte Hunderasse handelt. „Weil Hunde instinktgesteuert sind, können unter bestimmten Bedingungen theoretisch alle Hunde ‚gefährlich‘ sein. Auf die Wahrnehmung einer Gefahr, die nur sie in ihrem Kopf haben und die sie als Warnung, als Alarm interpretieren, können sie mit Beißen reagieren. Wenn man es mit der Reaktion eines Dackels zu tun hat, ist das Problem natürlich gering, aber derselbe Auslöser kann einen Pitbull, der als physische Eigenschaften starke Muskeln und große Zähne aufweist, dazu verleiten, durch Beißen gefährliche Verletzungen zu verursachen. Die erste und wichtigste Regel ist, dass ein Hund und ein Kind nie allein in einem Raum sein sollten. Weil sie etwa gleich groß sind, betrachten Hunde Kinder als ihresgleichen. Wenn er sich dem Kind nähert, hält sich der Hund daher nicht an die sonst geltenden Annäherungsregeln, was bedeutet, dass der Hund mit einem Biss reagieren kann“, erläutert der Präsident der Vereinigung der italienischen Tierärzte.
Dass gesetzlicher Nachholbedarf besteht, ist auch die vorherrschende Meinung in der italienischen Öffentlichkeit. Traurig ist, dass der tragische Tod des kleinen Francesco Pio d’Amaro durch mehr Umsicht im Umgang mit den Hunden leicht hätte vermieden werden können.