Von: ka
Udine – Der italienische Fußball wird von einem schweren Rassismusskandal erschüttert. Nachdem er während der Serie-A-Begegnung Udinese – AC Mailand aus der Fankurve von Udinese immer wieder als Affe beschimpft worden war, zog der Mailänder Torhüter Mike Maignan seine Handschuhe aus und verließ das Spielfeld.
Aus Solidarität mit dem französischen Spieler folgten seine Teamkollegen seinem Beispiel und verließen den Platz. Erst fünf Minuten später konnte der Torhüter zur Rückkehr bewegt werden. Der unglaubliche Vorfall könnte in Italien endlich dafür sorgen, Rassismus aus den Stadien zu verbannen. Die rassistischen Übeltäter, von denen bereits einer identifiziert wurde, erwartet nicht nur ein lebenslanges Stadionverbot, sondern auch ein Gerichtsverfahren.
Das Serie-A-Spiel zwischen Udinese und dem AC Milan hatte kaum begonnen, als der französische AC-Mailand Torwart Mike Maignan begann, aus der Kurve hinter ihm Affenlaute und „Monkey“-Rufe zu vernehmen. Schon vor dem Führungstreffer der Mailänder durch Loftus-Cheek in der 31. Minute wandte sich Maignan an den vierten Schiedsrichter, um ihn auf das widerliche rassistische Verhalten einiger Udinese-Fans aufmerksam zu machen. Obwohl in der Folge der Stadionsprecher eingriff und die „Fans“ aufforderte, rassistische Handlungen zu unterlassen und die gegnerischen Spieler zu respektieren, fuhren einige wenige Hooligans fort, den französischen Torhüter als „Affe“ zu beschimpfen.
Kurz darauf hatte Mike Maignan genug. Er zog seine Torhüterhandschuhe aus, ging auf seine Trainerbank zu und verließ daraufhin das Spielfeld. Aus Solidarität mit dem französischen Spieler folgten seine Teamkollegen seinem Beispiel und verließen den Platz. Schiedsrichter Maresca wandte sich daraufhin an den Trainer der Rossoneri, Pioli, und bat ihn, mit Maignan zu sprechen und ihn zur Rückkehr zu bewegen. Erst nach einer fünfminütigen Unterbrechung konnte das Spiel zwischen Udinese und Milan fortgesetzt werden.
Die mutige Entscheidung des Torhüters, vor den rassistischen Sprechchören und Affenlauten nicht einfach „die Ohren zu verschließen“, sondern mit dem Verlassen des Platzes ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, ließ das Spielergebnis – die Begegnung endete mit einem 3:2-Auswärtssieg für den AC Mailand – in den Hintergrund rücken. Beide Clubs verurteilten den Vorfall und sprachen dem betroffenen Spieler ihre volle Solidarität aus.
Mike Maignan on tonight's events. We are with you, @mmseize.#UdineseMilan #SempreMilan pic.twitter.com/bs8yQjpsF9
— AC Milan (@acmilan) January 20, 2024
„Bereits nach dem ersten Abschlag hörte ich Affenlaute. Als ich erneut Affenlaute und „Monkey“-Rufe vernahm, teilte ich der Bank und dem vierten Mann mit, dass wir so nicht weiterspielen können. Es war nicht die ganze Kurve, sondern nur einige Ignoranten, denn der echte Fan kommt, um seine Mannschaft anzufeuern, von mir aus auch den Gegner auszupfeifen, aber sicher nicht, um rassistische Handlungen zu begehen. Aber so etwas darf nicht passieren. Wenn ich sie treffen könnte? Im Moment würde ich sie nicht einmal treffen wollen! Sie müssen hart bestraft werden, denn das, was geschehen ist, ist eine Schande“, so Mike Maignan gegenüber dem Fernsehsender Sky.
„Wir Spieler können leider nur auf diese Weise reagieren. Die Anwaltschaft des Verbandes hört zwar unsere Beschwerden an, aber dann passiert nie etwas“, so der französische Spieler zu seiner Entscheidung, das Spielfeld zu verlassen. Laut Mike Maignan seien nun der italienische Verband und die Justiz gefragt, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen.
Diesmal wird es aber nicht nur bei Absichtserklärungen bleiben. Bereits kurz nach den Vorfällen nahm die politische Polizei Digos Ermittlungen auf. Einer der drei bis vier Verdächtigen konnte dank eines Videos, das nach dem Spiel in den sozialen Netzwerken gepostet wurde, schon am Tag nach dem Spiel identifiziert werden. Der Abgleich des geposteten Fanvideos mit Aufnahmen von Überwachungskameras führte die Ermittler zum mutmaßlichen Täter. Der Mann, der den Torhüter der Rossoneri wiederholt rassistisch beleidigt haben soll, wird strafrechtlich verfolgt werden.
Zudem beschloss der Verein Udinese Calcio, über diesen und alle anderen Urheber rassistischer Handlungen ein lebenslanges Stadionverbot zu verhängen. „Wir arbeiten intensiv mit den Behörden zusammen, um alle Schuldigen dieser schändlichen Taten zu ermitteln. Da unser hochmodernes Stadion im Innen- und Außenbereich von mehr als 300 Kameras überwacht wird, sind wir davon überzeugt, dass wir über die nötigen Mittel verfügen, alle Täter ausforschen und den zuständigen Behörden übergeben zu können“, versichert der Geschäftsführer des friaulischen Klubs, Franco Collavino.
Die Staatsanwaltschaft von Udine eröffnete ein Ermittlungsverfahren. Das lebenslange Stadionverbot dürfte für die rassistischen Übeltäter noch das kleinste Problem sein. Im Falle einer gerichtlichen Verurteilung könnten den Rassisten nicht nur hohe Geldstrafen samt der Übernahme aller Gerichtskosten, sondern auch eine Gefängnisstrafe winken.
Mit seinem mutigen Schritt löste der Mailänder Torhüter Mike Maignan ein Umdenken aus. Weder die italienische Öffentlichkeit noch der Fußballverband wollen länger tatenlos zusehen, wie Spieler rassistisch beschimpft und mit Bananen beworfen werden.