Loredana Graziano zu 30 Jahren Haft verurteilt – VIDEO

„Sie hat ihren Mann vergiftet, weil er sie zu einem eintönigen Leben zwang“

Donnerstag, 24. Februar 2022 | 08:12 Uhr

Von: ka

Termini Imerese – Loredana Graziano, die im April letzten Jahres wegen Mordes verhaftet worden war, ist im Rahmen eines verkürzten Verfahrens zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die 37-Jährige ihren Mann am 22. Januar 2019 vergiftet hatte. Der Mord am Pizzaiolo, der zunächst fälschlicherweise als natürlicher Tod durch Herzinfarkt eingestuft worden war, konnte erst aufgeklärt werden, nachdem der ehemalige Liebhaber der Täterin die Ermittler auf die entscheidende Spur gebracht hatte. „Sie vergiftete ihren Mann mit Zyankali, weil er sie zu einem eintönigen Leben zwang“, so das vernichtende Urteil des Gerichts. Der Familie des Opfers wurde ein Schadenersatz von 200.000 Euro zugesprochen.

Er habe sie gezwungen, ein „graues“ und eintöniges Leben zu führen, das nur aus Arbeit und Verzicht bestanden habe. Zudem habe er ihr ihren sehnlichsten Wunsch, Mutter zu werden, nicht erfüllt. Ihres aus ihrer Sicht unbefriedigenden Ehelebens überdrüssig geworden, verfolgte Loredana Graziano ab einem bestimmten Zeitpunkt nur mehr das Ziel, die Zukunft allein mit ihrem Liebhaber zu planen und zu diesem Zweck ihren Mann – den ehrlichen und ruhigen Pizzaiolo Sebastiano Rosella Musico – aus dem Weg zu räumen.

ANSA/Facebook/Sebastiano Rosella Musico

Zunächst versuchte die untreue Ehefrau tagelang, Sebastiano Rosella Musico mit der heimlichen Gabe eines gerinnungshemmenden Medikaments, das bei höherer Dosis toxisch wirkt, zur Strecke zu bringen. Erst als dieser perfide Plan keinen schnellen Erfolg versprach, griff Loredana Graziano zum „Giftklassiker“ Zyankali. Die heute 37-Jährige – so das Ergebnis der Ermittlungen – war am 22. Januar 2019 die letzte Person, die ihren Mann lebend sah. Der Auffassung des Gerichts zufolge besaß allein sie die Gelegenheit, vor dem Verlassen des Hauses und dem vereinbarten Treffen mit ihrem Liebhaber Sebastiano Rosella Musico eine tödliche Dosis des starken Gifts zu verabreichen.

In einem ersten Moment wurde sein Tod fälschlicherweise als Herzinfarkt eingestuft, aber schon nach kurzer Zeit kamen in der sizilianischen Kleinstadt Gerüchte auf, dass der Ehemann keines natürlichen Todes gestorben sei. Trotz der Zweifel der Angehörigen geriet Loredana Graziano aber erst in Schwierigkeiten, als der inzwischen von ihr verlassene Liebhaber, den sie auch wegen Stalkings angezeigt hatte, den Carabinieri entscheidende Hinweise gab. Loredana Graziano – so der ehemalige Liebhaber gegenüber den Beamten – habe ihm den Giftmord an ihrem Ehemann anvertraut. Die nach der Exhumierung der Leiche des Ermordeten durchgeführte Autopsie bestätigte die Aussage des ehemaligen Liebhabers der Mörderin. Die Laboranalysen ergaben, dass der 40-jährige Pizzaiolo mit Zyankali vergiftet worden war.

Aufgrund der schwerwiegenden Verdachtsmomente wurde Loredana Graziano im April letzten Jahres wegen Mordes an ihren Ehemann verhaftet. Paradoxerweise verbrachte die 37-Jährige seit ihrer Festnahme keinen einzigen Tag im Gefängnis. Just in jenem Moment, als sie von der Staatsanwaltschaft wegen Mordes angeklagt wurde, wurde Loredana Graziano von ihrem nächsten Liebhaber schwanger. Die Mörderin, die in der Zwischenzeit Mutter ist, steht daher seit dem vergangenen April unter Hausarrest.

ANSA

Das änderte aber nichts daran, dass Loredana Graziano der Prozess gemacht wurde. Die Vorverhandlungsrichterin Valeria Gioeli gab dem Antrag der Staatsanwälte, die für die 37-Jährige eine Haftstrafe von 30 Jahren gefordert hatten, statt und verurteilte Loredana Graziano im Rahmen eines verkürzten Verfahrens zu drei Jahrzehnten Gefängnis. Der Familie des Opfers, die ebenfalls Kläger im Verfahren waren, sprach das Gericht eine vorläufige Entschädigung von 200.000 Euro zu.

Allerdings zeigten sich die Angehörigen des Mordopfers darüber enttäuscht, dass das Gericht ihre Forderung nach einer lebenslangen Haftstrafe nicht berücksichtigt hatte, und kündigten an, im Appellverfahren ein höheres Strafmaß und eine höhere Entschädigung zu fordern. Das verkürzte Verfahren, das einen Strafnachlass vorsieht, schloss allerdings eine lebenslange Haftstrafe faktisch aus.

Der Giftmordprozess sorgte weit über Sizilien hinaus für großes Aufsehen.