Von: ka
Padua/Piove di Sacco – Nachdem im Zusammenhang mit dem tragischen Unfalltod der 14-jährigen Schülerin Eleonora Chinello zwei Krankenpflegerinnen in ihrem Bericht schwere Vorwürfe erhoben hatten, wurde gegen eine 62 Jahre alte Ärztin, Anna Maria Lamanna ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die Ärztin wurde von ihrem Arbeitgeber mit sofortiger Wirkung suspendiert. Die zwei Krankenpflegerinnen beschuldigen Anna Maria Lamanna, wie „blockiert“ gewesen zu sein und die schwer verletzte Schülerin, die von einem Auto angefahren worden war, nicht reanimiert zu haben. „Sie ist nicht einmal aus dem Krankenwagen ausgestiegen“, so die beiden Krankenpflegerinnen. Der Anwalt der 62-jährigen Medizinerin wies die Anschuldigungen mit Entschiedenheit zurück und kündigte gegebenenfalls rechtliche Schritte an.
Die Anschuldigungen, denen sich Anna Maria Lamanna ausgesetzt sieht, sind äußerst schwerwiegend. Nachdem zwei Krankenpflegerinnen in ihrem Bericht schwere Vorwürfe erhoben hatten, leitete die Staatsanwaltschaft von Padua gegen die 62-jährige Medizinerin ein Ermittlungsverfahren wegen Verweigerung von Amtshandlungen, Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes und Beihilfe zum Totschlag ein.
Der Fall bezieht sich auf den tragischen Unfalltod von Eleonora Chinello, einer 14-jährigen Schülerin aus Sant’Angelo di Piove di Sacco, die am vergangenen Montag mit ihrem Rad auf dem Weg zu ihrer Schule war und dabei von einem Auto angefahren wurde. Nach der Verständigung durch die Notrufzentrale eilte eine Ambulanz, in der die 62-jährige Ärztin und die zwei Krankenpflegerinnen ihren Dienst versahen, zum Unfallort.
Laut dem Bericht der beiden Krankenpflegerinnen habe die 62-Jährige nach ihrer Ankunft am Unfallort die schwerverletzte Schülerin aufgrund einer Art „Blockade“ nicht retten können. „Ihr macht das schon“, soll sie zu den beiden Krankenpflegerinnen gesagt haben. Demselben Bericht zufolge habe sie sich geweigert, die 14-Jährige wiederzubeleben. „Sie ist nicht einmal aus dem Krankenwagen ausgestiegen“, so die beiden Krankenpflegerinnen in ihrem Bericht, der der Staatsanwaltschaft und ihrem Sanitätsbetrieb vorliegt.
Nach dem Unfall wandten sich die beiden Krankenpflegerinnen sofort an ihren Sanitätsbetrieb. „Wir haben den Vorfall bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Nun wird untersucht, wer dafür verantwortlich ist. Es liegt im Interesse unseres Sanitätsbetriebs, diesen Vorfall, der uns zutiefst betroffen macht, aufzuklären“, erklärt der medizinische Leiter des Sanitätsbetriebs, Aldo Mariotto.
Bei Anna Maria Lamanna , die auch auf Nephrologie spezialisiert ist, handelt es sich um eine Allgemeinmedizinerin, die ihre Patienten in ihrem Arztstudio in Sedico in der Provinz Belluno empfängt. Sie ist jedoch auch bei der Fachfirma Cmp in Granarolo in der Provinz Bologna beschäftigt, die privat angestellte Mediziner auf Zeit an öffentliche Gesundheitseinrichtungen vermittelt.
Mit diesen Ärzten, die umgangssprachlich „Gettonisti“ genannt werden, gewährleisten öffentliche Sanitätsbetriebe gesundheitliche Dienste, für die sie zu wenig eigenes ärztliches Personal besitzen. Im Falle der 62-jährigen Ärztin war es die Notaufnahme des Krankenhauses Piove di Sacco bei Padua, die zur Aufrechterhaltung ihres Turnusdienstes zusätzliches Personal benötigte. Cmp suspendierte Anna Maria Lamanna mit sofortiger Wirkung vom Dienst.
Unterdessen führte der betriebliche Gerichtsmediziner Antonello Cirnelli am Mittwoch die Autopsie des Unfallopfers durch. Als Todesursache wurden die beim Unfall erlittenen Polytraumata angegeben. „Unser Sachverständiger, Dr. Aniello Maiese von der römischen Universität Sapienza, teilte mir mit, dass meine Mandantin nicht strafrechtlich verantwortlich ist. Die Ärztin hat sofort erkannt, dass die Lage sehr ernst war. Zur Unterstützung hat sie sogar den Hubschrauber und einen zweiten Ambulanzwagen gerufen, ihre Arbeit kann nicht infrage gestellt werden. Wir sind beruhigt und gelassen“, erklärt Anna Maria Lamannas Anwalt, Raffaele Giorgio.
Den im Bericht der beiden Krankenpflegerin erhobenen Vorwurf der verweigerten Wiederbelebung weist Raffaele Giorgio mit Entschiedenheit zurück. „Das ist nicht wahr, das ist mir nicht bekannt, das ist eine infame Anschuldigung. Krankenpflegerinnen sind Krankenpflegerinnen und keine Ärzte. Sobald die Sachlage geklärt ist, wenn meine Mandantin freigesprochen wird, werden wir prüfen, ob es andere Verantwortlichkeiten gibt“, kündigt Raffaele Giorgio gegebenenfalls rechtliche Schritte an.
In der Zwischenzeit untersucht die Staatsanwaltschaft von Padua den genauen Unfallhergang. Ersten Erkenntnissen zufolge soll der 34-jährige Unfalllenker, gegen den derzeit wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wird, zu schnell unterwegs gewesen sein.
Unabhängig davon, wie das Verfahren gegen die 62-jährige Ärztin ausgehen wird, wirft der Fall jedoch erneut die Frage auf, ob und welche Gesundheitsdienste an betriebsfremde Ärzte vergeben werden sollen.
Hinterlasse einen Kommentar
11 Kommentare auf "„Sie ist nicht einmal aus dem Krankenwagen ausgestiegen“"
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
unverschämt was sich Krankenpflegerinnen so leisten. Nur selber wollen sie keine Verantwortung übernehmen
Mit 62 isch se wo Pensionsreif amo… es happert gewaltig in der Sanität, junge Ärtzte kaum mehr zu finden! Wen wunderts noch…
Mit 62 pensionsreif? Ein Arzt studiert mindestens bis 30 und wenn er die Studenjahre nicht nachkauft, dann hat er zu arbeiten bis mindestens 70.
Die Studienjahre waren nicht Urlaub, in der Zeit wurde hart – unbezahlt – gearbeitet.
Wann jemand pensioonsreif ist oder nicht, hängt nicht davon ab, ob er studiert hat.
Tragisch der Unfall und das Ableben eines so jungen Menschen….
Aber wenn es stimmt das die
Frau Dottore sich nicht bemüht hat, die Sachlage von der Nähe aus zu beurteilen,
dann muss dies geahndet werden.
Art. 189 Unterlassene Hilfeleistung bei Verletzten Ausweisentzug von 18 Mt. bis 5 Jahren + Strafanzeige
Dies für “Normale” Strassenbenutzer/innen.
Art 189 bezieht sich auf die Stvo welche in diesem Fall nicht greift
…soweit zum Umgang mit den Persönlichkeitsrechten in Italien…
Aber schön immer 3 Häkchen und 3 Unterschriften auf jedem Formuler machen müssen…
Sehr tragisch und schade um die junge Frau. Wenn es sich tatsächlich so zugetragen hat, dann natürlich gehört die Sache aufgeklärt und die Ärztin bestraft. Vielleicht ist es aber auch ein weiterer Konflikt zwischen Krankenpflegepersonal und Ärzten.
Richtig. Ob der angeblich abgesetzte Notruf stattgefunden hat oder nicht, lässt sich ja einfach nachprüfen. Ist sie wirklich nciht ausgestiegen oder sind es nur die Pflegerinnen, die das behaupten?
Es mag alles wahr sein, aber sich bei so einer Sache auf Worte zu verlassen, wäre doch recht nachlässig.
sehr Tragisch… RIP😞
jo sucht lei ondre schuldige, lei net dr Ärtzin geben dei wos wircklich schuld war wenn so gwen isch!!