Von: ka
Sovicille/Siena – Dank des Einsatzes der Polizei konnte vermutlich ein Attentat auf eine Moschee verhindert werden. Nach längeren Ermittlungen gelang es den Beamten der Polizei und der Digos, in der Nähe von Siena in der Toskana eine rechtsextreme Terrorzelle auszuheben. Im Rahmen der Polizeiaktion wurden zwölf Personen festgenommen und ein umfangreiches Waffenarsenal sowie Sprengstoff beschlagnahmt.
Grazie alla #Digos per aver scoperto questo arsenale a #Siena. Armi di tutti i tipi, esplosivi, cimeli nazisti, persino un lanciagranate. Un commando di estrema destra pronto a far saltare in area una #Moschea. La #Toscana #democratica sa come rispondere a chi ha sdoganato. pic.twitter.com/4ZvOpwRZEx
— Giangaetano🏳️🌈🇪🇺🇮🇹 (@Giangaetano9) November 13, 2019
Am frühen Dienstagmorgen führte eine Vielzahl von Streifen der Polizei und der für politische und staatsgefährdende Verbrechen zuständigen Digos eine große Polizeiaktion, die von den Quästuren und Florenz und Siena gemeinsam koordiniert wurde, aus. Die groß angelegte Aktion galt einer rechtsextremen Terrorzelle, deren Mitglieder in der Umgebung von Siena aktiv waren. Im Rahmen der Operation, bei denen in mehreren Ortschaften Wohnungen, Magazine und Büros durchsucht wurden, stellten die Polizeibeamten eine große Anzahl von Gewehren und Pistolen – darunter auch Kriegswaffen – Sprengstoff, Blankwaffen, Schlagringe, eine Panzerfaust sowie eine unglaubliche Menge von Propagandamaterial sicher.
"Siena, progettavano di far saltare la moschea di Colle Val d’Elsa: 12 indagati vicini all’estremismo di destra"."Le…
Pubblicato da ANPI Brescia – Comitato provinciale su Martedì 12 novembre 2019
Die zwölf Festgenommenen werden des illegalen Besitzes von Waffen und Sprengstoff sowie der Bildung einer Vereinigung zum Zweck des Umsturzes der demokratischen Ordnung beschuldigt. Als Kopf der Bande gilt der 60-jährige Andrea Chesi. Der Angestellte der Bank „Monte dei Paschi di Siena“ bildete zusammen mit seinem 22-jährigen Sohn Yuri und seine Frau eine „rechtsextreme Familie“. Andrea Chesi und seine Frau posteten in ihren sozialen Netzwerken immer wieder Bilder, die den 60-Jährigen beim „Römischen Gruß“ und beim Besuch des Grabs von Mussolini in Predappio zeigen. Auf einem Foto war Andrea Chesi auch in einer SS-Uniform im Beiwagen eines militärischen Motorrads sitzend zu sehen.
#Siena, indagine sui 12 neo-nazisti / minaccia alla moschea di Colle Val d’Elsa.
Andrea Chesi nel discusso post Facebook del marzo 2017 sul sidecar con i simboli della divisione SS "Das Reich" e del Battaglione #Azov (#Ucraina) https://t.co/z15CaOPtER pic.twitter.com/BR0Oq4kVSR— ANPI Brescia – #BellaCiao (@AnpiBrescia) November 13, 2019
Seine Geltungssucht, die Netzöffentlichkeit seine rechtsextremen Ansichten wissen zu lassen, wurde ihm aber zum Verhängnis. Beamte der Postpolizei, die in den sozialen Netzwerken nach Einträgen suchen, in denen zum Rassenhass aufgestachelt oder der Faschismus verherrlicht wird, stießen im Netz auf die Gruppe um Chesi. In der Folge wurde die neofaschistische Zelle, deren Mitglieder sich untereinander mit „Kamerad“ ansprachen, näher in Augenschein genommen. Mehrere mitgeschnittene Telefongespräche offenbarten die ganze Gefährlichkeit der Gruppe. Unter anderem hatte die Zelle vor, mithilfe einer sabotierten Gasleitung die Moschee von Colle Val d’Elsa in die Luft zu sprengen. Zudem wollten die Rechtsextremen in Siena und Umgebung eine Art „bewaffnete Miliz“ bilden, um „abseits der Ordnungskräfte handeln und auch Selbstjustiz üben“ zu können.
La conferma che il problema sociale dell'odio è psicologico e prepolitico arriva dalle foto ostentate su FB da Andrea Chesi, il disturbato bancario neonazista che invece di godersi la bellezza di Siena ha accumulato armi ed esplosivi assieme al figlio per far saltare una moschea. pic.twitter.com/UG0812FYxh
— Carlo Gubitosa (@carlogubi) November 13, 2019
Der zentrale Anschlag hätte aber der Moschee von Colle Val d’Elsa gegolten. Als die Polizei in der Nähe der Moschee „merkwürdige Bewegungen“ bemerkte, nahm sie mit dem 60-Jährigen Kontakt auf. In den später getätigten Telefongesprächen waren die „Kameraden“ zu hören, wie sie sich über die „Aufmerksamkeit“ durch die Ordnungskräfte beschwerten. Bevor aber der bereits weit gediehene Plan in die Tat umgesetzt werden konnte, griffen Polizei und Digos zu.
#Siena, immagini dell'arsenale da guerra dell'organizzazione terroristica #neofascista scoperta dalla #Digos. Le indagini potrebbero allargarsi a molte persone in più rispetto alle 12 finora indagate pic.twitter.com/irrVbvao82
— ISentinellidiRoma (@ISentinellidi) November 12, 2019
Laut dem Oberstaatsanwalt von Florenz, Giuseppe Creazzo, handelt es sich bei der rechtsextremen Gruppe um eine isolierte Zelle, die bisherigen Erkenntnissen zufolge keine Verbindungen mit bereits bestehenden, politisch rechtsextremen Verbindungen besitzt. Aus einigen mitgeschnittenen Gesprächen lasen die Ermittler heraus, dass die „Zelle von Siena“ sich „politisch jenseits von CasaPound und Forza Nuova“ sah.
Die Zerschlagung der rechtsextremen Gruppierung von Siena, die sich zwar teilweise „stümperhaft“ anstellte, aber über ein riesiges Waffenarsenal verfügte, wurde in der italienischen Öffentlichkeit mit Erleichterung aufgenommen. Andererseits – so nicht wenige Meinungen – kann davon ausgegangen werden, dass es noch unentdeckte Zellen gibt.