Von: ka
Lago Iseo – Der Rettungseinsatz der 32-jährigen Höhlenforscherin Ottavia Piana, die im Abisso Bueno Fonteno mehr als drei Kilometer vom Eingang entfernt in 585 Metern Tiefe rund acht Meter abgerutscht ist und sich dadurch eine schwere Rippenprellung sowie Brüche an beiden Fußknöcheln zugezogen hat, gestaltet sich als ausgesprochen schwieriges Unterfangen.
Laut Schätzungen der Leiter des Rettungseinsatzes – am Einsatz sind mehr als 100 Retter beteiligt – könnte die Bergung von Ottavia Piana rund 30 Stunden in Anspruch nehmen.
Die Hoffnung der Einsatzleiter ist, sie bis Mittwochabend bis zum Eingang des tiefen, weitverzweigten und großteils noch unerforschten Höhlensystems Abisso Bueno Fonteno zu bringen, aber aufgrund der Verletzungen der Frau handelt es sich um einen Wettlauf gegen die Zeit. Die 32-jährige Höhlenforscherin, die bereits vor eineinhalb Jahren aus derselben Grotte geborgen worden war, teilte den Rettern mit, dass sie diesmal endgültig genug habe. „Sie will nie wieder in die Höhle zurückkehren“, so der Arzt, der zu den Erstrettern gehört.
Das Unglück geschah am Samstag. Ottavia Piana, die als „erfahren“ und „vorsichtig“ beschrieben wird, war zusammen mit anderen Mitgliedern der Höhlengruppe des CAI von Lovere am Samstagvormittag in die Höhle eingestiegen, um bisher unbekannte Bereiche des tiefen, weitverzweigten und weitgehend noch nicht auskartierten Höhlensystems Abisso Bueno Fonteno zu erforschen.
Das Unglück geschah drei Kilometer vom Eingang entfernt in 585 Metern Tiefe. In der Nähe derselben Stelle, die ihr bereits vor eineinhalb Jahren zum Verhängnis geworden war – Ottavia Piana hatte sich am 3. Juli 2023 bei einem Sturz Abschürfungen und Prellungen zugezogen – rutschte sie rund acht Meter eine Wand hinab, wobei sie neben einer schweren Rippenprellung Brüche an beiden Fußknöcheln erlitt.
Ein Höhlenforscher, der sich in ihrer Nähe befand, konnte jedoch erst Alarm schlagen, als er am späten Samstagabend gegen 21.30 Uhr wieder den Höhleneingang erreichte. Die Nachricht, dass verletzte Ottavia Piana im Abisso Bueno Fonteno in 585 Metern Tiefe festsaß, führte zu einem groß angelegten Such- und Rettungseinsatz, an dem sich Dutzende von Berg- und Höhlenrettern aus ganz Italien – unter anderem auch aus Südtirol – beteiligten.
Nachdem sie sich fast vier Stunden lang durch das komplizierte Höhlensystem, dessen Zweige rund 36 Kilometer lang sein sollen, vorgearbeitet hatten, erreichte am Sonntag ein erstes Team von erfahrenen Höhlenrettern die verletzte 32-Jährige. Ein Arzt und ein Krankenpfleger, die zum Team gehörten, stabilisierten die Verletzte.
Um die 32-Jährige den Umständen entsprechend optimal erstversorgen zu können, brachten die zu ihr vorgedrungenen Höhlenretter Sauerstoffflaschen, Lebensmittel, Medikamente, Bekleidung und sogar einen Ventilator, der heiße Luft ausbläst, zum Unglücksort mit. Da im Höhlensystem eine konstante Temperatur von acht Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, ist es von großer Wichtigkeit, die Verletzte warm zu halten. Ottavia Piana wurde in der Folge bis zu einem Ort in der Höhle transportiert, wo für sie ein beheiztes Basislager vorbereitet war.
Neben dem Team, das Ottavia Piana medizinisch betreut, befinden sich drei Teams von „Bahnbrechern“ im Einsatz. Diese sind mit der Aufgabe betraut, einen rund 100 Meter langen, sehr schmalen und kurvigen Höhlengang so stark zu erweitern, sodass die Bahre mit der Verletzten durch ihn hindurchgetragen werden kann. Zu diesem Zweck verwenden die „Bahnbrecher“ schweres Gerät wie Bohrer und Schlagbohrer. Um die Arbeiten zu beschleunigen, kommen auch kleine Sprengladungen zum Einsatz. Die Teams, die in der Höhle mit der medizinischen Versorgung der Verletzten und dem Transport der Bahre beschäftigt sind, zählen rund 20 Höhlenretter. Weitere 70 Personen verschiedener Rettungskräfte sind am Eingang der Höhle im Einsatz. Hinzu kommen weitere Einsatzkräfte, die mit organisatorischen Aufgaben betraut sind.
Prosegue il recupero nell'Abisso Bueno Fonteno*Aggiornamento dalla grotta Abisso Bueno Fonteno – 16/12, ore 8:00:* Alle ore 13:30 di ieri pomeriggio l'infortunata è stata trasportata in un punto all'interno della grotta dove è stato allestito un campo base riscaldato. Alle 18:00 sono iniziate le attività di disostruzione del tratto più stretto nel quale la barella, per mano dei soccorritori, ha iniziato a muoversi poco dopo. Il tratto più stretto – alle ore 8:00 di questa mattina – non è ancora stato superato dalla barella e dai soccorritori. Dal termine del tratto più stretto all'uscita seguirà un lungo tragitto, sempre impervio ma più lineare. L'infortunata è vigile e collaborativa. All'interno della grotta sono presenti circa 20 soccorritori per il trasporto della barella e per le attività di disostruzione dei meandri più stretti. Tra i soccorritori anche personale sanitario che si occupa di monitorare le condizioni sanitarie della donna. Le tempistiche di uscita sono ancora incerte, ma sicuramente lunghe.Le operazioni proseguiranno senza sosta. Sono previsti numerosi cambi alle squadre di soccorritori all'interno della grotta. Sul posto sono presenti un'ottantina di tecnici provenienti da molte regioni italiane.Ai soccorritori veneti, tra i quali due sanitari, si stanno unendo altri volontari. Una squadra partirà domattina.
Posted by Soccorso Alpino e Speleologico Veneto – CNSAS on Sunday, December 15, 2024
Den ganzen Tag über wurden Ottavias Eltern im Basislager des Rettungseinsatzes in der Nähe des Einstiegs zum Abisso Bueno Fonteno gesehen. Nach Angaben der Retter „waren sie voller Hoffnung“, aber vorsichtigen Schätzungen zufolge wird damit gerechnet, dass der Transport der Bahre durch das Höhlensystem etwa 30 Stunden in Anspruch nehmen wird, was bedeutet, dass die 32-Jährige nicht vor dem späten Mittwochnachmittag am Höhleneingang erwartet wird.
Wie Retter berichten, sei Ottavia Piana bei vollem Bewusstsein aber stark erschöpft. Sie bat die Höhlenretter, ihren Eltern und ihrem Verlobten mitzuteilen, dass es ihr gut gehe und sie wohlauf sei. Während des ersten Teils des Rücktransports zum Höhleneingang habe sie zwar zwei bis drei Mal kurzzeitig das Bewusstsein verloren, aber ihre medizinische Gesamtverfassung gebe Anlass zur Hoffnung. „Sie hat gesagt, dass sie nicht mehr in die Höhle zurückkehren will. Ihre Rettung ist eine medizinische Herausforderung, daher gilt höchste Aufmerksamkeit. Sie ist jetzt ruhiger, aber sie weiß, was sie erwartet“, berichtet der Arzt Rino Bregani, der zu ihr vordringen konnte.
Bis zum Mittwochabend warten zu müssen, ist für Ottavia Pianas Eltern eine Qual. Angesichts des Einsatzes von Dutzenden Rettungskräften ist jedoch die Hoffnung sehr groß, sie lebend aus dem Abisso Bueno Fonteno zu bergen.
Die Bedeutung von Pianas Arbeit wurde vom Präsidenten der Italienischen Gesellschaft für Höhlenforschung, Sergio Orsini, hervorgehoben: “Diese Erkundungen sind nicht nur ein sportliches Unterfangen, sondern stellen einen grundlegenden Beitrag zur Kartierung des Untergrunds und zur Analyse lebenswichtiger Ressourcen wie des Wassers, das wir trinken, dar”, sagte Orsini.
Ottavia Piana ist Mitglied einer Alpingruppe aus Bergamo und ist am “Sebino-Projekt” beteiligt, das schon seit mehreren Jahren diese immer noch geheimnisvolle Höhle im nördlichen Teil des Iseo-Sees kartiert. Sie hatte in der Vergangenheit die Höhle bereits mehrmals betreten, die 2006 entdeckt worden war. Das Höhlensystem ist noch nicht vollständig kartiert. Es erstreckt sich zwischen Seen und Schluchten, in denen die Luftfeuchtigkeit 98 Prozent erreicht. Es wird vermutet, dass das Höhlennetz eine Tiefe von bis zu 50 Kilometer erreichen kann, von denen bisher nur 19 Kilometern betreten und vermessen wurden.
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