Von: ka
Turin – Der Anschuldigung einer Turiner Ärztin zufolge fallen im Impfzentrum, in dem sie tätig ist, immer öfter Personen auf, die das Zentrum mit der offensichtlichen Absicht aufsuchen, den Impfvorgang zu stören.
„Sie kommen mit dem Anwalt und bedrängen uns mit ihren Fragen. Sie wollen keine Beratung, sondern suchen nur Streit. In der Zeit, die wir ihnen widmen, würden wir acht Personen impfen“, so Maria Rosa Valetto, die zum Ärzteteam gehört, das im Zentrum Impfungen verabreicht und Patienten berät.
„Inzwischen haben wir gelernt, sie zu erkennen. Bereits beim Eintritt zeigen sie einen genervten Gesichtsausdruck. Manche von ihnen erscheinen sogar in Begleitung eines Rechtsanwalts. Sie kommen nicht ins Zentrum, um sich impfen zu lassen, sondern um zu provozieren und dafür zu sorgen, dass wir Zeit verlieren. Um den Impfvorgang zu behindern, verbleiben einige von ihnen sogar bis zu anderthalb Stunden im Impfzentrum“, beschreibt Maria Rosa Valetto das auffällige Verhalten einiger Besucher. Die Medizinerin, die zum Ärzteteam gehört, das im Zentrum Impfungen verabreicht und Patienten berät, glaubt im Verhalten dieser Personen, bei denen es sich offensichtlich um Impfgegner handelt, eine neue „Taktik“ der No-Vax-Bewegung zu erkennen, die es laut ihrer Meinung darauf abgesehen hat, die Impfkampagne zu stören. Ihrer Beobachtung zufolge treten diese „Behinderungen“ seit der ersten Augustwoche auf.
„Das letzte Mal hat eine Patientin damit begonnen, den gesamten Ablauf der Impfsitzung aufzuschreiben. Dabei hat sie mich nach meinem Namen und nach meiner Mitgliedsnummer im Berufsalbum gefragt. Ich empfinde diese Einstellung nicht als Bedrohung, aber der Wille, den Impfvorgang zu stören, ist offensichtlich. Diese Menschen wollen nicht, dass wir ihre Vorbehalte und Zweifel ausräumen, die sie gegenüber der Impfung hegen. Sie wollen nur Streit suchen und ihre abwegigen und haarsträubenden „Argumente“ vortragen. In der Zeit, die wir mit ihnen verlieren, hätten wir acht Patienten impfen können. Diese Zeit geht zulasten der Wartenden, denen wir je nach Schwierigkeit der Fälle normalerweise fünf bis zehn Minuten widmen“, so Maria Rosa Valetto.
„Diese Personen verweisen selektiv oder fehlerhaft auf wissenschaftliche Literatur oder zitieren gleich alternative Quellen. Wir antworten ihnen mit den offiziellen Verlautbarungen des Gesundheitsministeriums, aber es ist sinnlos. Manche richten ihre Aufmerksamkeit sogar auf das Etikett des Impfstoffs. Sie behaupten, dass sie jenen gegen SARS-CoV-2 wollen, während der angebotene Impfstoff gegen Covid-19 ist. Wir sind dem Wahnsinn nahe. Am Ende verlassen sie das Zentrum mit dem Hinweis, dass sie sich zwar gerne impfen lassen würden, aber nicht ausreichend informiert worden seien“, so Maria Rosa Valetto über diese Besucher, die laut ihrer Aussage meist zwischen 40 und 59 Jahre alt und oftmals als Lehrer oder als Angestellte im Gesundheitsbereich tätig sind.
Angesichts der Tatsache, dass sich die Verhaltensweisen dieser „Kunden“ immer wieder auf dieselbe oder ähnliche Art und Weise wiederholen, glaubt die Ärztin, dass hinter dieser Behinderungs- und Verschleppungstaktik ein „Netzwerk“ steht, dessen „Mitglieder“ sich über soziale Medien – vermutlich über Telegram – untereinander absprechen und austauschen.
Zudem ärgert sich Maria Rosa Valetto über von Ärztekollegen unterschriebene Gutachten und Dokumente, die Patienten aufgrund persönlicher Kontraindikationen eine Befreiung von der Impfung bescheinigen. „Ich möchte auf den guten Glauben hoffen, aber diese Ansichten stehen nicht im Einklang mit den verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ich verstehe, dass diese Pandemie für die ständige Weiterbildung ein großes Engagement erfordert, aber gerade deshalb sind Strenge und eine starke Bewusstseinsbildung notwendig. Gerade auch, weil sie sich direkt auf die Gesundheit der Menschen auswirkt“, meint Maria Rosa Valetto.
Nach der Frage, warum sie trotz der ablehnenden Haltung der Impfgegner, die offensichtlich nur die Absicht hegen, die Arbeit in den Impfzentren zu stören, diesen Menschen dennoch so viel Zeit widmet, kommt der ganze Idealismus von Maria Rosa Valetto und vieler ihrer Kollegen zum Vorschein.
„Um die Coronapandemie zu beenden, müssen wir eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent erreichen. Im Moment sind wir bei 70 bis 80 Prozent angelangt, was bedeutet, dass wir das letzte Wegstück noch gehen müssen. Aufgrund der Merkmale dieses Virus ist das Erreichen dieser hohen Impfquote von entscheidender Bedeutung. Um diese Hürde zu nehmen, müssen wir die Zögernden, die Zweifelnden – allesamt Personen, die nicht zu den No-Vax-Leuten gehören – impfen. Aber es ist richtig, dass wir auch bei den Impfgegnern einen Versuch unternehmen, sie zur Impfung zu bewegen. Es ist eine Verantwortung, die uns als Beschäftigte des Gesundheitswesens obliegt“, erklärt die Ärztin.