Von Tochter und deren Freund erpresst: Vater begeht Verzweiflungstat

„Sie wollten Geld, sie bedrohten ihn auf jegliche Art und Weise“

Donnerstag, 09. Januar 2025 | 07:14 Uhr

Von: ka

Palermo – Siziliens Hauptstadt Palermo ist Schauplatz einer traurigen Geschichte. Da er die ständigen Erpressungen durch seine 16-jährige Tochter und deren Freund nicht länger ertragen konnte, wusste ein 48 Jahre alter Vater keinen anderen Ausweg mehr, als seinem Leben ein Ende zu setzen.

Die beiden Minderjährigen, die wussten, dass der arbeitslose Koch eine kleine Erbschaft erhalten hatte, schreckten vor nichts zurück, um zumindest einen Teil des Geldes zu bekommen. „Sie wollten Geld, sie bedrohten ihn auf jegliche Art und Weise“, so die Ermittler. Insbesondere seine Tochter, die im Alter von nur 15 Jahren schwanger geworden war und ein kleines Kind zur Welt gebracht hatte, ließ nichts unversucht, um ihren Anteil der kleinen Erbschaft zu erhalten.

Da die Carabinieri in den Smartphones der beiden zahlreiche Hinweise auf ihr erpresserisches Verhalten sicherstellen konnten, war es ein Leichtes, die Hintergründe der Verzweiflungstat des 48-Jährigen aufzudecken. Auf Anordnung des Jugendgerichts wurden beide wegen schwerer Erpressung und Anstiftung zum Suizid verhaftet. Während der inzwischen volljährig gewordene junge Mann in einer Jugendstrafanstalt in Untersuchungshaft sitzt, wurde die 16-jährige Tochter des Opfers in die Obhut einer sozialen Wohngemeinschaft übergeben. Ihr kleines Kind hingegen wird von Vormundschaftseltern betreut.

shutterstock

Mehrere Monate nach der Verzweiflungstat des 48-jährigen Mannes im vergangenen Jahr in seiner Wohnung in Palermo wurden seine 16-jährige Tochter und deren 17-jährigen Freund wegen schwerer Erpressung und Anstiftung zum Suizid verhaftet. Während der inzwischen volljährig gewordene junge Mann in der Jugendstrafanstalt von Palermo in Untersuchungshaft sitzt, wurde die 16-jährige Tochter des Opfers in die Obhut einer sozialen Wohngemeinschaft in Catania übergeben.

Hintergrund der zutiefst traurigen Geschichte ist eine Erbschaft von 10.000 Euro ihrer Mutter, die im Jahr 2023 an Krebs gestorben ist. Die Jugendliche, die damals 15 Jahre alt war, begann, ihren Anteil einzufordern. Sie forderte ihren Vater, von dem derzeit nur die Initialen G.M. bekannt sind, dazu auf, ihr genauso wie ihrem Bruder, der bereits 5.000 Euro bekommen hatte, ihr ihren Anteil auszuzahlen. Dabei wies sie darauf hin, dass sie ein Kind erwartete. „Offensichtlich artete der Streit aus“, erklärt ihre ehemalige Anwältin Rosalia Zarcone, die sich vom Fall zurückgezogen hat.

pixabay.com

Zwischen dem Dezember 2023 und dem März des vergangenen Jahres sollen die 16-Jährige und ihr Freund ihren Vater erpresst haben. Laut den Ermittlern, die die beschlagnahmten Smartphones der beiden Minderjährigen untersuchten, hätten sich die beiden über Planung ihres Vorgehens ausgetauscht. Die ständigen Geldforderungen waren mit der Drohung verbunden, dass die 16-Jährige ansonsten Gewalt erleiden oder ihr Vater als Elternteil verleumdet werden würde. Seine Tochter drohte ihm damit, nicht mehr zur Schule zu gehen und auf diese Weise mutwillig die Einschaltung des Sozialamts zu provozieren, wenn er das Geld nicht endlich herausrücke. Die schwangere Minderjährige schreckte auch nicht davor zurück, ihrem Vater mit ihrem eigenen Suizid zu drohen.

Später drohten sie ihm, ihn der sexuellen Gewalt zu beschuldigen und ihn verhaften zu lassen. Kurz vor der Verzweiflungstat des Mannes nahmen die Bedrohungen und Geldforderungen des minderjährigen Paars noch hässlichere und gewalttätigere Züge an. „Wir werden dich verprügeln“ und „Wir werden dich erschießen“, sollen sie ihm „versprochen“ haben.

ANSA

Den ständigen Erpressungen und Geldforderungen ausgesetzt, wusste G.M., der selbst in finanziellen Schwierigkeiten steckte, offenbar keinen anderen Ausweg mehr. Die Tragödie hatte auch verheerende Auswirkungen auf die Mutter des Mannes. Nach dem Tod ihres Sohnes schloss sich die ältere Frau dem Verfahren als geschädigte Partei an.

Die ehemalige Anwältin der Tochter des Opfers, Rosalia Zarcone, weist gegenüber dem Corriere della Sera die Anschuldigungen der Anklage zurück. „Es gab keine Anstiftung zum Suizid des Vaters. Dieser erfolgte aus Gründen, die nichts mit der Forderung nach ihrem Anteil an dem von der Mutter hinterlassenen Geld zu tun hatten“, so Rosalia Zarcone, die nach Meinungsverschiedenheiten mit ihrer Kollegin Rosa Maria Salemi das Mandat zurückgelegt hat.

Laut den Anwälten der beiden Jugendlichen habe der Vater – ein Koch, der seine Arbeit verloren hatte -, sich bereits vor dem Erbstreit in einer schwierigen psychologischen und wirtschaftlichen Lage befunden, was bedeuten würde, dass das Verhalten des minderjährigen Paars gegenüber dem 48-Jährigen nicht verantwortlich für dessen Verzweiflungstat gewesen sei.

Ob die Richter mit Blick auf das umfangreiche belastende Material zur gleichen Ansicht gelangen werden, sei dahingestellt. Das Traurige ist, dass eine ganze Familie zerstört wurde. Das kleine Kind der 16-jährigen Tochter wurde in die Obhut von Pflegeeltern gegeben.

Kommentare

Aktuell sind 18 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen