Viele tödliche Arbeitsunfälle in Italien

Sizilien: Arbeitsunfall fordert fünf Menschenleben

Mittwoch, 08. Mai 2024 | 08:04 Uhr

Von: Ivd

Casteldaccia – Am Montag ereignete sich auf Sizilien ein tragischer Arbeitsunfall, bei dem mindestens fünf Kanalarbeiter in der Gemeinde Casteldaccia nahe Palermo durch eine Schwefelwasserstoffvergiftung ums Leben kamen. Ein sechster Mann wurde lebensgefährlich verletzt und liegt noch im Koma. Zu den Todesopfern gehört ein 28-jähriger Familienvater mit zwei kleinen Kindern.

Die sechs Männer arbeiteten für ein privates Unternehmen und führten Wartungsarbeiten an einer Tauchpumpe im Auftrag der Stadt durch, als sie den giftigen Gasen ausgesetzt waren. Nachdem einer nach dem anderen hinabgestiegen war, um nach den Vorangegangenen zu schauen, alarmierte ein siebter Arbeiter die Rettungskräfte. Die Rettungskräfte konnten nur noch die Leichen der fünf Männer und einen Ohnmächtigen bergen.

Nachdem die Männer bei der Pumpe ankamen, verloren sie vermutlich innerhalb von wenigen Sekunden das Bewusstsein. Symptome einer Schwefelwasserstoffvergiftung sind Schwindel, Übelkeit, Atemlähmung und Herzversagen. Zu erkennen ist die Intoxikation an einer deutlichen Verfärbung der Haut. Keiner der Männer trug eine Atemschutzmaske. Dadurch atmeten sie die zehnfache Menge des Schwellenwerts ungefiltert ein.

Die Tragödie wirft erneut ein Schlaglicht auf die alarmierende Häufigkeit tödlicher Arbeitsunfälle in Italien. Täglich sterben im Durchschnitt drei Menschen bei Arbeitsunfällen im Land. Das Drama in Casteldaccia hat landesweit Betroffenheit ausgelöst und politische Reaktionen hervorgerufen.

Staatspräsident Sergio Mattarella bezeichnete die Situation als “inakzeptablen Massentod” und forderte eine gemeinsame Anstrengung zur Verhinderung solcher Tragödien. Auch Regierungschefin Giorgia Meloni kondolierte den Angehörigen und versprach eine Untersuchung der Unfallursachen.

Die Gewerkschaften sehen das Hauptproblem in der Vergabe von Arbeitsaufträgen an Unternehmen, die nicht über ausreichende Sicherheitsvorkehrungen verfügen. Oftmals werde der Preis gedrückt, ohne Rücksicht auf die Sicherheit der Arbeiter zu nehmen. Auch im Fall der Kanalarbeiter soll die Stadt auf ein Unternehmen zurückgegriffen haben, dass zumindest teilweise nicht ausreichend geschulte Mitarbeiter beschäftigt.

Trotz politischer Beteuerungen bleibt die Situation für die Arbeitnehmer in Italien besorgniserregend, doch die Forderungen nach besserer Sicherheit am Arbeitsplatz werden lauter.