Avocados, Mangos und Papayas

Sizilien: Statt Orangen immer mehr tropische Früchte

Samstag, 10. Februar 2024 | 08:15 Uhr

Von: luk

Palermo – Sizilien ist für seine mediterranen Produkte und seine kulinarische Tradition bekannt. Zitrusfrüchte, Oliven, Tomaten oder Weizen sind typische Kulturen, die auf der Mittelmeerinsel angebaut werden.

Doch es ist ein Wandel im Gange. Immer mehr Landwirte und Betriebe stellen – unterstützt von der Universität Palermo –  um und wagen sich an den Anbau von tropischen Früchten wie Mangos, Papayas oder Passionsfrüchte.

Herausforderung Mittelmeerraum: Anpassung an das Klima

Der Anbau tropischer Früchte in einer Region, die für ihr mediterranes Klima bekannt ist, bringt einige Herausforderungen mit sich, hieß es unlängst im Gambero Rosso International. Sizilien mit seinen heißen und trockenen Sommern sei nämlich weit entfernt von den Regenwäldern, in denen diese tropischen Früchte normalerweise gedeihen. Doch die sizilianischen Bauern, unterstützt von Baumschulen und auf exotische Pflanzen spezialisierten Agronomen, haben die Quadratur des Kreises hinbekommen.

“Durch die Wahl des richtigen Mikroklimas, die sorgfältige Auswahl der Sorten und den Einsatz von Bewässerungssystemen, Abdeckungen, Windschutz und – in einigen Fällen – Gewächshäusern kann Sizilien heute erfolgreich Dutzende neuer tropischer und subtropischer Früchte anbauen”, sagt Professor Vittorio Farina, Experte für den Anbau tropischer und subtropischer Früchte an der Universität Palermo.

Von Palermo bis in die Tropen: Erfolgsgeschichten

Der Anbau von Avocados, Mangos und Papayas in Sizilien ist also eine Erfolgsgeschichte. Jahre nachdem in den 50-er und 60-er Jahren die ersten Versuchsplantagen mit Avocados angelegt wurden, gibt es heute eine Vielzahl dieser Früchte in verschiedenen Regionen Siziliens.

Entlang der tyrrhenischen Küste, von Trapani über Palermo bis Messina, reifen die besten Mango-, Papaya- und Passionsfruchtsorten. Die Hänge des Ätna und des Giarre sind bekannt für ihre Avocados, in der Gegend um Ragusa wurden Tomatenhäuser für den besonders anspruchsvollen Papayaanbau umgebaut, während zwischen Menfi und Sciacca Avocados und Mangos dominieren.

Neben diesen Früchten, die heute in großen Mengen produziert werden und hauptsächlich für den europäischen Markt bestimmt sind, der bereit ist, fünf bis sechs Euro pro Kilogramm zahlen, gibt es weitere Nischen, die auf kleinen Parzellen angebaut werden. Dazu gehören drei Guavensorten: die mediterrane, berauschend gelbe, die tropische, weiße und rosafarbene Annona, die Sapote mit ihrem intensiven Kakaogeschmack, die Litschi und die orientalische Drachenfrucht, die mehr dekorative als schmackhafte Sternfrucht sowie die brasilianische Feijoa und die südamerikanische Physalis.

Europa, wichtigster Exportmarkt

Die Nachfrage nach exotischen Früchten steigt weltweit und auch in Europa. Grund dafür sind die “nutrazeutischen Eigenschaften” dieser Früchte, wie zum Beispiel die ungesättigten Fettsäuren der Avocado oder die antioxidativen Eigenschaften der Mango. “Sizilien kann mit seinen tropischen Früchten, die zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden, in Bezug auf Geschmack, Qualität und Preis mit den auf dem Luftweg importierten Früchten aus der südlichen Hemisphäre konkurrieren”, sagt Natale Torre, ein echter Liebhaber tropischer Pflanzen und mit seiner Baumschule in Milazzo ein Pionier dieser Art von Produktion.

Die kulinarischen Auswirkungen: Fusion der Geschmäcker

Die Einführung tropischer Früchte in Sizilien verändert nicht nur die Agrarlandschaft, sondern beeinflusst auch die lebendige Lebensmittel- und Getränkeszene der Insel.

Pixabay/Silvia

Köche, Konditoren, Eismacher, aber auch Likör- und Marmeladenhersteller experimentieren mit neuen Rezepten, die traditionelle sizilianische Zutaten mit exotischen Aromen verbinden. Man stelle sich vor, eine sizilianische Granita zu genießen, die nach der heimischen Passionsfrucht duftet, oder einen erfrischenden Cocktail mit Kaffernlimettenschalen, die an der Mittelmeerküste angebaut werden.