Nach Tod einer 22-Jährigen: „Schönheitsärzte“ immer tiefer in Schwierigkeiten – VIDEO

Skalpelle entdeckt: „Sie haben dort operiert“

Donnerstag, 21. November 2024 | 08:05 Uhr

Von: ka

Rom/Lentini – Nach dem Tod einer 22-Jährigen aus Lentini auf Sizilien, Agata Margaret Spada, sind die beiden Ärzte, die an der jungen Frau einen Eingriff vornehmen wollten, in immer größeren Schwierigkeiten.

Obwohl ihr Ambulatorium für chirurgische Eingriffe keine Zulassung besaß, fanden die Carabinieri Beweise dafür, dass in der Praxis „Procopio Medicina e Chirurgia estetica“, in der Marco Antonio Procopio und sein Vater Marco tätig waren, nicht nur Spritzen verabreicht, sondern regelrecht Operationen der plastischen und ästhetischen Chirurgie durchgeführt worden seien.

Unter anderem stellten die Carabinieri Skalpelle und Medikamente sicher. Besonders schwerwiegend wiegt, dass laut dem Bericht der Notaufnahme des römischen Krankenhauses Sant’Eugenio die Versuche, die junge Frau wiederzubeleben, zu spät erfolgt und fehlerhaft gewesen seien. Marco Antonio Procopio und sein Vater Marco, die des Totschlags beschuldigt werden, riskieren wegen verschiedener Vergehen aus der Ärztekammer ausgeschlossen zu werden, was einem Berufsverbot gleichkommt. Um weitere Beweise zu sammeln, wurden ihre Konten beschlagnahmt. Zudem wurde die Auswertung der Telefonaufzeichnungen der beiden Ärzte angeordnet.

ANSA/TIKTOK / MARGARET SPADA

Als die Carabinieri der Sondereinheit Nas am 7. November die Anzeige über den Tod von Agata Margaret Spada erhielten und zur Arztpraxis von Marco und Marco Antonio Procopio eilten, waren seit der teilweisen Nasenkorrektur, durch die die 22-jährige Frau aus Lentini auf Sizilien ins Koma gefallen war, bereits drei volle Tage vergangen. Den Beamten fiel sofort auf, dass die beiden Ärzte wenig Bereitschaft zeigten, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Zudem waren die Siegel der Beschlagnahme an der Wohnungstür mit einem Plakat überklebt, das die Kunden dazu einlud, neue Termine zu vereinbaren. Die Ermittler befürchten, dass in den drei Tagen, in denen das Studio geöffnet war, Beweise verfälscht oder vernichtet worden seien.

Marco und Marco Antonio Procopio konnten keine medizinischen Unterlagen über die Operation vorlegen. Wahrscheinlich waren sie nie angefertigt worden. Agata Margaret Spada hatte den Eingriff in einem Chat direkt mit Marco Antonio vereinbart. Allerdings hatte die 22-Jährige weder die Anweisung erhalten, zur Operation nüchtern zu erscheinen, noch die vorgeschriebene Einverständniserklärung unterschrieben. Zudem war die junge Frau nicht über eventuell vorhandene Medikamentenallergien befragt worden.

Die beiden Ärzte vermochten auch keine Unterlagen und Genehmigungen vorzuweisen, die ihre Praxis „Procopio Medicina e Chirurgia estetica“ als Klinik ausweisen, in der Operationen der plastischen und ästhetischen Chirurgie vorgenommen werden. Sie hatten bei der Region Latium zwar zweimal um dies angesucht, aber ihre Anträge waren beide Male abgelehnt worden.

Nach einer ersten Durchsuchung wurde das Ambulatorium ein zweites Mal mehrere Stunden lang gründlich in Augenschein genommen. Dabei stellten die Carabinieri der Sondereinheit Nas Skalpelle sowie Medikamente sicher, was darauf hindeutet, dass in der Praxis nicht nur Spritzen verabreicht, sondern regelrechte Eingriffe der plastischen und ästhetischen Chirurgie durchgeführt worden seien. „Sie haben dort operiert“, heißt es aus Ermittlerkreisen.

Besonders schwerwiegend wiegt, dass laut dem Bericht der Notaufnahme des römischen Krankenhauses Sant’Eugenio die Versuche, die junge Frau wiederzubeleben, zu spät erfolgt und fehlerhaft gewesen seien. Zudem sei das Personal der Notrufnummer 118 von den beiden Ärzten nicht über die Art der der jungen Frau injizierten Substanz aufgeklärt worden, gegenüber dem Notarzt und seinem Team hätten Marco Antonio Procopio und sein Vater Marco lediglich allgemein von einem „Lokalanästhetikum“ gesprochen.

Im Ambulatorium wurde nach Krankenakten, Buchhaltungsunterlagen, Medikamenten und Hilfsmitteln für Notfälle gesucht. Immerhin kam bei der zweiten Durchsuchung ein funktionstüchtiger Defibrillator zum Vorschein. Da der Bericht des Krankenhauses von zu spät erfolgten und nicht korrekt durchgeführten Wiederbelebungsversuchen spricht, bleibt jedoch abzuwarten, ob das Gerät überhaupt eingesetzt worden sei. Es besteht auch die Möglichkeit einer fehlerhaften Verwendung.

Für den Tod der Frau könnten eine allergische Reaktion, eine falsche Dosierung des Narkosemittels sowie die Tatsache verantwortlich sein, dass die Patientin nicht zum Nüchternbleiben angehalten worden war. Möglich ist jedoch auch ein Zusammentreffen mehrerer Komplikationen. Um die Art der in der Praxis verwendeten Medikamente zu untersuchen, wurden die Carabinieri bei ihren Ermittlungen von dem an der Autopsie beteiligten Anästhesisten Mauro Dauri begleitet.

Es verdichten sich die Hinweise, dass die Praxis der beiden Ärzte nichts anderes als eine illegale Schönheitsklinik gewesen sei, in der ohne jegliche gesundheitsbehördliche Genehmigung am Fiskus vorbei „schwarz“ Operationen der plastischen und ästhetischen Chirurgie durchgeführt worden seien. Marco Antonio Procopio und sein Vater Marco, die des Totschlags beschuldigt werden, riskieren wegen verschiedener Vergehen aus der Ärztekammer ausgeschlossen zu werden, was einem Berufsverbot gleichkommt. Um weitere Beweise zu sammeln, wurden die Konten der beiden Ärzte beschlagnahmt. Zudem wurde die Auswertung der Telefonaufzeichnungen der beiden Ärzte angeordnet.

Unter Anteilnahme von ganz Lentini wurde Agata Margaret Spada zu Grabe getragen. Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) warnt davor, sich über Annoncen in den sozialen Netzwerken zu schönheitschirurgischen Eingriffen verleiten zu lassen, und weist darauf hin, sich in jedem Fall genau über die fachlichen Befähigungen der Operateure, beispielsweise, ob sie über eine abgeschlossene Facharztausbildung in plastischer und ästhetischer Chirurgie verfügen, zu informieren. Entsprechende Hilfe bietet auch der italienische Verband SICPRE an.

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