Frauenmörder kann nach nur sechs Jahren das Gefängnis verlassen – VIDEO

Skandal: “Er ist fettleibig, Raucher und hat ein narzisstisches Syndrom”

Sonntag, 12. November 2023 | 08:05 Uhr

Von: ka

Turin/Biella – Italiens Justizwesen wird von einem Skandal gebeutelt. Dimitri Fricano, der wegen Mordes an seiner damals 25-jährigen Freundin Erika Preti zu 30 Jahren Haft verurteilt worden war, kam nach nur sechs Jahren Gefängnis anfangs dieser Woche frei.

Da er fettleibig und Raucher sei sowie ein narzisstisches Syndrom habe, verfügte der Überwachungsgerichtshof, dass der Frauenmörder bis zu seiner Genesung die Strafe im Hausarrest verbüßen könne. Die Eltern von Erika Preti, die täglich das Grab ihrer Tochter besuchen, sprechen von einem Skandal und von einem Stich in Herz, der erneut die Wunden aufreißt.

Die schreckliche Bluttat geschah am 11. Juni des Jahres 2017 in einem Ferienhaus in San Teodoro auf Sardinien. Nachdem seine Freundin Erika Preti ihn wegen einiger auf den Fußboden gefallener Brotkrümel gescholten hatte, griff Dimitri Fricano zu einem Messer und stach insgesamt 57-mal auf sie ein. Der Mörder versuchte zunächst, den schrecklichen Femizid auf einen „dunkelhäutigen Räuber“ zu schieben, legte aber kurze Zeit später ein umfassendes Geständnis ab. Wegen des Mordes an seiner damals 25-jährigen Freundin wurde der heute 35 Jahre alte Mörder zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt.

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Die überraschende Wende folgte sechs Jahre später. Die Richter des Überwachungsgerichtshofs gelangten zur Ansicht, dass die Behandlung der vielfältigen Leiden des übergewichtigen Inhaftierten nur außerhalb des Gefängnisses geschehen könne, woraufhin sie entschieden, dass Dimitri Fricano bis zu seiner Genesung die Haftstrafe in seiner Wohnung in Biella im Hausarrest verbüßen kann. „Er ist fettleibig und Raucher, wodurch die Gefahr von Herzkomplikationen besteht“, so die beiden Anwälte des 35-Jährigen.

Das ist aber nicht alles. Nach Angaben des Gerichts leide Fricano nicht nur an einem „narzisstischen Borderline-Angst-Depressions-Syndrom“, sondern habe auch ein kognitives Defizit, was die Folge einer Hirnhautentzündung sei, von der er in den 1990-er Jahren befallen wurde. Aus Sicht der Richter besonders problematisch ist, dass Dimitri Fricano, der bei Antritt der Haftstrafe bereits 120 Kilogramm auf die Waage brachte, nun rund 200 Kilogramm wiegt. Dem Gericht zufolge sei sein Gewicht deshalb dermaßen stark angestiegen, weil der 35-Jährige keine Diät einhalte und immer wieder von Fressattacken heimgesucht werde.

Facebook/Erika Preti

„Der Gefängnisinsasse kann nur mit Krücken gehen. Weil er sich nicht im Rollstuhl bewegen kann, kann er seine Zelle nicht verlassen. Zudem schränken architektonische Barrieren innerhalb des Gefängnisses seine Bewegungsfreiheit stark ein“, so die Richter. Laut dem vorliegenden Urteil könne Dimitri Fricano aufgrund seiner Leibesfülle keine körperliche Aktivität ausüben und aus demselben Grund sein Bett nicht benutzen. Insgesamt stelle dies dem richterlichen Bericht zufolge ein „lebensbedrohliches Herz-Kreislauf-Risiko“ dar.

Neben der Gefahr von Herzkomplikationen war einer der entscheidenden Gründe für die Überstellung in den Hausarrest, dass die Gefängnisküche kein Diätmenü für übergewichtige Insassen zubereitet.

„Da der Patient keine kalorienarmen Mahlzeiten zu sich nehmen kann und die Diätanweisungen nicht befolgt, wurde während der Haftzeit eine weitere Gewichtszunahme beobachtet. Depressionen und die Haft führen dazu, dass er zwanghaft für ihn nicht geeignete Lebensmittel konsumiert. Dimitri Fricano ist in Untätigkeit erstarrt“, so die Richter in ihrem Bericht. Das Überwachungsgericht kam zum Schluss, dass die Verbüßung der Haft im Gefängnis für seine Resozialisierung ungeeignet ist, woraufhin es verfügte, dass der 35-Jährige zur Behandlung seiner Leiden in den Hausarrest überstellt wird. Auch Generalstaatsanwalt Alberto Benso gelangte zur selben Überzeugung.

Facebook/Erika Preti

Die Eltern von Erika Preti, die von der Entscheidung der Richter über Freunde und aus den Onlinemedien erfahren mussten, sprechen von einer „beschämenden Entscheidung“. Für sie, die jeden Tag das Grab ihrer Tochter besuchen, ist die Tatsache, dass ihr Mörder nach nur sechs Jahren das Gefängnis verlassen kann, ein Stich in Herz, der erneut die Wunden aufreißt. „Ich wusste, dass er keine 30 Jahre im Gefängnis hätte absitzen müssen, aber sechs Jahre sind wirklich zu wenig“, so der Vater von Erika, Fabrizio Preti, gegenüber dem Corriere della Sera.

Viele Italiener sind derselben Meinung und üben heftige Kritik. „Es genügt also, fett und ein Raucher zu sein, um die Strafe in den eigenen vier Wänden verbüßen zu können“, so der Onlinekommentar eines erzürnten Lesers.