Von: Ivd
Carezza – Was als sportlicher Urlaub in den Südtiroler Bergen begann, endete für den Architekten Salvatore Pandolfo aus dem Veneto in einer nervenaufreibenden Odyssee durch das Gesundheitssystem. Eine Woche nach einem schweren Sturz auf einer Skipiste wartet der 54-Jährige noch immer auf die dringend benötigte Operation. Laut seiner Aussage hatte man ihm immer wieder einheimische Patienten vorgezogen, trotz der Dringlichkeit seines Anliegens.
Am 3. Januar genoss Pandolfo zusammen mit seiner Frau einen Skitag auf den Pisten von Carezza, als er auf einer vereisten Stelle die Kontrolle verlor und stürzte. „Es war das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass ich gefallen bin“, erzählt er mit einem Hauch von Galgenhumor der Zeitung Alto Adige. Doch schnell war klar, dass der Sturz schwere Spuren hinterlassen hatte: „Ich landete auf der linken Schulter, schlug mit Kopf und Gesicht auf und zog mir mehrere Prellungen zu.“
Die Rettungskräfte waren schnell zur Stelle: Mit einer Motorschlittenbahre wurde Pandolfo zunächst zur Talstation und anschließend per Rettungswagen ins Krankenhaus von Bozen gebracht. Dort diagnostizierten die Ärzte neun gebrochene Rippen sowie drei komplizierte Brüche des linken Schlüsselbeins.
Leidiges Warten unter Schmerzen
Nach ersten Untersuchungen verbrachte Pandolfo die Nacht unter Beobachtung. Am Morgen des 4. Januar wurde er in die Gefäß- und Thoraxchirurgie verlegt, um mögliche Verletzungen der Lunge auszuschließen. „Die Ärzte erklärten mir, dass wir zwei bis drei Tage abwarten müssen, bevor sie über das weitere Vorgehen entscheiden können“, erinnert sich Pandolfo.
Erst am 7. Januar, nach drei Tagen voller Schmerzen und Ungewissheit, meldete sich die Orthopädieabteilung: Eine Operation der Schlüsselbeinfraktur sei notwendig, und man könne ihn am nächsten Morgen operieren. „Ich war zunächst zögerlich, wollte meine Frau konsultieren und die Entscheidung überdenken“, sagt Pandolfo. Doch schließlich stimmte er der Operation zu. Die Ärzte bestätigten ihm den OP-Termin für den folgenden Morgen. Noch am selben Tag unterschrieb er die Einwilligungspapiere und wurde auf die bevorstehende Behandlung vorbereitet.
Absage wegen Bevorzugung Einheimischer
Am 8. Januar sollte der Eingriff stattfinden. Um sicherzustellen, dass alles planmäßig verlief, nahm Pandolfo keine Nahrung und keine Flüssigkeit zu sich. Doch die Stunden vergingen. „Um 11.00 Uhr traten schließlich zwei Ärzte in mein Zimmer und teilten mir mit, dass die Operation nicht stattfinden würde“, berichtet Pandolfo. Der Grund: Kapazitätsprobleme und die Priorisierung regionaler Patienten.
„Die verantwortliche Ärztin erklärte mir, dass es zu viele Patienten aus Südtirol gebe und ich deshalb zurückgestellt wurde“, sagt er. Auch eine Neuansetzung des Eingriffs sei vorerst nicht möglich – weder in derselben noch in der folgenden Woche. Verärgert und enttäuscht verließ Pandolfo das Krankenhaus noch am selben Tag – ohne konkrete Hinweise, wo er die dringend benötigte Operation durchführen lassen könnte.
Zurück in Venetien nahm er die Sache selbst in die Hand und telefonierte mit mehreren Krankenhäusern in der Umgebung. „Am Montag habe ich einen Termin in Treviso“, berichtet Pandolfo. Dort soll endlich ein Chirurg die Behandlung durchführen und seinem Albtraum ein Ende setzen.
Einzelfall oder strukturelles Problem?
Die Absage der Operation und die Begründung, dass regionale Patienten bevorzugt werden, werfen Fragen auf. Südtirol ist bekannt für seine hohe Pro-Kopf-Ausgaben im Gesundheitswesen. Doch Fälle wie dieser zeigen, dass die Ressourcen auch in gut ausgestatteten Regionen nicht immer ausreichen, um allen Patienten zeitnah zu helfen.
Aktuell sind 46 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen