Von: ka
Terracina – Dank der Anzeigen mehrerer Opfer gelang es der Polizei, einen unglaublichen Fall moderner Sklaverei, der nicht von ungefähr an die frühere Ausbeutung in den amerikanischen Südstaaten erinnert, aufzudecken. Ein 35-jähriger Bauer, Alessandro Gargiulo, zwang seine indischen Landarbeiter unter vorgehaltenem Gewehr und teilweise sogar mit Schüssen aus seiner Waffe dazu, schneller zu arbeiten. Zudem mussten die Tagelöhner für wenig Geld den ganzen Tag Feldarbeit verrichten und unter menschenunwürdigen Bedingungen wohnen.
Terracina: sparava ai braccianti indiani, arrestato imprenditore agricolo – https://t.co/58PPxRfZqX https://t.co/0iaSEUOSEA @TeresaBellanova
PENSI LEI A QUESTA TERRIBILE VICENDA DI VIOLENZA RAZZISTA.
GRAZIE.— Maria Rosaria (@MariaRo99325323) October 13, 2019
Die allesamt aus Indien stammenden Landarbeiter waren nicht nur gezwungen, jeden Tag für einen Lohn, der weit unterhalb des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohns lag, und unter der „Aufsicht“ strenger „Caporali“ genannter Aufseher auf den Gemüsefeldern zu arbeiten, sondern wurden, wenn die Arbeit aus Sicht des „Bauers“ zu langsam erfolgte, sogar mit vorgehaltener Waffe – einer Vorderschaftrepetierflinte, besser unter dem Namen Pumpgun bekannt – bedroht. Zudem mussten die Inder in heruntergekommenen Baracken hausen und jeden Abend den „Besuch“ ihres „Herrn“, der nur allzugern um sich schoss, fürchten.
#caporalato, sparava ai #braccianti per “spronarli”: arrestato un imprenditore di 35 anni a Terracina (latina). #VelvetMag
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— Velvet MAG (@VelvetMagIta) October 13, 2019
Einige der Landarbeiter kündigten oder ergriffen die Flucht, was Alessandro Gargiulo in Rage versetzte. Nachdem ein Tagelöhner – der übrigens auf dem Hof illegal angestellt war, weil er keinen gültigen Aufenthaltsstatus besaß – das Weite gesucht hatte, begab sich Alessandro Gargiulo am Donnerstagabend zur Behausung der Inder, um seinen Landarbeitern eine „Lektion“ zu erteilen. Ohne glücklicherweise jemanden zu treffen und zu verletzen, gab er in Richtung der Inder aus seiner Pumpgun mehrere Schüsse ab. Um den Tagelöhnern seine Grausamkeit zu demonstrieren, schritt er der Reihe nach die Inder ab und hielt jedem Einzelnen von ihnen die Waffe an die Kehle.
Terracina, spari sui braccianti per farli lavorare di più: prevista manifestazione unitaria https://t.co/eHbeXDIJQQ
— Latina Quotidiano (@LatinaQTW) October 13, 2019
Aber das war seine letzte Tat. Bereits vorher hatten fünf Inder Kontakt mit der Polizei aufgenommen und die Gewalttaten ihres 35-jährigen Arbeitgebers zur Anzeige gebracht. Im Rahmen einer größeren Polizeiaktion fuhren am Freitag mehrere Streifen zum Hof von Alessandro Gargiulo. Nachdem sie das „Herrenhaus“ eingekreist hatten, drangen die Polizisten in das Wohngebäude ein. Der 35-Jährige leistete keinen Widerstand. Alessandro Gargiulo wurde wegen Ausbeutung, erschwerter Bedrohung unter Zuhilfenahme eines Gewehrs, Körperverletzung, illegalem Besitz von Munition und nicht erfolgter Meldung von Sprengstoff festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt. Die als „Caporali“ bezeichneten Aufseher, mit deren Hilfe der 35-Jährige die indischen Landarbeiter unterdrückt und ausgebeutet hatte, und einige Freunde, die Alessandro Gargiulo beim Verstecken des Gewehrs geholfen hatten, wurden hingegen auf freiem Fuß angezeigt.
Der unglaubliche Fall von Bedrohung und Ausbeutung in Terracina südlich von Rom fügt sich einer langen Reihe von ähnlichen Fällen in Italien hinzu, bei denen Landarbeiter und Tagelöhner von Bauern dazu gezwungen wurden, unter menschenunwürdigen Lohn- und Arbeitsbedingungen Feldarbeit zu verrichten. Wie kann der Teufelskreis aus Illegalität, Armut und Ausbeutung durchbrochen werden, fragen sich viele Italiener.
Hanno poca voglia di parlare i braccianti della comunità sikh di Terracina, a sud di Roma, all'indomani dell'arresto di un imprenditore agricolo accusato di sfruttare i lavoratori nei campi a colpi di fucile pic.twitter.com/YRK0SACnCV
— Tg3 (@Tg3web) October 13, 2019