Panik vor dem Zoll-Hammer

So lange es geht: Weinlieferungen in die USA im Rekordtempo

Samstag, 19. April 2025 | 14:34 Uhr

Von: Ivd

Washington D.C. – Die Ruhe nach dem Sturm ist diesmal eine trügerische. Seit Mitte April füllen sich die Frachtschiffe aus Europa wieder mit Wein für den US-Markt – doch niemand weiß, wie lange noch. Grund für die plötzliche Hektik: Ein auf 90 Tage begrenztes Zoll-Fenster, das deutschen und italienischen Exporteuren aktuell eine Atempause verschafft. Danach könnte es mit voller Wucht zurückschlagen.

Hintergrund ist die Entscheidung der US-Regierung vom 13. März, Einfuhrzölle auf europäische Weine auf 20 Prozent anzuheben. Die Folge: ein faktischer Exportstopp, leere Container und Winzer mit gebundenen Händen. Inzwischen wurde der Zollsatz für einen Zeitraum von 90 Tagen auf zehn Prozent reduziert – ein Aufatmen, das sofort in logistische Betriebsamkeit umschlug.

Hektische Exporte solange es noch geht

„Wir versuchen, so viel wie möglich rüber zu bekommen, solange das 90-Tage-Fenster geöffnet ist“, sagt der deutsche Winzer Ernst Loosen im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas betreibt er in den USA die Firma Loosen Bros., die deutsche Weine importiert. Vier volle Container im Wert von rund 265.000 Euro hatten die Brüder zunächst zurückgehalten – aus Vorsicht. Der Verband US Wine Trade Alliance hatte sogar vor möglichen Zöllen von bis zu 200 Prozent gewarnt.

In Italien ist die Lage weniger angespannt – zumindest bislang. Am wichtigsten Exporthafen für Weine aus Mittel- und Norditalien, dem Hafen von Livorno, läuft der Verkehr geordneter ab. Laut Sandro Sartor, Vizepräsident des italienischen Weinverbands UIV, gebe es dort noch freie Plätze in den Containern – und auch die Preise seien stabil geblieben. „Mehr als die Hälfte der Spediteure haben die Lieferungen wieder aufgenommen“, so Sartor.

Dennoch: Die Sorge ist groß, da Trump mit seinen letzten Schritten seine Unberechenbarkeit bewiesen hat. Sollte die US-Regierung das Zollfenster nicht verlängern oder keine dauerhafte Lösung für die Mehrkosten finden, steht für einige Exporteure viel auf dem Spiel. Die kommenden zwei Monate entscheiden also nicht nur über Frachtpreise und Zollfragen, sondern möglicherweise über die wirtschaftliche Existenz ganzer Exportfirmen.

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