Von: mk
Peschiera – Der Gardasee hat derzeit so wenig Wasser wie noch nie um diese Jahreszeit. Der See ist das größte Süßwasserreservoir in Italien. Nun drohen schwere Folgen für Landwirtschaft und Energieversorgung.
Die extreme Trockenheit in Italien bricht neue Rekorde. Seit Messbeginn lag der Wasserstand beim Gardasee im Frühjahr noch nie so tief wie jetzt. Die Ausgangslage für den kommenden Sommer ist denkbar schlecht.
Laut einem DW-Bericht ist die Insel Insel San Biagio – auch bekannt als „Isola dei Conigli“ (Hasen- oder Kanincheninsel, Anm.) – derzeit zu Fuß erreichbar. Das Wasser reicht den Menschen maximal bis zu den Knöcheln. Stellenweise haben sich kleine Wege gebildet, die aus dem See herausragen.
Wenn Menschen in der Vergangenheit auf die Insel zu Fuß gelangen wollten, reichte das Wasser einem Erwachsenen bis über die Hüfte. Dass der Pegel des Sees im Frühjahr jemals so tief lag, daran kann sich niemand erinnern. Nicht nur Taxibootfahrern wird damit das Geschäft vermasselt.
In Peschiera liegt der Wasserpegel normalerweise um diese Jahreszeit rund 1,20 Meter über dem festgelegten Nullpunkt. Heuer seien es 60 Zentimeter unter dem Durchschnitt, erklärt Ilaria Ercolani von der regionalen Wasserbehörde. Das Stromwerk wenige Kilometer flussabwärts steht still. Das Wasser aus dem Gardasee reicht nicht mehr aus, um die Turbinen anzutreiben.
Auch für die Felder und Ackerböden südlich des Gardasees ist derzeit kein Wasser vorhanden. Den aktuellen Wasserstand erreicht der See normalerweise im Hochsommer. Mitarbeiter der regionalen Wasserbehörde müssen nun darauf achten, das Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Landwirtschaft und den Bewohnern direkt am Gardasee zu halten – derzeit kein leichtes Unterfangen.
Der vergangene Dürrseommer hat den Landwirten einen Umsatzrückgang von sechs Millionen Euro gebracht. Dass sich ein ähnliches Szenario wiederholt oder dass es noch schlimmer kommt, wird nicht ausgeschlossen. Nur 50 Tage Dauerregen könnten laut Aussagen eines italienischen Forschungsinstituts die Situation noch retten.
Unterdessen hat die Regionalregierung mit EU-Geldern den ersten Abschnitt eines über 48 Kilometer langen Wasserkanals renoviert und abgedichtet, der der Bewässerung von Feldern dient. Sobald die Arbeiten in zwei Jahren abgeschlossen sind, sollen 150 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr eingespart werden. Bis dahin hoffen wohl nicht nur die Landwirte weiter auf Regen.