Von: ka
Col de l’Échelle/Colle della Scala/Névache/Bardonecchia – Eine Aktion der Génération Identitaire, einer Organisation französischer Rechtsextremer, sorgte für großes Aufsehen. Um illegale Einwanderung nach Frankreich zu verhindern, errichteten die Rechtsextremen auf der noch verschneiten Passhöhe des Col de l’Échelle einen Zaun. Mit der spektakulären „Passsperre“ wollten die Neofaschisten gegen die Einwanderungspolitik der französischen Regierung protestieren.
Die aufgescheuchte Öffentlichkeit staunte nicht schlecht, als am Samstagvormittag am Col de l’Échelle plötzlich eine Hundertschaft Aktivisten der Génération Identitaire – dem französischen Ableger einer rechtsextremen Bewegung, die in mehreren europäischen Staaten aktiv ist – aufmarschierte. Im Rahmen der „Mission Alpes de Defend Europe“ genannten Kampagne besetzten die Rechtsextremen den Pass und errichteten einen Zaun. Nebenbei rollten die gut ausgerüsteten und von Hubschraubern begleiteten Neofaschisten Transparente aus und stellten mehrsprachige Hinweisschilder auf.
Ziel der Aktion – so Génération Identitaire – war es, den Pass symbolisch in Besitz zu nehmen, illegale Grenzübertritte von Flüchtlingen zu verhindern und ihnen auch klar zu machen, dass es für sie unsinnig sei, den gefährlichen, langen Weg über die verschneiten Alpenpässe einzuschlagen. Mit der „Sperre“ des italienisch-französischen Alpenpasses wollten die Rechtsextremen gegen die laut ihrer Ansicht stetig wachsende Anzahl von einwandernden Asylsuchenden – seit dem Sommer wurden auf französischer Seite mehr als 2.000 Migranten registriert – protestieren. Génération Identitaire wirft Präsident Macron Untätigkeit vor und beschuldigt die französische Regierung, nichts gegen die angebliche „Einwanderungsflut“ zu unternehmen. Anstatt mehr Geld für Erstaufnahmelager auszugeben, so die französischen Neofaschisten, sollte der Grenzgendarmerie mehr Geld zur Verfügung gestellt werden. Die Aktion der Génération Identitaire zeige, dass bei gutem Willen und richtigem Einsatz auch hohe Alpenpässe kontrolliert werden könnten, so die Rechtsextremen auf ihrer Facebook-Seite.
Die „Besetzung“ des Col de l’Échelle, welche sich vier Kilometer von der italienischen Grenze entfernt auf der Passhöhe abspielte, wurde den ganzen Tag über von der französischen Gendarmerie überwacht. Weder der Bürgermeister von Bardonecchia, Francesco Avato, noch sein Amtskollege von Névache auf der französischen Seite des Col de l’Échelle/Colle della Scala, Jean-Louis Chevalier, waren im Vorfeld über die Demonstration informiert worden. Nach den italienisch-französischen Spannungen um dem Zwischenfall in Bardonecchia, hatten sich beide erste Bürger ihrer Passgemeinden bei einem Zusammentreffen bemüht, die Wogen wieder zu glätten.
„Die Einwanderung ist ein Problem, das wir nicht alleine angehen können. Es braucht ein Eingreifen der Staaten. Wir hingegen werden nie davon ablassen, Menschen, die sich in Schwierigkeiten befinden, zu helfen“, so Jean-Louis Chevalier und Francesco Avato in einer gemeinsamen Erklärung.
Damit wollen sich die beiden Bürgermeister auch klar von den Rechtsextremen der Génération Identitaire abgrenzen.
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