Von: ka
Stintino – Um einen berühmten sardischen Sandstrand zu retten, sah sich der zuständige Bürgermeister von Stintino zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Neben den üblichen Verboten, die das Wegwerfen von Abfall und Zigarettenstummeln auf dem Strand unter Strafe stellen, verfügte der erste Bürger von Stintino auch, dass auf dem Strand La Pelosa Strandtücher nur erlaubt sind, wenn sie mit einer Strohmatte unterlegt werden. Um der Verordnung Nachdruck zu verleihen wurden saftige Strafen verhängt. Bei Übertretungen werden 100 bis 160 Euro fällig.
Noch zu Dolce Vita-Zeiten bis in die 70-er Jahre hinein wurden auf dem beliebten und berühmten Sandstrand La Pelosa von Stintino nur wenige einsame Sonnenschirme gezählt. Ein halbes Jahrhundert später erlebt der Strand an jedem schönen Sommertag eine wahre Invasion. An Spitzentagen suchen bis zu 5.000 Badehungrige La Pelosa auf. An solchen Tagen leidet der Strand. Wie der Bürgermeister von Stintino, Antonio Diana, berichtete, werden mit den Tausenden auf dem Strand ausgelegten Strandtüchern Unmengen von Meeressand von La Pelosa entfernt. Nachdem sich erste Zeichen von Erosion und Verluste an einigen Strandabschnitten gezeigt hatten, sah sich Antonio Diana zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Um La Pelosa auf lange Sicht zu sichern, verfügte der erste Bürger von Stintino, dass auf dem Strand La Pelosa Strandtücher nur erlaubt sind, wenn sie mit einer Strohmatte unterlegt werden. Für den Fall von Übertretungen verhängte der Bürgermeister gesalzene Strafen.
Mit Beginn der Badesaison wurde klar, dass es Antonio Diana mit seinem Ansinnen durchaus ernst ist. Erstes „Opfer“ der bürgermeisterlichen Verordnung wurde ein Tourist, der auf La Pelosa auf einem Strandtuch ohne vorgeschriebener, sandabweisender Matte angetroffen worden war. Er wurde zu einem Bußgeld von 100 Euro verdonnert. Weitere vier Badegäste, die auf dem Strand beim Rauchen ertappt worden waren, wurden ebenfalls zur Zahlung von jeweils 100 Euro aufgefordert. Am Schlimmsten traf es aber einen Urlauber, der in flagranten beim Wegwerfen eines Zigarettenstummels erwischt worden war. Nachdem er aufgefordert worden war, seinen Zigarettenstummel wieder einzusammeln, wurde ihm ein Strafbescheid von 160 Euro ausgestellt.
Die Gemeindeassessorin für Tourismus, Francesca Demontis, zeigte sich erfreut darüber, dass es dank der Ordnungskräfte nun gelingt, die Natur des Strandes zu gewährleisten.
In der sardischen Öffentlichkeit und unter den vielen Touristen hingegen war aber auch viel Kritik zu hören. Zwar ernteten die harten Strafen für das Wegwerfen von Abfall und Zigarettenstummeln einhellige Zustimmung, aber schon bei der „Strohmattenpflicht“ teilte sich das Lager der Strandbesucher. Bezüglich letzterem Fall verwies Antonio Diana auf wissenschaftliche Studien, die eindeutig belegen, dass nasse Strandtücher zu massenweisen Sandverlusten führen, was der Erosion Vorschub leistet.
Mittlerweile gerät die Diskussion aber zum Politikum. Viele Sarden warnen vor den immer größeren Touristenmassen und beharren auf das Recht, im Sommer „ihre“ Strände aufzusuchen. Viel mehr als solche einschneidenden Maßnahmen fordern Einheimische für La Pelosa einen „Numerus clausus“. Wird eine bestimmte Besucherzahl überschritten, soll La Pelosa für weitere Strandliebhaber gesperrt werden.
Die Debatte, ab wann die Urlauber zu viele sind, erinnert an ähnliche, nicht minder heiße Diskussionen in Südtirol. Und was meinen unsere Leserinnen und Leser? Wann sind zu viele Gäste?