Von: ka
Stromboli – Am frühen Donnerstagnachmittag wurde die Vulkaninsel Stromboli von einer enormen Explosion erschüttert. Nachdem aus dem Krater des Stromboli eine riesige Aschenwolke aufgestiegen war und sich über die Sciara del fuoco ein gewaltiger pyroklastischer Strom ins Meer ergossen hatte, berief der italienische Zivilschutz eine Krisensitzung ein.
Der Ausbruch des Strombolis fasziniert nicht nur die kleine Zunft der Erdbebenforscher und Vulkanologen, sondern auch viele Laien, die Gefallen am spektakulären Naturschauspiel finden. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gefahr immer größer wird und bereits Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung getroffen wurden.
Posted by Federico Di Traglia on Thursday, July 11, 2024
Seit fast einen Monat sind Italiens Augen auf den Stromboli gerichtet. Aufgrund der häufigeren und stärkeren Beben und der veränderten vulkanischen Aktivität beschloss der italienische Zivilschutz am 24. Juni die Alarmstufe von Gelb auf Orange zu erhöhen. An der Basis des nordöstlichen Kraters des Vulkans öffnete sich in rund 700 Metern Seehöhe eine eruptive Spalte, aus der sich ein Lavastrom ergoss. Seither fließt über die Sciara del fuoco eine immer größere Menge von Lava ins Meer.
Am 4. Juli kam es auf dem Vulkan Stromboli erneut zu einem plötzlichen Anstieg der vulkanischen Aktivität. Ein pyroklastischer Strom, der sich seinen Weg bis zur Meeresoberfläche bahnte, löste dem italienischen Zivilschutz zufolge eine 40 Zentimeter hohe Welle aus, die jedoch keine Auswirkungen auf die Küste der Insel hatte. Der „Mini-Tsunami“ fiel zwar nur den Vulkanologen und Meeresforschern auf, aber allein die Tatsache, dass er durch den Vulkanausbruch entstanden war, ließ die Experten hellhörig werden.
Die Verschärfung der Lage zwang den italienischen Zivilschutz, die Alarmstufe auf Rot heraufzustufen und zum Schutz der Bevölkerung und der Touristen erste Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Neben dem Gebot, sich mit dem Boot von der Vulkaninsel – insbesondere von jener Seite, in der die Lava und die pyroklastischen Ströme ins Meer münden – fernzuhalten, untersagten die Behörden, geführte Ausflüge zum Krater des Strombolis zu unternehmen und sich nachts am Strand aufzuhalten.
Nur einen Tag, nachdem die Verantwortlichen nach einer Entspannung der Lage einige strenge Maßnahmen gelockert hatten – selbst Ausflüge zum Vulkankegel waren wieder erlaubt worden – kam es am frühen Donnerstagnachmittag kurz nach 14.00 Uhr zu einer gewaltigen Explosion, die die gesamte Insel erschütterte.
Kurz darauf ergoss sich erneut ein großer pyroklastischer Strom ins Meer. Über den durch die Explosionen inzwischen stark in Mitleidenschaft gezogenen Krater des Strombolis stieg, wie es bereits in den letzten Tagen geschehen war, eine gewaltige Aschensäule auf. Aus der Wolke aus Wasserdampf und Asche regnete es in der Folge Ascheflocken auf die Insel.
Einem festgelegten Plan folgend wurden Touristen und Inselbewohner von den Stränden evakuiert. Auch das kleine Zentrum des Inselorts Stromboli wurde geräumt. Laut Mitteilung der Behörden kamen beim Ausbruch keine Menschen zu Schaden.
Posted by Davide Cusolito on Thursday, July 11, 2024
An der vom Zivilschutz eingerichteten Sammelstelle wurden an die Bevölkerung Masken gegen den Aschenregen sowie Wasserflaschen verteilt. Um gegen medizinische Notfälle rechtzeitig gewappnet zu sein, stehen im medizinischen Zentrum der Insel Ärzte und Pfleger des zuständigen Sanitätsbetriebs sowie Rettungskräfte des italienischen Roten Kreuzes bereit. Die Inselbewohner wurden gebeten, die ersten Stunden nach dem Ausbruch und zumindest bis zum Ende des Aschenregens ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen.
Auf den Nachbarinseln Panarea und Vulcano überwachen die Carabinieri vorsorglich die Strände Zimmari, Sabbie Nere und Levante, die der Vulkaninsel zugewandt sind. Der Bürgermeister von Messina, Federico Basile, forderte die Bürger dazu auf, entlang der tyrrhenischen Küste auf ungewöhnliche Wellenbewegungen zu achten.
Niemand unter den Verantwortlichen möchte darüber sprechen, aber viele von ihnen dürften längst darüber nachdenken, alle Einwohner und die wenigen verbliebenen Touristen von der Vulkaninsel zu evakuieren.
Eine weitere Verschärfung der Lage könnte diese Entscheidung bald unumgänglich machen. Die Inselbewohner sind es seit jeher gewohnt, mit „ihrem Vulkan“ zusammenzuleben, aber die Tatsache, dass die früheren Ausbrüche, die zwar fast täglich geschahen, aber sehr klein waren, längst enormen Explosionen, pyroklastischen Strömen und Lavaflüssen gewichen sind, löst auch bei ihnen ein beklemmendes Gefühl aus.