Von: ka
Lallio/Bergamo – Der Chef eines Unternehmens, das Kosmetikprodukte für Hotels herstellt, ist außer sich. „Ich suche drei Wartungsarbeiter und biete ihnen 3.500 Euro pro Monat, aber die jungen Leute laufen alle weg“, so Danilo Bonassoli, Eigentümer der Albogroup in Lallio bei Bergamo.
Aufgrund der hohen Nachfrage nach den Kosmetikprodukten der Albogroup Srl, die von Seifen über Cremen bis zu Raumdüften und andere Hotelaccessoires reicht, hat die Eigentümerfamilie rund zwei Millionen Euro in zwei neue Produktionslinien investiert, aber Danilo Bonassoli tut sich schwer für sie neue Servicetechniker und Wartungsarbeiter zu finden. „Ein 50-Jähriger ist zuverlässiger als die jungen Leute von heute“, schlussfolgert Danilo Bonassoli, nachdem ihm die Arbeitsagenturen 60 ungeeignete „Interessenten“ geschickt haben.
„Ich suche drei Mitarbeiter, die sofort einsatzbereit sind, und bin bereit, für einen fest angestellten Wartungsarbeiter bis zu 3.500 Euro netto im Monat zu bezahlen. Der ideale Bewerber sollte zwischen 25 und 30 Jahre alt sein. Die Arbeitsagenturen haben mir in den letzten Monaten etwa sechzig Bewerber geschickt, von denen jedoch einer schlechter als der andere war, keiner von ihnen erwies sich als geeignet“, so Danilo Bonassoli, Alleinvorstand der Albogroup mit Sitz in Lallio bei Bergamo, über seine verzweifelte Suche nach Wartungspersonal für seine neuen Produktionslinien.
„Wir haben rund zwei Millionen Euro in zwei neue Produktionslinien investiert, von denen die Letzte im Februar anlaufen soll. Für die neuen Linien brauche ich zwei normale Arbeiter und einen Servicetechniker. Die Monatslöhne, die wir bieten, sind nicht das Problem. Während für Erstere das Grundgehalt 1.600 Euro netto im Monat beträgt, kann ein Wartungstechniker bei uns monatlich bis zu 3.500 Euro verdienen. Die von uns beauftragten Arbeitsagenturen haben uns jedoch nur Ausländer ohne berufliche Qualifikation geschickt, die bisher mit den Jobs ausgekommen sind, die sie gefunden haben. Diese Bewerber wissen bestenfalls, wie man Lastwagen entlädt oder Autos fährt“, erklärt Danilo Bonassoli.
Die Hoffnung des Eigentümers der Albogroup, für sein erfolgreiches Unternehmen geeignete Neueinsteiger zu finden, wird zusehends kleiner.
Dabei gehört die Albogroup in ihrem Bereich zu den erfolgreichsten Unternehmen Italiens. Das im Jahr 1977 mit dem Namen Cosmhotel gegründete Unternehmen produzierte zunächst Einwegseifen für Hotelketten in ganz Europa. Ein kleiner Teil der jährlich 150 Millionen Seifen fand seinen Weg sogar in die Vereinigten Staaten. Bis 2019 konnte ein Jahresumsatz von sieben Millionen Euro erzielt werden, aber als mit Beginn der Pandemie alle Hotels ihre Tore schlossen, brach der Verkauf der Seifen massiv ein.
Die Krise zwang die Eigentümerfamilie, ihre Unternehmensphilosophie zu überdenken und die Produktion um neue Angebote zu erweitern. Mit dem Umzug in die neue Produktionsstätte in Lallio wurde die Produktion von Hotelseifen in allen Pastentypen, Formaten, Gewichten und Verpackungen durch eine neue Linie für die Herstellung von Seifen für die Gastronomie ergänzt.
Nach und nach wurden die Produktionslinien darauf getrimmt, neue Produkte wie Shampoos, Duschgels, Duschshampoos, Intimreiniger, Gesichtsreiniger und feste Bartseife auf den Markt zu bringen, sodass die Albogroup heute nicht nur mehr Hotels, sondern auch Drogerieketten zu beliefern vermag. Das Unternehmen, das heute 15 Mitarbeiter beschäftigt und einen Jahresumsatz von acht Millionen Euro erwirtschaftet, erfreut sich nicht zuletzt dank der erweiterten Produktpalette bester Gesundheit. Um mit der Nachfrage Schritt zu halten, wird in zwei Schichten gearbeitet.
Die vielleicht einzige Sorge des Eigentümers ist, neue Mitarbeiter zu finden. „Welchen Sinn ergibt es für uns, in die Produktionslinie eines innovativen Produkts zu investieren, wenn wir niemanden finden, der bereit ist, sich zu opfern und einen Beruf zu erlernen?“, fragt sich Danilo Bonassoli.
„Kein Italiener hat sich gemeldet, was mich jedoch nicht wundert. Viele junge Leute dieser Altersgruppe arbeiten ein paar Monate und streichen dann die Arbeitslosenunterstützung ein. Wenn sie nach der Arbeitslosigkeit einen neuen Arbeitgeber finden, der sie einstellt, beginnt das Spiel von vorne. Sie leben mit und von ihren Eltern, bis sie vielleicht 40 Jahre alt sind. Wenn sie erfahren, dass sie ab und an auch samstags arbeiten müssen, lehnen sie das Stellenangebot einfach ab“, meint der Chef eines Unternehmens.
Danilo Bonassoli ist zur Überzeugung gelangt, dass die sogenannte „alte Garde“ eher dazu bereit sei, für gutes Geld etwas zu leisten. „Ein 50-Jähriger ist zuverlässiger als die jungen Leute von heute und wäre auch eher bereit, für einen guten Gehalt entsprechend zu arbeiten. Das einzige Problem ist, dass er zu Recht an seinen wohlverdienten Ruhestand denkt“, denkt Danilo Bonassoli an die guten alten Zeiten zurück. Hat der Eigentümer der Albogroup recht?
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