Der neue Strafkatalog für Handydelikte

Tipp Tipp, Lappen weg! – Italientouristen aufgepasst

Dienstag, 08. April 2025 | 10:23 Uhr

Von: Ivd

Rom – Wer in Italien mit dem Handy am Ohr oder beim Tippen am Steuer erwischt wird, muss sich warm anziehen. Touristen sollten besser gleich den Rückflug organisieren oder den Aufenthalt verlängern, denn der italienische Staat greift hart durch. Seit Mitte Dezember gilt der neue Bußgeldkatalog und der hat es in sich: Bis zu 1.000 Euro und zwei Wochen Führerscheinentzug. Man kann nur hoffen, dass man bei gutem Wetter mit Nähe zum Meer erwischt wird, denn der Führerschein wird noch an Ort und Stelle einbehalten.

Schlusslicht Italien

Italien zählt seit Jahren auf allen Verkehrsunfallstatistiken zu den Schlusslichtern: sowohl bei Toten auf Autobahnen pro 1.000 Kilometer, bei Toten pro eine Million Einwohner als auch bei Verkehrstoten insgesamt. Grund dafür sind nicht die überfüllten Straßen in Großstädten wie Rom oder Neapel, sondern viel eher die leichtfertige Einstellung vieler Italiener. Das zeigt sich besonders in der Handynutzung: 8.912 Führerscheinentzüge gab es bereits in den ersten drei Monaten des Jahres – gut 100 pro Tag.

Diese hohen Zahlen kommen nicht überraschend, denn die italienische Regierung hat Mitte Dezember die Strafen für Handydelikte drastisch angezogen. Beim Erstverstoß sind es 250 Euro bis 1.000 Euro und Führerscheinentzug von 15 Tagen bei mehr als zehn Punkten. Bei weiteren Einträgen im Verkehrsregister erhöhen sich die Strafen auf 350 bis 1.400 Euro. Bei einem weiteren Handydelikt innerhalb eines Jahres drohen ein längerer Führerscheinentzug und weitere Strafen. Führt die Handynutzung zu einem Unfall, verdoppelt sich beides pauschal.

Touristen aufgepasst!

Besonders Touristen sollten für die Suche nach dem Weg im Urlaub lieber anhalten, denn auch ihr Führerschein wird rigoros einbehalten. „Es gab Fälle, in denen Touristen ihren Führerschein abgeben mussten und von ihrer Familie nach Hause gefahren werden mussten. Andere warteten 15 Tage auf ihren Führerschein“, berichtete Luigi Altamura, oberster Kommunalpolizist in Verona. Auch im Ahrntal entzog man drei ausländischen Staatsbürgern den Führerschein. Wer anschließend beim Fahren ohne Führerschein erwischt wird, muss sich auf Strafen zwischen 5.000 und 30.000 Euro einstellen.

Die zentrale Frage bleibt jedoch: Trägt die neue Strenge tatsächlich zur Verkehrssicherheit bei? Immerhin zählt Italien seit Jahren zu den Ländern mit besonders hoher Verkehrstotenrate. Mehr als 3.000 Menschen verlieren jährlich ihr Leben auf den Straßen – deutlich mehr als etwa in Deutschland, wenn man die Bevölkerungszahlen berücksichtigt. Es muss also beobachtet werden, ob diese Zahl durch die Maßnahmen tatsächlich sinkt.

Keine Gnade für Mini-Raser

Auch für Geschwindigkeitsüberschreitungen gelten empfindliche Limits. So machte der Fall eines Deutschen vor einigen Wochen die Runde, der wegen 0,22 km/h über der Toleranz zur Kasse gebeten wurde. In seinem Heimatland wäre die Strafe wegen Geringfügigkeit fallen gelassen worden. Italien verschickt die ungebetene Post bereits ab dem ersten Hundertstel über dem Limit, abzüglich der Toleranz.

Ob Sizilien oder Südtirol, ob Autobahn oder Altstadtgasse – allen Verkehrsteilnehmern sollt klar sein: Wer gegen Verkehrsregeln verstößt, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Das gilt ausdrücklich und ohne Ausnahme auch für Touristen. Die Phase, in denen Briefe der italienischen Behörden nicht mehr ins europäische Nachbarland wegen Streitigkeiten zugestellt wurden, ist Geschichte. Ab jetzt heißt es: Zahlen und am besten pronto, denn wer aufschiebt, zahlt im Zweifel noch mehr.

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